Inhalt
Nach einem Schicksalsschlag braucht Jane einen Tapetenwechsel und ergreift die Chance in ein hochmodernes Haus in einer schicken Gegend in London zu ziehen. Als der attraktive Architekt des Hauses ihr auch noch seine Aufmerksamkeit schenkt, kann sie ihr Glück kaum fassen. Doch dann entdeckt sie, dass eine der Vormieterinnen in diesem Haus gestorben ist und ohne es zu ahnen, durchlebt Jane genau dasselbe wie sie..
Dieses Buch ist weniger ein Thriller, als ein Spannungsroman und doch konnte es mich von sich überzeugen.
„The Girl Before – Sie war wie du. Und jetzt ist sie tot.“ habe ich mir beim Bloggerportal auf die Merkliste gepackt, als ich den Klappentext gelesen habe. Es hat mich einfach direkt angesprochen. Als ich die Leseprobe dann noch durchgelesen hatte, wusste ich, dass ich dieses Buch lesen möchte. Das Bloggerportal hat mir ein Rezensionsexemplar zugesendet, worüber ich mich unglaublich gefreut habe. Herzlichen Dank dafür!
Das Buch hat mich von Anfang an in seinen Bann gezogen. Immer abwechselnd kann man aus der Sicht von Jane, die in der Gegenwart lebt und Emma, die damals das Haus besichtigt und anschließend bewohnt hat, lesen. Beide Frauen scheinen auf den ersten Blick viele Gemeinsamkeiten zu haben. Jane hat sich von ihrem Schicksalsschlag noch nicht richtig erholt und möchte einen Neuanfang wagen. Emma fühlt sich in ihrer alten Wohnung nicht mehr sicher, denn bei ihr und ihrem Freund wurde eingebrochen. Für beide Frauen ist es schwierig eine geeignete und vor allem bezahlbare Wohnung zu finden und Folgate Street 1 scheint ein Glücksgriff zu sein. Hochmodern, erschwinglich und in einem guten Viertel. Doch es gibt einen sehr großen Haken: der Bewerbungsfragebogen und die strikten Regeln des Vermieters.
„1. Liste alle Dinge auf, die in deinem Leben unverzichtbar sind.“ (S. 7)
Nicht nur der Fragebogen, sondern auch die Regeln haben mir bereits ganz am Anfang eine Gänsehaut beschert. Keine Bücher? Keine Fotos? Nichts darf herumliegen? Alles muss immer aufgeräumt sein? Für mich wäre dieses Haus nie und nimmer in Frage gekommen. Vor allem, weil auch Führungen durch das Haus und regelmäßige Kontrollen im Vertrag stehen. Privatsphäre gibt es in diesem Haus nicht und sowohl Jane als auch Emma scheinen sich darüber nur wenig Gedanken zu machen. Sie wollen in dieses Haus einziehen, koste es was es wolle.
Simon, Emmas Freund, hat vorbehalte. Doch er macht sich Sorgen um seine Lebensgefährtin, denn seit dem Überfall fühlt sie sich nicht mehr sicher. Folgate Street 1 verfügt über sehr gute Sicherheitsbestimmungen und deshalb stimmt er den Regeln zu.
Die letzte Hürde, die sowohl Jane, als auch Emma, nehmen müssen, ist das Treffen mit dem Architekten Edward Monkford. Er hat das letzte Wort. Bei beiden verläuft das Gespräch eher unterkühlt und bei beiden verspürt man als Leser die Anziehung, welche die Frauen für den attraktiven Architekten empfinden.
Edward Monkford ist charismatisch, wirkt zwar distanziert aber aufmerksam. Er sagt deutlich, was er erwartet und was er will. Es gibt keine Kompromisse, Ausreden oder Zugeständnisse. Solange die Regeln befolgt werden, hat der Vertrag bestand. Wer gegen sie verstößt, wird selbst verstoßen. Perfektionismus und Minimalismus sind die Dinge, die bei ihm an erster Stelle stehen – in jedem Lebensbereich.
„Zwischenmenschliche Beziehungen, so wie das menschliche Leben insgesamt, neigen dazu, Überflüssiges anzuhäufen. […] Und wenn wir das alles abwerfen? Eine Beziehung, unbelastet von Konventionen und erfüllt von Schlichtheit und Freiheit hat etwas Reines an sich.“ (S. 91)
Nachdem Emma ihren langzeit Freund Simon verstoßen hat, macht Monkford nicht nur ihr dieses Angebot, sondern einige Jahre später auch Jane. Beide Frauen, alleinstehend und um einen Neuanfang bemüht, gehen diese unkonventionelle Beziehung ein.
Doch vor allem Jane stört sich zunehmends an der Verschwiegenheit des Mannes. Er spricht nicht über seine Frau, die verstorben ist. Er möchte nicht über Emma reden, die in Folgate Street 1 ums Leben gekommen ist und er macht auch sonst um alles ein großes Geheimnis. Nach und nach beginnt Jane Fragen zu stellen und je intensiver sie nach Antworten forscht, desto unwohler fühlt sie sich. Das Haus scheint nicht zu wollen, dass sie sich mit all diesen Fragen beschäftigt.
Die Ergebnisse ihrer Nachforschungen versetzen sie nur noch mehr in Angst, doch es ist längst zu spät, sich dem zu entziehen.
Jane wirkt auf mich sehr intelligent und durchdacht. Sie handelt impulsiv, versucht sich aber nicht immer von ihren Gefühlen leiten zu lassen. Die Neugierde treibt sie an, gleichzeitig aber auch die Angst vor dem, was sie möglicherweise aufdecken könnte. Sie versucht sich nicht zu sehr von dem Haus und den Regeln, die daran geknüpft sind, einschüchtern zu lassen und kommt mit dem minimalistischen Lebensstil recht gut zurecht, auch wenn die Kontrollen durch Edward Monkford ihr zusehends unangenehmer werden.
Während Jane sich immer mehr von dem Haus distanziert, lässt Emma sich darin fallen. Sie geht nicht unbedingt mit dem minimalistischen Gedanken konform, hält sich nur sporadisch an die Regeln, möchte aber Monkford um jeden Preis gefallen. Auf den ersten Blick ist sie eine liebenswürdige, hübsche junge Frau, die ihren Platz in der Welt noch finden muss. Durch den Überfall hat sie sich in Therapie begeben und dort decken sich nach und nach Geheimnisse auf, die mir als Leser eine Gänsehaut beschert haben.
Doch trotz ihrer Beziehung zu Monkford, scheint Emma, je länger sie in Folgate Street 1 lebt, ebenfalls diese Angst zu verspüren, die Jahre später auch Jane heimsucht. Auch sie fühlt sich nicht mehr sicher.
„Und mein Rat an Sie ist, sich schleunigst eine neue Wohnung zu suchen. Eine mit Sicherheitsschlössern und Alarmanlage. Nur für alle Fälle.“ (S. 342)
Die Atmosphäre im Buch stimmt von Anfang bis Ende. Es ist zwar nicht wirklich ein richtiger Thriller, doch die unterschwellige Spannung ist deutlich zu spüren. Man weiß vom ersten Moment an, dass etwas nicht stimmt, doch man kann einfach nicht erkennen, woran es liegt. Alles dreht sich um das Haus, den Architekten, die Regeln und die Gefahr, die beiden Frauen so große Angst eingejagt hat. Doch auch als Leser hat man beinahe bist zum Schluss hin keine Ahnung, was eigentlich gespielt wird. Durch die ständig wechselnden Sichtweisen kann man zwar etwas schneller kombinieren, als die beiden Frauen, doch die Auflösung habe ich in dieser Weise nicht kommen sehen.
Fazit
Die Stimmung und die Art der Aufteilung im Buch haben mir sehr gut gefallen. Der Schreibsitl ist sehr leicht und einfach zu lesen und die unterschwellige Spannung auf jeder Seite zu spüren. Die beiden Frauen sind sehr unterschiedlich und sich irgendwie doch ähnlich und Edward Monkford ist wohl der interessanteste Charakter im Buch. Die abstrusen Regeln und Fragebögen haben mir eine Gänsehaut beschert und Monkfords Art mit Menschen umzugehen ebenfalls. Auch wenn das Buch weniger Thriller als Spannungsroman, oder fast schon Drama, war, hat es mir sehr gut gefallen. Es konnte mich fesseln und das Ende war noch einmal ein richtiger Knall zum Schluss. Eine klare Empfehlung.
Herzlichen Dank an das Bloggerportal und den Penguin Verlag für das Rezensionsexemplar!
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