Ein Buch mit drei kurzen Krimis: Fälle, in denen es, man erfährt es Stück für Stück, um viel mehr geht, als man auf den ersten Blick erkennen kann.
Bewunderung
Ein nicht adressiertes Kuvert in der Nähe in der Wohnungstüre: Anna Kowalski zögert, bevor sie es an sich nimmt. Ist es überhaupt für sie? Darauf ein kleines gezeichnetes Herz, darin ein Schlüssel mit einer Nummer. So wenig das ist, so sehr regt es doch Annas Fantasie an. Ein heimlicher Verehrer könnte es sein, der das Kuvert dort ablegte, sie überlegt, welcher der Männer, die sie kennt, dafür infrage kommt.
Als sie sich später auf den Weg macht, um den Schlüssel an einem Schließfach im Bahnhof auszuprobieren, setzt sie eine Kette von Ereignissen in Gang, deren Ausmaß sie nicht kennt. Für sie in diesem Moment nur ein aufgeregtes Kribbeln im Bauch; doch es bleibt im Dunklen, worum es wirklich geht …
Buße
Der Mann, er ist der Ich-Erzähler, bewohnt einen einsam gelegenen Hof. Zwei Islandpferde sind seine Gesellschaft, seine Fahrten mit dem Bus in die Provinzhauptstadt, zweimal in jeder Woche, sind sein Kontakt zur Zivilisation.
Was sind das für Gedanken, die ihn bewegen, als er zum ersten Mal bei einer dieser Busfahrten das Mädchen sieht. Sie liest in einem Buch, am Ziel steigt sie aus, anscheinend ist sie auf dem Weg ins Gymnasium. Der Mann muss herausfinden, woher sie kommt, etwas nähert sich, ein Vorgang, rückt näher, er trifft immer mehr Vorbereitungen dafür.
Alles scheint umsonst, also das Mädchen eines Tages nicht im Bus sitzt. Er ist verwirrt und die Verwirrtheit legt sich auch nicht, als er das Mädchen bei seiner nächsten Fahrt wieder sieht. Doch sie ist verändert, sie ist verletzt. Jetzt muss er etwas unternehmen und er weiß inzwischen, wo das Mädchen wohnt.
Ein Fremder klopft an deine Tür
Wenn man jemandem diese Geschichte erzählt, wird sie niemand glauben. Und doch geschah es so vor 19 Jahren. Es klopfte an der Türe von Judith Müller. Draußen ein Mann, den sie nicht kannte. Der Unbekannte bat darum, hier übernachten zu dürfen. Er war zurückhaltend. Es war Judith, die den ersten Schritt machte.
Am Ende hatte sie eine Tochter, Nora, der sie nicht erklären konnte und wollte, wer ihr Vater ist: nämlich ein Räuber und Mörder. Jetzt, mit Noras 18. Geburtstag, nähert sich auch der Tag, an dem Judith ihrer Tochter endlich die ganze Wahrheit berichten wird; das hat sie ihr versprochen.
Zusammengefasst:
Jede der drei Geschichten ist raffiniert aufgebaut, toll geschrieben und mit dem genau richtigen Timing erzählt. So sehr sie sich inhaltlich voreinander unterscheiden, so haben sie doch gemeinsam, wie Hakan Nesser quasi unerbittlich die Spannung aufbaut und dabei zugleich alles im Unklaren lässt. Es ist ganz unmöglich vorauszusehen, in welche Richtung sich die Handlung entwickelt, es ist nicht erkennbar, wer zu den Guten, wer zu den Bösen gehört, ob es überhaupt eine Person gibt, die man so einordnen kann.
Im Klappentext liest man zwar auch von Kommissar Jung, was in gewisser Weise irreführend ist. Denn der, wie überhaupt die Polizei, spielt hier nur eine kleine Nebenrolle und nur in „Bewunderung“ sind Jung und seine Kollegen überhaupt direkt in das Geschehen eingebunden.
Ein Buch, das mich von Anfang bis Ende außerordentlich beeindruckt, angesiedelt zwischen Krimi, Thriller und Suspense. Die Wendungen, die am Ende alles erklären, mögen überraschend sein, erklären aber auch alles schlüssig, was man zuvor gelesen hat.
Das, im Zusammenspiel mit den von Nesser überzeugend entwickelten Charakteren, ergibt am Ende ein nicht nur für Krimifans überaus empfehlenswertes Buch
Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen
Von: Andreas
Von: Pepperlikesleeping/Nadinewiedmaier
Von: Igela
Von: Lilli33