Schach unter dem Vulkan von Håkan Nesser

Håkan Nesser Schach unter dem Vulkan

Die Leser des erfolgreichen Autors Franz J. Lunde sind sich sicher: Wer einen Mord so schildert, muss ihn selbst begangen haben. Lunde, der an einem Manuskript mit dem Titel »Letzte Tage und Tod eines Schriftstellers« arbeitet, fühlt sich von seinem Publikum bedroht. Nach einer Lesung in Kymlinge ist er plötzlich spurlos verschwunden. Kurze Zeit später wird die bekannte Lyrikerin Maria Green vermisst. Auch sie hinterlässt ein rätselhaftes Schriftfragment. Die Polizei tappt im Dunklen, bis ein halbes Jahr später der Autor und Literaturkritiker Jack Walde unauffindbar ist. Was verband diese drei Schriftsteller? Was ist ihnen zugestoßen? Kommissar Barbarotti fördert trotz erschwerter Bedingungen Erstaunliches zu Tage.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Poldi

    In seinem Roman hat sich der Autor Franz J. Lunde mit dem „perfekten Mord“ beschäftigt – und einer seiner Leser ist überzeugt davon, dass er diesen selbst begangen haben muss. Trotz einiger Bedrohungen setzt er seine aktuelle Lesetour fort, verschwindet dann aber plötzlich. Als dann auch noch die deutlich unpopulärere Lyrikerin Maria Green nicht mehr auffindbar ist, geht Kommissar Gunnar Barbarotti von einem Serientäter aus. Aber ist er mit seinen Ermittlungen schnell genug, um schlimmeres zu verhindern…? In seinen Romanen hat Hakan Nesser schon immer auch aktuelle Entwicklungen mit einfließen lassen, und das ist auch im siebten Band um seinen Kommissar Barbarotti der Fall. Angesiedelt im Jahr 2020 kam der Autor nicht umhin, auch die Corona-Krise zu thematisieren und setzt sich dabei mit dem schwedischen Umgang mit dem Virus auseinander – das allerdings nur am Rande, als Fußnote oder um eine zusätzliche Schwingung mit aufzunehmen. Im Zentrum steht vielmehr das Verschwinden einiger Autoren, allesamt als Elite der schwedischen Literaturlandschaft angesehen, und dabei gibt es natürlich auch wieder einige gesellschaftliche Kommentare und Feinheiten über die gar nicht mal so harmonischen Zusammenhänge in der Szene. Die Handlung lässt sich dabei wieder viel Zeit, um sich zu entfalten, macht Nebenarme auf, baut auch immer wieder humorvolle Momente ein. Wie immer steht die Suche nach Motiven, Zusammenhängen und Möglichkeiten mehr im Vordergrund als eine gewalttätige oder gar blutige Szenerie, eher Krimi als Thriller. Die Konstruktion des Romans ist clever, die Hintergründe sehr gut durchdacht, die Auflösung ist packend, faszinierend und sehr überraschend. Mich hat das umgehauen, da es in eine ganz andere Richtung ging als gedacht und in sich sehr stimmig ist. Der Weg dahin ist aber ebenfalls sehr lesenswert und mit vielen interessanten Momenten gespickt – auch wieder private, die die bekannten Charaktere weiter ausformen und mit neuen Facetten versehen. „Schach unter dem Roman“ erzählt nicht nur auf ruhige Art einen interessanten und spanenden Fall, sondern kommentiert dabei auch gesellschaftliche Entwicklungen – im eigentlichen Fall um die schwedische Autorenlandschaft, in Nebenarmen beispielsweise um den Umgang mit dem Corona-Virus. Das ist wie immer langsam, fast bedächtig erzählt, aber durchgängig stimmungsvoll, interessant und lesenswert.
  • Von: Gela

    Ein berühmter Kriminalroman-Autor verschwindet spurlos und hinterlässt ein Manuskript mit dem passenden Titel "Letzte Tage und Tod eines Schriftstellers". Fast zeitnah wird auch nach einer Lyrikerin gesucht, die ähnliche Aufzeichnungen wie Franz J. Lunde hinterlässt. Erste Untersuchungen verlaufen ins Leere und fast wären daraus cold cases geworden. Doch dann gibt es eine neue Spur. Håkan Nesser setzt mit diesem Roman die Reihe rund um Kommissar Barbarotti erfolgreich und wortgewandt fort. Dieses Mal greift er zu einem besonderen Stilmittel und lässt die Protagonisten ihre Geschichte in einer Geschichte erzählen. Klingt verwirrend, ist es anfänglich auch. Der Einstieg wirkte selbst auf mich als eingefleischten Nesser Fan schwergängig und von der Lesbarkeit herausfordernd. Der Autor Franz J. Lunde arbeitet an seinem Manuskript über den Tod eines Schriftstellers. Dabei sind die Parallelen zu seinem eigenen Leben offensichtlich und teilweise verwischt sich Fiktion mit Realität. Nachdem man sich an den Schreibstil gewöhnt und gefunden hat, taucht dann die Lyrikerin Maria Green auf, deren Geschichte ähnlich dargestellt wird. Hier schreibt die Protagonistin Tagebuch und Gedanken und Handlung verwischen. Die Frage, wann wird der Roman zum Krimi, schwebt förmlich Seite für Seite über der Handlung. Aber nichts passiert. Sehr spät tritt erst Kommissar Barbarotti in die Handlung ein und diesmal auch ein wenig melancholisch und düster. Seine Kollegin und Lebensgefährtin, die ihn in anderen Fällen begleitet, weil diesmal in Australien bei ihrem Sohn. Ein angespanntes Gefühl schwebt über den beiden Personen, ohne das man es greifen könnte. Was mich tatsächlich sehr gestört hat, sind die vielen aktuellen Hinweise auf die Pandemie. Ich kann verstehen, dass Autoren das Thema aufgreifen. Aber wir befinden uns mitten in dieser Krise, und tatsächlich hat mich die Erwähnung von Abstandsregeln, Masken und ähnlichen Dingen von der Handlung abgelenkt. Diese Ausnahmesituation ist überall so präsent, da möchte man wenigstens im Roman davor flüchten. Trotz der dunklen Stimmung wird man in die Handlung hineingezogen, möchte den Fall lösen und findet doch keinen Ansatz, was passiert sein kann. Es gibt viele Andeutungen, doch keine Hinweise. Wieder einmal gekonnt rekonstruiert und bis ins kleinste Detail durchdacht, überrascht der Roman am Ende und fördert Erstaunliches zutage. Für mich ist es nicht der beste Fall von Kommissar Barbarotti, auf jeden Fall aber ein gelungener Håkan Nesser Roman, den ich empfehlen kann.
  • Von: Birgit Kleffmann

    Vor einem Jahr hatte nach langer Zeit Kommissar Barbarotti in „Barbarotti und der schwermütige Busfahrer“ einen neuen Fall zu lösen. Diesmal lässt Hakan Nesser seine Fans nicht so lange warten und in „Schach unter dem Vulkan“ hat der Kommissar seinen mittlerweile siebten Fall zu lösen. Doch bis er zum Einsatz kommt, dauert es handlungs- bzw. seitenmäßig etwas. Achtung Spoiler Zuvor lernt man den erfolgreichen Autor Franz J. Lunde und sein neuestes Werk kennen, an dem er arbeitet. Während einer Lesung kommt es dann zu einem Zwischenruf aus dem Publikum, der Lunde irritiert, bald fühlt er sich unwohl in seiner Haut und ist auf der Hut vor weiteren solchen bedrohlichen Äußerungen seiner Leserschaft, bis er dann nach einer Veranstaltung in Kymlinge spurlos verschwindet…. Kurze Zeit später wendet sich die Handlung der Lyrikerin Maria Green zu, die aus ihrem Leben erzählt und einer guten Freundin von merkwürdigen Dingen berichtet, die sich während ihrer Lesungen in letzter Zeit ereignet haben, die sie ängstigen. Kurze Zeit später wird auch diese Autorin vermisst… Die dritte Person, die im Verlauf ebenfalls spurlos verschwindet ist der Literaturkritiker Jack Walde. Die Suche nach den Vermissten gestaltet sich schwierig, es gibt keine Anhaltspunkte für eine Straftat und ob die Fälle zusammenhängen, dafür gibt es keine stichhaltigen Beweise…. Spoiler Ende Anfangs fiel es mir etwas schwer, in die Handlung „einzutauchen“, da hier nicht nur ein Autor „zu Wort“ kommt. Hakan Nesser hat aber durch Überschriften und Datumsangaben die Kapitel geordnet und im weiteren Verlauf bekam ich den „roten Faden“ dann auch zu fassen. Eine kleine Ahnung hatte ich was sich „hinter“ den drei Fällen verbirgt und lag da auch richtig, aber was genau geschehen ist, habe ich nicht mal ansatzweise erahnen können! Da die umfangreichen Bemühungen in allen drei „Fällen“ ohne irgendeine Spur ins Nichts laufen, herrscht über weite Strecken Ratlosigkeit bei den Ermittlern. Auch Barbarottis Zwiegespräche mit dem Herrgott und der Gedankenaustausch mit seiner Kollegin und Lebensgefährtin Eva Backmann sind nicht zielführend. Ich möchte dieses Buch eher als leisen (Kriminal)Roman, der mit kleinen humorvollen Passagen und einem gewissen Augenzwinkern in manchen Szenerien aufgelockert wird, einordnen, der aber dann zum Schluss doch noch mit einem unvorhersehbaren Ende überrascht, was mir gut gefallen hat. Alles in allem vergebe ich hier vier von fünf möglichen Punkten und hoffe, die Reihe um Kommissar Barbarotti wird weiter fortgesetzt.
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