Die Spur des Schweigens von Amelie Fried

Amelie Fried Die Spur des Schweigens

Journalistin Julia schlägt sich mühsam als freie Schreiberin durch und träumt von der großen, investigativen Story. Sie erhält einen Hinweis auf mögliche sexuelle Übergriffe in einem renommierten Forschungsinstitut. Der Me-too-Debatte überdrüssig, geht sie dem Verdacht zunächst nur halbherzig nach. Als sich aber die erste Betroffene bei ihr meldet und Julia den attraktiven Hauptverdächtigen kennenlernt, ist ihr Reporterinnen-Instinkt geweckt.

Am Institut stößt sie auf ein gefährliches Gemisch aus Machtmissbrauch, Schweigen und Vertuschung – und auf eine schockierende Verbindung zu ihrem Bruder Robert, der zwölf Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Plötzlich muss Julia sich unangenehme Fragen stellen: Was hat Robert mit dem Selbstmord einer chinesischen Doktorandin zu tun? Warum wurde seine Leiche nie gefunden? Hat sie all die Jahre etwas übersehen?

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: B.Stegen

    Die Geschichte ist spannend aufgebaut durch die beiden Handlungsstränge: Julias Recherche für die Story über einen übergriffigen Wissenschaftler eines renommierten Instituts (die sie zunächst am liebsten ablehnen würde) und die verzweifelte Suche nach ihrem Bruder Robert, die Julia seit vielen Jahren umtreibt. Extra spannend fand ich die eingebetteten Erzählungen Roberts bis zu seinem rätselhaften Verschwinden. Die Handlung ist fesselnd erzählt und hält die am #MeToo-Thema interessierte Leserin bis zum Schluss fest im Griff. Super.
  • Von: Annette Traks

    Das Buch beginnt mit dem Jahr 2007, als die freie Journalistin Julia Feldmann einen Anruf von ihrem Vater erhält, der sie bittet, sofort zu ihren Eltern zu kommen: Ihr Bruder Robert ist während eines Trekking-Urlaubs in Norwegen spurlos verschwunden. Die Recherchen der Polizei legen einen tödlichen Unfall nahe. Dieser Meinung schließt sich bald auch die Familie an, denn es gibt keinen einzigen Hinweis darauf, dass Robert noch lebt. 12 Jahre später: Julias Vater ist inzwischen gestorben, ihre Mutter dement, Julia (39) ist nach wie vor Single und lebt von mäßig bezahlten Schreib-Jobs. Eines Tages gibt der befreundete Chefredakteur einer Gesundheits-Journals ihr einen Artikel zum Lesen, in dem von der Preisverleihung an eine Wissenschaftlerin die Rede ist. In einem Kommentar erwähnt diese, dass weibliche Forscherinnen oft Mobbing und Übergriffen ausgesetzt seien. Eigentlich ist Julia von der Me-too-Debatte genervt und will den ent-sprechenden Recherche-Auftrag am liebsten ablehnen. Doch in dem Artikel wird ein Institut genannt, in dem ihr vermisster Bruder als biologisch-technischer Assistent gearbeitet hatte. Halbherzig beginnt sie dort mit einer Befragung, nicht ahnend, welchen Stein sie ins Rollen bringt. Als sich eine chinesische Assistentin aus dem Institut bei ihr meldet und von sexuellen Übergriffen berichtet, ist der Ehrgeiz der Journalistin geweckt. Bei ihren Recherchen kommt sie dem attraktiven Hauptbeschuldigten näher als sie es eigentlich dürfte, deckt Machtmissbrauch, sexuelle Übergriffe sowie Missbrauch auf, begegnet gleichzeitig aber einer „Spur des Schweigens“ bei einigen Betroffenen. Parallel dazu erfährt sie Bestürzendes über ihren Bruder. Resümee: Die Handlung besteht im Wesentlichen aus zwei Hauptsträngen. Rückblenden vor allem ins Jahr 2007, in dem Robert verschwand, schildern seine private und die Situation im Forschungsinstitut zu der Zeit. Julias Gedanken wandern aus der Gegenwart auch oft in ihre Kindheit und Jugend zurück, drehen sich dabei in erster Linie um die Verbindung zu ihrem Bruder und die innerfamiliären Beziehungen. Das Gegenwartsgeschehen ist 12 Jahre später angesiedelt, als Julia an einem Artikel über Mobbing, Macht- und sexuellen Missbrauch am Institut schreibt. Bei der Recherche stößt sie auf Roberts Namen, was sie veranlasst, auch nachzuforschen, was sich damals speziell in seinem Umfeld ereignet hat. Die Handlung ist sehr vielschichtig und komplex. Ich hatte beim Lesens stets den Eindruck, dass Amelie Fried als Vorbereitung zum Buch eine umfangreiche Aufstellung mit vielen unterschiedlichen Mann-Frau-Beziehungen und -Persönlichkeiten angefertigt und daraus resultierend deren Umgang miteinander in den verschiedensten Situationen abgeleitet hat. Dieser hervorragenden schriftstellerischen respektive journalistischen Arbeit gebührt Anerkennung. Während des Schreibens hat sie dann Situationen geschaffen, in denen diese zahlreichen Konstellationen in vielen Einzelszenen die Handlung bestimmen. Das hat auf mich oft zu gewollt, konstruiert und daher „unrund“ gewirkt … gerade so, als ob die Autorin ihre Liste abgearbeitet hat. Allerdings verhindert genau diese Anlage des Plots eine einseitige Darstellung und bietet viel Gelegenheit zur Reflexion des komplexen Stoffes um männliche Anmache, Übergriffigkeit, sexuellen und Machtmissbrauch … und die Reaktion der betroffenen Frauen darauf. Zum Teil ist der Roman so spannend wie ein Krimi. Die Person der Protagonistin Julia ist sehr / zu problembeladen – wobei es mit fortschreitender Handlung in Bezug auf die genannten Punkte etliche positive Veränderungen gibt: • der Verlust des Bruders beschäftigt sie nach wie vor sehr, sie hat ihn noch nicht komplett verarbeitet, • sie muss sich um ihre demente Mutter kümmern und schließlich dafür sorgen, dass sie adäquat betreut wird, • immer noch Single, schätzt sie sich selbst als beziehungsunfähig ein, und scheut sich vor einer engen Bindung, • beruflich schleppt sie sich von einem mäßig bezahlten Auftrag zum nächsten, • dann wird ihr auch noch die Wohnung gekündigt, • ihre Probleme und Sorgen ertränkt sie meist in zu reichlichem Alkoholkonsum. Gut, dass ihre beiden besten Freundinnen sie immer wieder „auffangen“. Fazit: ein sehr lesenswerter Roman, der in seiner Vielschichtigkeit viel Stoff zur Reflexion bietet.
  • Von: Sabine Seifert

    Die Spur des Schweigens Ich habe mich sehr auf das neue Buch von Amelie Fried gefreut, von dem ich in einer TV-Sendung erfahren habe, bei der sie kurz vor der Veröffentlichung zu Gast war. Ihre Laufbahn als Moderatorin und Autorin verfolge ich schon seit vielen Jahren und schätze die Qualität ihrer Arbeit, an die sie auch selbst hohe Ansprüche stellt. In ihrem aktuellen Werk setzt sich die Journalistin Julia, deren berufliche Laufbahn bisher von mäßigem Erfolg gekrönt ist, durch ein neues Projekt an einem Forschungsinstitut mit Recherchen zum Thema sexuelle Übergriffe auseinander. Dabei stößt sie auf Zusammenhänge mit dem plötzlichen Verschwinden ihres Bruders zwölf Jahre zuvor, welches bisher nicht aufgeklärt werden konnte. In einem zweiten Handlungsstrang erfährt man mehr über diese Ereignisse. Die erneute Suche nach ihrem Bruder und ihre Bemühungen, die Hintergründe der Geschehnisse am Institut aufzudecken, beeinflussen zunehmend Julias bisher eher tristes Privatleben. Weitere Themen wie der Umgang mit den alternden Eltern oder die alltäglichen Herausforderungen alleinerziehender Elternteile, Alkoholkonsum und Diäten werden in die Handlung eingebaut und machen diese echt und lebensnah. Als Leser wird man auch dazu angehalten, sich neben den Mustern, nach denen Missbrauchs-Situationen entstehen, mit der Rolle der Missbrauchsopfer und den persönlichen Konsequenzen des an die Öffentlichkeit Gehens auseinanderzusetzen. Dadurch versteht man, warum immer noch so häufig geschwiegen wird. Die Mechanismen der sozialen Medien werden dabei ebenfalls beleuchtet. Die Autorin bindet mit ihrem gekonnten Erzählstil eine Vielzahl schwieriger aktueller Themen in eine zugleich spannende und emotionale Geschichte ein.
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