Mord auf der Themse; auf einem Hausboot wird in London ein junger Mann erstochen. Eine heftige Attacke. Drei Frauen waren zuletzt an Bord und geraten dadurch in Verdacht. Laura, ein wenig durchgeknallt, hoch aggressiv, eine junge Frau mit Problemen, sie ist polizeibekannt. Nach einem One-Night-Stand mit dem Opfer gab es einen Streit. Sie beschwört die Ermittler, ihn nicht ermordet zu haben. Aber sie passt so gut ins Profil. Die verhuschte Miriam, die ihr Boot neben dem des Ermordeten liegen hat, mag zwar die Leiche gefunden haben, aber ihre Erklärung, warum sie aufs Boot ging, scheint auch etwas fadenscheinig. Carla, die Tante des Opfers, besuchte den Neffen hin und wieder; denn ihre Schwester – seine Mutter – war kürzlich bei einem Treppensturz verstorben. Ein echtes Motiv hatte keine von den dreien, aber gewesen sein könnte es jede. Doch vielleicht gibt es andere Verdächtige, wie Carlas Mann oder irgendjemand, dem das Opfer Geld schuldete ...
Drei Frauen, die auf dem ersten Blick nichts miteinander zu tun haben; aber sie kennen sich. Hinzu kommt die alte Ĭrene und Carlas Mann, eine Familiengeschichte voller Leid. Paula Hawkins baut hier ein Geflecht von Verwicklungen an ihren Charakteren auf, bleibt aber leider an den Oberflächen ihrer Figuren. Drei verletzte Seelen, bei denen das Warum beschrieben wird, aber nie das Wie. Man kommt ihnen nicht nahe. Es ist kein direkter Detektivroman, denn die Polizisten sind Randfiguren in diesem Puzzle, die nicht erwähnenswert sind. Miriam behauptet, Theo, Carlas Mann, ein bekannter Autor, hätte ihr das Manuskript geklaut, als er nach dem Tod seines Sohnes nicht mehr in der Lage war zu schreiben. Ein Bestseller, ein Krimi, der eine wahre Geschichte beinhaltet. Einige Seiten dieses Krimis sind kursiv als kleine Kapitel eingefügt – die erschreckend billig formuliert sind. Er schrieb unter weiblichem Pseudonym. Ein Wink der Autorin an die unterirdischen Krimis, in denen Frauen Gewalt angetan wird und ihnen letztendlich eine Teilschuld zugeschrieben wird? Leider beginnt der Roman mit solch einem kursiven Einschub, man weiß ja nicht, dass dies zu einem Roman im Roman gehört. – Hätte ich nicht die Regel, einem Buch mindestens zehn Seiten zu geben, wäre es nach den ersten zwei grusligen Seiten zugeklappt gewesen. Also nicht erschrecken lassen.
Alle Protagonisten belauern sich gegenseitig und Stück für Stück blättert die Autorin Lebensgeschichten und Charaktere auf – auch die des Opfers, selbst ein Opfer seiner Familie. Eine Geschichte, die sich langsam entwickelt, Protagonisten, die der Lesende nicht liebhaben muss. Verstörte Menschen, die Schlimmes erlebt haben, persönlichen Tragödien. Und jeder von ihnen findet einen Weg, mit den Traumata umzugehen, sie vor anderen Menschen zu verstecken. Obwohl, einiges ist sichtbar, bei Laura die Körperbehinderung und Miriam erhält stets Zurückweisung für ihr Aussehen; Laura nennt sie den Hobbit: klein, dick, hässlich und verhuscht. Auktorial stellt die Autorin die Figuren vor, sehr zurücknehmend und distanziert, wobei sie sich immer auf eine Person fokussiert. Leider war mir der Plot zu offen. Ab der Mitte vermutete ich einen Täter und ein Motiv – was leider auch stimmte, ebenso die Lösung zu einem anderen Delikt. Die Autorin versuchte zwar mit anderen Motiven abzulenken, aber psychologisch war eins so tief verankert, das es nur darauf glaubhaft hinauslaufen konnte. Versöhnt hat mich das Ende ein wenig mit zusätzlichen Wendungen. Doch dann kam das Ende vom Ende, die kitschige Seite brach wieder durch; das musste nicht sein bei solch einem Plot. Die Polizeiarbeit war nebensächlich, und gerade darum nicht nachvollziehbar. Man hatte das Gefühl, hier würde nicht intensiv nach einem Mörder gefahndet. Irene war für mich der bestskizzierte Charakter, die einzige Figur, die ohne seelische Qualen auskommt. Ihr Problem sind lediglich die Einsamkeit und das Alter, denn sie ist nicht mehr in der Lage allein einzukaufen, und manchmal ist sie ein wenig vergesslich. Auf der einen Seite hält sich die Autorin mit Distanz von den Figuren fern. Doch hin und wieder lässt sich der auktoriale Erzähler darauf ein, seine Bewertung abzugeben; an den Stellen wird es oft kitschig: «Ihre Herzen waren gebrochen, zertrümmert, und keine Liebe der Welt – so tief, so innig sie auch gewesen sein mochte – konnte sie wieder heilen.» Manchmal wird es trival, was dem Lesen den Spaß nimmt. Denn weil Paula Hawkins mit ihren Charakteren schlicht und ergreifend Ursachenforschung betreibt, distanziert bleibt, kommt kein Sog auf und der Leser bekommt keinen Zugang zu den Figuren. Genau das aber wäre es bei dieser Art von Plot nötig gewesen.
«Sie glaubte, dass sie ihre Geschichte jemand Integerem anvertraute, einem Menschen mit gutem Charakter und entblößte ihre Seele stattdessen einem Scharlatan, einem menschlichen Raubtier.»
Der Thriller bleibt weit hinter «Girl on the train» zurück. Man kann das Buch lesen, es für meinen Geschmack mittelmäßig. Mir war es sprachlich, atmosphärisch und inhaltlich zu einfach gesetzt. Es fehlte ein Thrill und die Sprache, die mich hineinzieht, ein Bezug zu den Figuren. Alles war so durchsichtig, bis auf ein paar Nachleger am Ende. Nette Unterhaltung, mehr kann man es nicht nennen.
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