Fellinger lebt in einem Dorf im östlichen Niederbayern, irgendwo in Grenznähe von Tschechien und Österreich. Er ist Lebensmittelkontrolleur („Kakerlackenfahnder“), der es zur Polizei nicht geschafft hat, jedoch den Anspruch hat, mit seinen „detektivischen Recherchen“ polizeiliche Angelegenheiten aufzuklären. Dementsprechend gibt er sich viel Mühe, den aktuellen Fall aufzuklären. Einige Tote (aus Vergangenheit und Gegenwart), eine Vermisste und viele Mitmenschen, mit denen Fellinger zum größten Teil aufgewachsen ist und seit jeher kennt speile hier eine Rolle. Er nutzt sein „Netzwerk“ aus, um an Informationen heranzukommen, so dass zum Schluss die Zusammenhänge -gut verknüpft - zur Aufklärung führen.
Eigentlich... ein leichter Regionalkrimi, wie viel Andere auch, die zurzeit sehr modern sind, Nicht zu verwechseln mit den sehr guten deutschen Krimis/Thriller à la Neuhaus, Fitzek & Co.
Fellinger erzählt die Geschichte selbst, er philosophiert über seinen Beruf, seine Mitmenschen, seinen Alltag, verliert sich in Monologen und Gedankengänge, die oft kein Ende nehmen und somit der Handlung einige Male den Schwung und die Spannung nehmen.
Die Sprache, der Ton ist (selbst)ironisch - zynisch und zum Teil kritisch, was zum Einem einen gelassenen Eindruck zum Anderen ab und an eine Atmosphäre der Unzufriedenheit vermittelt. Seine Liebe zum Detail ist übermäßig, Kleinigkeiten verwandeln sich oft in „coole“ Beschreibungsmodi, die aber auch den Eindruck vermitteln könnten, dass „Textfüllung“ notwendig war, um (vielleicht?) auf eine bestimmte Wörteranzahl zu kommen.
Es zieht sich in der ersten Häfte ziemlich... die Handlung nimmt eine Richtung und endet dann abrupt in einem Monolog, da unbedingt etwas beschrieben werden muss, über etwas oder jemanden sich auslassen muss. Ich habe ziemlich lange gebraucht, bis ich ein wenig Spannung gespürt habe.
Fellinger kann man sympathisch finden, man sympathisiert aber auch mit ihm. Er wirkt gelegentlich wie ein trotziger Spätpubertierender, der die Welt, das Leben und sich selbst kritisch betrachtet muss, um sie zu verstehen.
Sein Hobby übernimmt die Herrschaft über seinen Alltag. Seine Arbeit lässt er bis zur Aufklärung des Falles links liegen, nimmt sich die Zeit, um im Mordfall auf eigener Faust zu ermitteln, da die Polizei nicht den kompetentesten Eindruck macht. Er verstrickt sich in Situationen, die nicht unbedingt förderlich sind, macht sich verdächtig, bekommt von der Polizei eine Ausgangssperre, unterlässt es jedoch nicht, sein Ziel (den Fall zu lösen) zu verfolgen, sucht nach Indizien, befragt weiterhin seine Mitmenschen, die ihn bereitwillig Informationen unterbreiten.
Mitte des Buches hatte ich den Eindruck nicht mehr weiter zu kommen, ich verschob es immer wieder, das Buch wieder in die Hand zu nehmen. So habe ich mir das Audiobuch heruntergeladen, um beim Fahren und Laufen „gezwungen“ zu sein, das Buch zu Ende zu hören.
Der Sprecher versucht in einem bayerischen „Hochdeutsch“ die „Fellinger-Art-und-Weise“ wiederzugeben, seine Stimme hat mich aber nicht unbedingt mitgerissen, den Leserhythmus würde ich als oft monoton-abgehackt mit einigen Highlights bei Dialogen beschreiben.
Doch muss ich zugeben, dass mir das Zuhören geholfen hat weiterzukommen. Ab Mitte der Handlung steigt die Spannung einigermaßen, man entwickelt dann doch den Ehrgeiz, zum Ende zu kommen ... und freut sich mit Fellinger zusammen, als alles geklärt ist, die „Guten“ wohlauf sind und der Fall abgeschlossen ist.
Abschließend: ein Regionalkrimi, ohne alllzu großen Ansprüchen, mit kleinen Schwächen aber doch durchaus sympathisch. Mit fällt hier der Begriff „nice“ ein, das kann man so und so interpretieren, je nach Geschmack, nach Erwartungen.
Ich bin sicher, dass Fellinger seine Fangemeinde hat, meinerseits werde noch darüber nachdenken, ob ich dazu gehöre. Eine Urlaubslektüre ist es auf jeden Fall!
Allen, die es lesen werden, wünsche ich natürlich viel Spaß!
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