Anschlag von rechts von Reiner Engelmann

Reiner Engelmann Anschlag von rechts

Mitten unter uns: Rechtsextremismus heute

Irgendwo mitten in Deutschland treffen sich drei Freunde auf ein Feierabendbier. In den sozialen Netzwerken haben sie sich schon an ausländerfeindlichen Pöbeleien beteiligt. Wenige Stunden später werfen sie einen Molotowcocktail in eine Flüchtlingsunterkunft und werden so zu Verbrechern. Reiner Engelmann recherchiert die Hintergründe dieser schrecklichen Tat und dabei wird deutlich: rechtes Gedankengut und Fremdenfeindlichkeit sind in der Mitte unserer Gesellschaft angekommen und viel zu lange unbeachtet geblieben.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Lari heldenlama

    Diese Rezension fällt mir sehr schwer, weil mich dieses Thema sehr bewegt und es mir schwer fällt keine Wertung über die Menschen abzugeben die hier beschrieben wurden. Reiner Engelmann erzählt stellvertretend für abertausende von Flüchtlingen die Geschichten von Frozan einem 11 jährigen Mädchen aus Afghanistan, Mathuk aus Somalia, Akilah aus Syrien, Familie Khosa aus Pakistan und Mary aus Simbabwe – sie alle wuchsen zwischen Krieg und Bomben auf. Terror, Tod und Bomben waren ihre täglichen Begleiter. Sie alle haben den weiten Weg aus ihrem Heimatland überlebt und sind sicher in P. angekommen. Es tat wirklich weh zu lesen, mit welcher Selbstverständlichkeit schon kleine Kinder über den Tod gesprochen haben und was für schreckliche Schicksale sie durchlebt haben. Reiner Engelmann hat dieses Thema sehr sensibel aufgegriffen und wertfrei berichtet. Er urteilt weder über die Täter noch über die Opfer, er erzählt ihre Geschichten und hinterlässt einen aufgewühlten, betroffenen Leser mit einer eigenen Meinung. Parallel zu den Opfern lernen wir auch die Täter und ihr Umfeld kennen. Sehr viel passiert hier über sozialen Netzwerken, dort gibt es sehr viele Hasskommentare und Parolen, rechte Musik wird ausgetauscht und eigentlich jedem Ausländer der Tod gewünscht. Ich hatte allerdings von vorn herein den Eindruck, dass sie gar nicht richtig wissen was für Folgen ihr Verhalten hat, dass sie teilweise einfach nur Mitläufer sind, die irgendwo dazugehören wollen. Hier hat das Elternhaus versagt, sich nicht gekümmert, erste Warnsignale nicht ernst genommen oder schlichtweg nicht sehen wollen! Ich fände es wichtig, dass dieses Buch sowohl an Eltern als auch an Schulen gleichmaßen ausgegeben wird, damit die Menschen rechtzeitig aufgeweckt werden, damit sie sehen und verstehen und vorallem noch eingreifen können bevor es zu spät ist! Die nächsten Teile beschreiben die Gerichtsverhandlung und die Gespräche mit ihren Anwälten. Der letzte Teil dann geht um die Urteilssprechung. Im Anhang finden wir eine sehr detaillierte Auflistung von Begriffen oder Symbolen die mit dem Thema Nationalsozialismus und Fremdenhass zu tun haben. Gerade für Eltern finde ich den Abschnitt sehr aufschlussreich! Für mich war das Buch sehr interessant und ich bin nur so über Seiten geflogen und habe es in Rekordzeit beendet. Der Schreibstil ist sehr angenehm und für Jugendliche sicher leicht zugängig. Das heikle Thema wurde sehr sensibel ohne in eine bestimmte Richtung zu drängen bearbeitet und regt zum Nachdenken an.
  • Von: Kristine liest

    Nüchtern, emotionslos, eigentlich wie ich mir eine Gerichtsakte vorstelle, schreibt Reiner Engelmann über einen feigen Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim. Dieser Stil hebt "Anschlag von rechts" von anderen Jugendbüchern ab und passt sehr gut zum Inhalt, der nicht darauf abzielt, ein spannungsgeladener Roman zu sein. Beginnend mir einem Prolog und einem "Vorboten" genannten Kapitel wird der Leser in das Buch geführt. Vorboten findet man überall seit längerer Zeit und es liegt mehr denn je an jedem einzelnen von uns, diese nicht zu übersehen, sondern laut dagegen anzugehen. Daran anschließend lesen wir von fünf Schicksalen, von Menschen, die aus ihrer Heimat aus den unterschiedlichsten Gründen geflohen sind. In Teil 2 des Buches sind wir Zeugen der Tat und lernen die drei Täter kennen, drei Menschen, die logischerweise dem Klischee eines Wutbürgers zu 100% entsprechen. Im letzten Teil begleiten wir die Gerichtsverhandlung und erfahren das Urteil. Bezeichnend, wie diese drei rassistischen Täter von ihrem Umfeld gesehen wurden: "Es seien im Grunde doch ganz anständige Leute. Nett, hilfsbereit, zur Stelle, wenn man sie brauchte." ( S. 162) Im Nachwort geht Reiner Engelmann auf die unterschiedlichen Ursachen und Gründe ein, die Menschen dazu bringen können, ihr eigentliches Leben und ihre Existenz aufzugeben und ins Ungewisse zu fliehen - absolut lesenswert und wichtig. Abgeschlossen wird "Anschlag von rechts" mit einem ausführlichen Glossar, in dem rechtsextreme Symbole und Codes erklärt werden, sowie Musik und Bekleidung. "Ein Zeitzeuge, der den Holocaust überlebt hat, sagte mir einmal, Konzentrationslager seien nicht von heute auf morgen wie Pilze aus dem Boden geschossen. Viele kleine Dinge seien es gewesen, die sich im Laufe der Jahre aufgetürmt hätten. Das Schlimmste sei der Hass gewesen." ( S. 170) Fazit:
  • Von: Bücherhausen

    Die Flüchtlingskrise ist ein Thema, welches uns alle betrifft. Es gibt Menschen, die empfinden Angst vor den vielen Asylsuchenden, die ins Land kommen, andere empfinden sogar Hass auf alles Fremde. In der Vergangenheit gab es viele Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte. Reiner Engelmann hat in seinem Buch „Anschlag von rechts“ versucht die Hintergründe näher zu beleuchten. Was treibt einen Menschen dazu an, solch eine Tat zu vollziehen und dabei in Kauf zu nehmen, dass Flüchtlinge, die dachten sie seien hier unter uns nun endlich in Sicherheit, wieder in große Angst um ihr Leben versetzt werden. Ein Buch, welches unbedingt im Schulunterricht zum Einsatz kommen sollte. Reiner Engelmann (geboren 1952) studierte Sozialpädagogik und machte sich in den Bereichen der Leseförderung, der Gewaltprävention und der Kinder- und Menschenrechtsbildung stark. Außerdem organisierte er für Schüler aber auch für Erwachsene regelmäßige Ausflüge nach Auschwitz. Er ist Autor von Anthologien und Büchern zu gesellschaftlichen Brennpunktthemen. „Die nationalsozialistische Vergangenheit ist in den Köpfen vieler Menschen Gegenwart.“ (Seite 159) Dieses Buch beschreibt eine wahre Begebenheit. Es handelt von einem Brandanschlag auf ein Asylbewerberheim, welches durch drei Täter begangen wurde. Der Autor beleuchtet zunächst einige Geschichten von Asylbewerbern aus Afghanistan, Somalia, Syrien, Pakistan und Simbabwe. Dann beschäftigt er sich mit der Tat an sich, der Untersuchung des Falls und dessen Urteils. Man könnte meinen, dass bei solch einem Buch die Opfer, also die Asylbewerber, im Vordergrund stehen. Dem ist aber nicht so. Sicherlich beschreibt der Autor die verschiedenen Wege, die diese auf sich genommen haben, um das rettende Land, nämlich Deutschland, zu erreichen. Auch erzählt er, wieso sie aus dem einem oder dem anderen Land fliehen mussten. Allerdings schlägt Herr Engelmann hier einen eher sachlichen, nüchternen und knappen Ton an. Er macht klar, was die Flüchtlinge durchmachen mussten, welche schlimmen Schicksale sie zu uns gebracht haben. Im zweiten Teil des Buches beleuchtete Engelmann, soweit möglich, die Hintergründe des Brandanschlags und die Vergangenheit der Täter. Hier stellte sich mir oftmals die Frage, ob man wirklich so naiv, unwissend und manchmal auch dumm sein kann. Und es wird deutlich, dass die rechtsextreme Bewegung genau solche unwissenden Menschen, Menschen die sich von der Gesellschaft nicht angenommen fühlen, rekrutiert. Sozialschwache Klassen scheinen leichte Beute zu sein. Viele von ihnen hinterfragen nicht, sie sind einfach Mitläufer. Andere sind mit ihrer Lebenssituation unzufrieden und suchen die Schuld bei anderen, anstatt bei sich selbst. Interessiert hätte mich hier auch das Alter der Täter. Sind sie noch jung und somit unbedarft und unerfahren, oder haben sie bereits ein Alter erreichen, in welchem sie es eigentlich besser wissen müssten? Auch die Mütter der Täter kommen zu Wort. Ganz deutlich wird hier, dass sie gesehen haben, wie die eigenen Kinder auf die schiefe Bahn geraten. Sie waren der Sache aber nicht gewachsen, wussten nicht, wie sie sich durchsetzen sollten oder schätzten die Situation nicht richtig ein. Sie sehen ihre Kinder immer in einem anderen Licht, wollen sie beschützen und sehen nur die guten Seiten in ihnen, aber nicht die schlechten oder gar gefährlichen. „Im Bewusstsein dessen müssen wir die Ängste und Sorgen der Menschen ernst nehmen und dafür brauchen wir Aufklärung, Bildung und vor allem Geduld. Etwas, das sich über Jahre hin entwickelt hat, lässt sich nicht von heute auf morgen umkehren. Aber wir sollten besser heute als morgen damit beginnen.“ (Seite 159) Im Anhang fasst der Autor die aktuelle Situation nochmals kurz aber präzise zusammen. Wie viele (oder wenige) Menschen kommen tatsächlich in unser Land? Wie viele davon sind Kinder? Welche Anzeichen von Rechtsextremismus sind in Kleidung, Musik oder Symbolik zu finden? Das Buch war schnell gelesen und besonders der Anhang war sehr interessant. Es ist sicherlich eine gute Lektüre für den Schulunterricht, auch um den Schülern die Angst vor dem Fremden zu nehmen und ihnen klar zu machen, dass die Flüchtlinge nicht freiwillig ihre Heimat verlassen, sondern dazu gedrängt werden. Denn es hieß Leben oder Sterben. Natürlich entscheidet man sich dann für das Leben, vor allem wenn die eigenen Kinder in Gefahr geraten. Doch auch der Weg in die Sicherheit ist lebensgefährlich. Das Buch ist sehr faktisch und wenig emotional, aber das ist wichtig, da es nicht vorschnell verurteilt, sondern die Hintergründe aufdeckt ohne dabei zu verharmlosen. Das gesprochene Urteil des Richters macht nochmals deutlich, dass dieser Brandanschlag (zum Glück ohne Opfer) keine Lappalie ist, sondern bereits traumatisierte Menschen in tiefe Angst versetzt hat. Ein Buch, welches auffordert über die eigenen Gedanken zu reden. Reiner Engelmann nimmt klar Stellung gegen Hass und Gewalt, er sieht Flüchtlinge, die Hilfe suchen, als eine Bereicherung für unsere Gesellschaft an. „im Jahr 2015 (waren) insgesamt 65,3 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. […] Rechnet man das auf die Tage eines Jahres um, so machten sich täglich 34.000 Menschen auf die Flucht. Gut die Hälfte von ihnen waren Kinder. […] nur ein geringer Teil (davon erreichte) die Europäische Union, nämlich 14 Prozent.“ (Seite 163)
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