Mit seinem neuen Roman „Holly“ kehrt der amerikanische Bestsellerautor Stephen King einmal mehr zu der aus der „Mr. Mercedes“-Trilogie bekannten Holly Gibney und ihrer Detektei „Finders Keepers“ zurück. Doch während in den Vorgängerwerken immer wieder übernatürliche Elemente eine große Rolle spielten, ist der Schrecken, dem die Privatermittlerin dieses Mal entgegentritt, durchaus real. Aber das macht das Szenario nicht weniger bedrohlich.
Viel hat sich seit den letzten Auftritten von Holly Gibney geändert, nicht nur für die Protagonistin, deren Mutter mittlerweile verstorben ist, sondern im ganzen Land. Wir schreiben das Jahr 2021, Corona hat die Gesellschaft im brutalen Würgegriff und nach der Präsidentschaftswahl 2020 ist das Land tief gespalten in Trump-Anhänger und Gegner. Corona und Trump, das waren zwei der großen Themen, die King in den letzten Jahren bewegten. Und das spiegelt sich auch in „Holly“ wieder. Kings Charaktere sind entweder Trumpisten und Coronaleugner, wie beispielsweise Hollys Mutter, die natürlich an Corona (oder wie es die Mutter von Barbara Robinson ausdrückt: „an ihrer eigenen Dummheit“) gestorben ist, oder Menschen, die die Situation akzeptieren und versuchen, das Beste daraus zu machen. Durch den Tod ihrer Mutter und die dadurch resultierende Erbschaft wird Holly zur finanziell unabhängigen Frau, die sich Gedanken über ihr weiteres Leben macht.
In dieser Situation erhält sie den verzweifelten Anruf von Penny Dahl, deren Tochter Bonny vor einigen Wochen verschwunden ist. Da die Polizei nicht weiterkommt, soll Holly in dem Fall ermitteln und herausfinden, was passiert ist. Und so beginnt Holly zu ermitteln und aufzudecken, was King den Leserinnen und Lesern schon ganz am Anfang offenbart: Bonny wurde von den über achtzigjährigen Akademikern Emily und Rodney Harris entführt, die glauben, durch den Genuss von Menschenfleisch ihre Gesundheit wiederherstellen zu können.
Obwohl Täter und Motiv dem Publikum also schon von Anfang an bekannt sind, schafft King es dennoch, die Spannung hochzuhalten. Denn wie schon so oft ist der Roman mehr als „nur“ ein Thriller oder „Horrorroman“. „Holly“ ist vielmehr die Beschreibung einer tief gespaltenen Gesellschaft mit teilweise stark rassistischen Tendenzen. Er ist aber auch, verkörpert durch das Geschwisterpaar Barbara und Jerome Robinson, eine Liebeserklärung an Literatur und Poesie, wie King sie bereits in seiner Autobiographie „Vom Leben und Schreiben“ und seinem Roman „Billy Summers“ zum Ausdruck brachte. Allerdings verweigert er uns hier das komplette Happy-End, denn am Ende seines neuen Werkes steht die erschütternde Erkenntnis: „Das Böse ist einfach grenzenlos.“
Für mich ist „Holly“ eines der brutalsten Werke Kings, denn hier ist die Bedrohung real und ähnlich wie bei „Sie“ ohne irgendwelches übernatürliches Beiwerk. Die ständige Erwähnung von Corona fand ich persönlich etwas drüber, aber okay, das ist nunmal das Thema, das King in den letzten Monaten neben Donald Trump am meisten bewegt hat.
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