Das versunkene Dorf von Olivier Norek

Olivier Norek Das versunkene Dorf

Bei der Festnahme eines Drogendealers erleidet die Kommissarin Noémie Chastain eine schwere Schussverletzung: Fortan ist eine Hälfte ihres Gesichts entstellt. Weil man ihr nicht mehr zutraut, ein Team zu führen, wird sie gegen ihren Willen aus Paris in die Provinz verbannt: Nach beschaulichen Wochen taucht auf dem See eine Tonne mit einem längst verwesten Leichnam auf, wodurch Noémie auf die Vorgeschichte Avalones stößt: Vor 25 Jahren wurde das Dorf evakuiert, überflutet, die Bewohner mussten dem neu geschaffenen Stausee weichen und wenige Kilometer entfernt im neuen Avalone leben. Doch drei Kinder kamen damals nicht mit ...

Das Spiel von Verbergen und Wiederauftauchen prägt diesen Roman, dessen raffinierte Dramaturgie Noémies Geschichte mit der des Dorfes verschränkt.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: MarcoL

    Noémie Chastain, Kommissarin in der Drogenabteilung der Pariser Einsatzgruppe „Bastion“, wird bei einem Einsatz schwer verletzt. Ein Schuss mit einer Schrottflinte in ihr Gesicht ändert ihr Leben von Grund auf. Auch wenn die Genesung voranschreitet, so bleiben nicht nur äußerliche Narben zurück. Das schöne Antlitz bleibt für den Rest ihres Lebens entstellt – und damit muss sie klarkommen, was ziemlich schwierig wird. Das Trauma sitzt tief, ihr Lebensgefährte verlässt sie umgehend, und ihr Chef setzt sie aufs Abstellgleis, um seine Mitarbeiter zu schützen. Diese sollen sich durch Noémies Aussehen nicht in ihren oftmals gefährlichen Einsätzen einschüchtern lassen. In der tiefen Provinz soll sie ein Kommissariat überwachen, um festzustellen, ob dieses überhaupt noch benötigt wird. Aber für Noémie, die letztendlich diesen verächtlichen Job übernimmt, nur um eines Tages wieder zurück in ihre geliebte Großstadt zu gelangen und an ihre Arbeit anknüpfen kann, verändert sich in diesem Monat doch einiges. Just an ihrem letzten Tag im Dorf Avalone, welches 25 Jahre zuvor einem Staudammprojekt weichen musste, und ein paar Kilometer weiter neu aufgebaut wurde, wird eine Leiche entdeckt. Und es wäre nicht Noémie, und ihre Liebe zu ihrem Beruf, um nicht sofort mit den Ermittlungen zu beginnen. Und diese führen in die Vergangenheit des Dorfes und der Menschen, die dort in einer Pseudoidylle miteinander zu leben versuchen. Der Krimi ist ein Pageturner, spannend und gut geschrieben vom ersten bis zum letzten Buchstaben. Auch wenn das Ende vielleicht etwas zu hinausgezögert wurde mit mehr als einer überraschenden Wendung (aber auch in einer gewissen Weise vorhersehbar). Was mir besonders gut gefallen hat ist die Entwicklung und Gestaltung der Charaktere. Diese kommen absolut authentisch rüber, zeigen ihr menschliches Wesen mit allen Vor- und Nachteilen. Es gibt keine Superhelden, auch nicht bei den Einsatzgruppen. Dem Autor ist es gelungen, einen psychologisch sehr gut aufgearbeiteten #Krimi zu verfassen, der einen nicht mehr loslässt (und mich auch abseits der Lektüre zeitweise in meinen Gedanken verfolgte). Der Ort Avalone samt dem Staudamm ist fiktiv, allerdings eingebettet in eine reale Landschaft mit existierenden Ortsnamen im Süden Frankreichs. Ganz große Leseempfehlung für alle Freunde von Krimis und Spannungsliteratur.
  • Von: Chris

    Nicht alles, was vermeintlich perfekt versteckt ist, bleibt verborgen. In Olivier Noreks spannendem Krimi wird die, bei einer Schießerei entstellte Noemie zwangsversetzt in ein französisches Provinz-Dorf, in dem es angeblich eine so niedrige Verbrechensrate gibt, dass die dortige Polizeistation wegrationiert werden soll. Aber wo die, von ihren inneren Dämonen verfolgte Kommisarin ermittelt, bleibt es nicht lange ruhig. Bald wird ein lange vermisstes, totes Kind gefunden und zwar ausgerechnet im Stausee, der das ursprüngliche Dorf überflutet hat. Noemi macht sich mit ihrem Dampfwalzencharme gefährliche Feinde, aber auch neue gute Verbündete. Nicht zuletzt den schwer misshandelten Hund eines ehemaligen Fremdenlegionärs. Nachdem ich „All dies ist nie geschehen“ vom selben Autor als eins meiner Jahreshighlights empfand, hab ich mir sofort das einzig andere übersetzte Buch von Herrn Noret gekauft. Es hat mir gut gefallen, wenn es auch nicht ganz heranreicht. Trotzdem kann ich es jedem Krimifan nur ans Herz legen, sich mit Norets Büchern zu befassen. Es lohnt sich. Leider ist mein Französisch zu schlecht, um die anderen Romane im Original zu lesen, deshalb hoffe ich auf viele weitere deutsche Buchkäufer:innen, damit bald weitere Werke des Autors übersetzt werden.
  • Von: Elke Heid-Paulus

    Dreißig Sekunden, eine Kugel…und plötzlich ist alles anders. Diese leidvolle Erfahrung muss Noémie Chastain machen, als ein Einsatz des Pariser Drogeneinsatzkommandos aus dem Ruder läuft. Der Verdächtige schießt um sich, eine Kugel trifft die Kommissarin mitten ins Gesicht. Sie kann gerettet werden, doch trotz Operation bleibt die linke Seite entstellt. Zwar kämpft sie sich mit Hilfe eines Therapeuten ins Berufsleben zurück, muss aber nach ihrer Rückkehr feststellen, dass sie vorerst den Platz in ihrem Team verloren hat. Übergangshalber soll sie für einen befristeten Zeitraum im okzitanischen Département Aveyron eine Dienststelle überprüfen, die vor der Schließung steht. Die dortige Verbrechensrate tendiert gegen Null, die Personalkosten stehen in keinem Verhältnis dazu. So weit, so gut. Doch kurz bevor ihre Zeit dort abgelaufen ist und die Rückkehr nach Paris ansteht, treibt in dem nahegelegenen Stausee von Avalone ein Plastikfass an die Oberfläche, in dem die verweste Leiche eines Kindes liegt. Und schon ist Noémie Chastain mitten in einem Fall, der nie aufgeklärt wurde. Als vor fünfundzwanzig Jahren das alte Dorf geflutet wurde, verschwanden drei Kinder spurlos, ob tot oder entführt, konnte nicht geklärt werden. Es gab zwar einen verdächtigen Wanderarbeiter, aber keine Beweise für seine Beteiligung, und das Schicksal der Kinder konnte nicht geklärt werden. Bis jetzt, auch wenn die Kommissarin gegen den Widerstand der Dörfler ermitteln muss, die eine Mauer des Schweigens um die Vergangenheit errichtet haben. Aber noch weiß sie nicht, dass sie sich damit in große Gefahr begibt. Das titelgebende „versunkene Dorf“ als Schauplatz für diesen gleichnamigen Kriminalroman zu wählen, bringt eine ganz besondere Atmosphäre mit sich. Packende Spannung, mit jeder Menge falscher Fährten. Geheimnisvoll und etwas gruselig, wenn man darüber nachdenkt, welche Geschichten, welche Schicksale mit den Wasserfluten untergegangen sein könnten. Norek fängt dies mit stimmungsvollen, aber nie banalen Beschreibungen ein, macht oft nur Andeutungen und überlässt es der Fantasie des Lesers, die Leerstellen zu füllen. Bei der Beschreibung der Polizeiarbeit hingegen ist er sehr präzise und realitätsnah, was nicht weiter verwundert, da er ausgebildeter Polizist ist und auch achtzehn Jahre in diesem Beruf gearbeitet hat. „Surface“, so der Originaltitel dieses Kriminalromans, wurde verdientermaßen mit dem Prix Maison de la Presse, dem Prix Relay, dem Prix Babelio-Polar und dem Prix de l'Embouchure ausgezeichnet. Nachdrückliche Leseempfehlung!
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