Zitate:
Werden perfekte Zeitpunkte für die Highlights im Leben nicht vielleicht total überbewertet? Muss man nicht einfach zugreifen, wenn es sich richtig anfühlt? (Seite 171)
Kopf und Herz, das merke ich immer häufiger, müssen sich nicht einig sein. Man muss aber zur richtigen Zeit entscheiden, auf was man hören soll. (Seite 344)
Inhalt:
Die Jugendlichen Fritzi, Bastian, Tim und Sarah haben zunächst nur eines gemeinsam. Sie alle sind über den Sommer hinweg Bewohner des Sonnenhofs auf Rügen. Dieser ist allerdings kein Fünf-Sterne-Hotel, sondern ein Therapiezentrum für psychische Erkrankungen. Die Vier sind dort, da sie es mit den unterschiedlichsten Problemen zu tun haben. Von der Klinikleitung werden die Jugendlichen einer Gruppe, den Astronauten, zugeteilt. Dies bedeutet, gemeinsame Sitzungen, Ausflüge, Essen etc.. Zunächst sind sich Fritzi, Bastian, Tim und Sarah fremd und daher auch wenig begeistert, soviel miteinander zu tun zu haben. Besonders die Jungs, die sich auch noch ein Zimmer teilen, können sich nicht leiden. Doch nach und nach wachsen die Vier immer mehr zu einer Einheit zusammen. Auch das Leben könnte so schön sein, wenn die eigenen Dämonen nicht so unerwartet und gnadenlos zuschlagen würden. Doch gemeinsam, und mit gegenseitigem Vertrauen, bewältigen die Astronauten so einiges.
Meinung:
Auf dieses Buch habe ich mich ganz besonders gefreut, da „Mein Sommer auf dem Mond“ nicht nur schöne, sondern auch berührende Lesestunden versprach. Schnell lernte ich die beiden Protagonisten Fritzi und Bastian, aus deren Sicht die Geschichte im Wechsel erzählt wird, kennen. Von Fritzis Ängsten erfuhr ich sehr früh, wohingegen Bastians Krankheit nicht gleich zu Beginn angesprochen wird. Und auch über Sarah und Tim, die beiden anderen Astronauten, machte ich mir meine Gedanken. Natürlich war mir bewusst, dass es die unterschiedlichsten psychischen Krankheiten gibt und das viele Ereignisse/Begebenheiten, eine solche Erkrankung auslösen können. Selbstverständlich wusste ich auch, dass manche dieser Krankheiten auch vererbbar sind. Doch so richtig intensiv darüber nachgedacht, habe ich erst durch Adriana Popescus Roman. Man sieht den Menschen nicht an, dass ihnen etwas fehlt, sie wirken oft glücklich und vollkommen „normal“. In ihnen drin, sieht es allerdings oft ganz anders aus. Und genau diese Thematik greift die Autorin auf sehr sensible und wunderbare Weise in ihrem Roman auf. Auch wenn es nicht ganz so einfach ist, sich komplett in die vier Hauptcharaktere hineinzuversetzen, verstand ich diese, ich fühlte sehr stark mit ihnen und habe gleichzeitig auch ihren Mut bewundert.
Tim, Sarah, Fritzi und Bastian sind gezwungen, ihre Zeit im Sonnenhof gemeinsam zu verbringen. Zunächst sind die Jugendlichen eher skeptisch und beäugen die anderen Mitglieder ihrer Gruppe, die Astronauten, argwöhnisch. Doch Bastian findet Fritzi ganz interessant und will mehr über sie erfahren. Er ist auf den ersten Blick auch ein sehr aufgeweckter und humorvoller Charakter, ich mochte ihn auf Anhieb sehr. Fritzi habe ich ebenfalls sofort ins Herz geschlossen, sie ist wahnsinnig liebevoll, ehrlich und gerecht. In ihr steckt viel von Adriana Popescu, was mir ganz besonders gut gefallen hat. Sarah hingegen ist in der ersten Zeit in sich gekehrt, wohingegen Tim ein kleiner Großkotz und Möchtegern ist. Doch wenn man unter die Fassade und hinter die Mauer der vier Jugendlichen schaut, erfährt man so viel mehr. Es war unheimlich bewegend, mehr über die Probleme und deren Hintergründe zu lernen. Manche Erkrankungen lassen sich mit viel Zeit, Liebe und unbändigem Kampfwillen heilen, mit anderen müssen die Patienten ein Leben lang „klar – und auskommen“. Mit viel Einfühlungsvermögen beschreibt Adriana Popescu den Kampf mit den inneren Dämonen und den ganz eigenen Ängsten, die für andere vielleicht lächerlich und nichtig sein mögen, für die Betroffenen aber oft schwer zu ertragen und zu bewältigen sind.
Im Verlauf des Buches verändern sich die Charaktere, sie kommen aus sich heraus. Freunden sich miteinander an und erzählen sich, nach dem das Vertrauen vorhanden ist, von ihren Krankheiten bzw. Problemen, die sie schließlich auf den Sonnenhof geführt haben. Gemeinsam gehen die vier Freunde durch einige Höhen und Tiefen. Lernen nicht nur die jeweils anderen, sondern auch sich selbst immer besser kennen. Einige Ereignisse sorgen für Herzklopfen, Angst und Zittermomente, andere wiederum für bewegende und berührende Augenblicke. Aber auch das Lachen, die Freude und Hoffnung, kommen nicht zu kurz. Während des Lesens, wurde mir wieder umso mehr bewusst, wie glücklich ich bin gesund zu sein und als so optimistischer Mensch durchs Leben zu gehen.
Trotz der Ernsthaftigkeit der Geschichte, kommt der Popescusche, wundervolle Humor nicht zu kurz. In so vielen Szenen ist er in kleinen Sequenzen versteckt, manchmal bricht er aber auch hervor, wie Sonnenlicht nach einem Regenschauer. Einfach nur großartig!!! Außerdem liebe ich die zahlreichen kleinen Anspielungen auf andere Bücher, Filme, Serien, Stars, Helden, Songs usw. die sich unter anderem auch in den einzelnen Kapitelüberschriften wiederfinden. Bei jeder einzelnen Kapitelnennung, musste ich grinsen und freute mich so nur noch mehr auf dessen Inhalt. Denn auch diese Titel spiegeln Adriana Popescu und ihr großes Fan - und Nerd-Herz so sehr wieder. Vor allem auch die vielen Hinweise und Verbindungen zu „Harry Potter“, habe ich echt genossen. Man spürt mit jedem einzelnen Wort, wie sehr die Autorin dieses Buch liebt, wie sehr sie mit diesem verwurzelt ist und wie viel ihrer eigenen Persönlichkeit in ihm steckt.
Schön war es auch, in die fantastische Kulisse Rügens einzutauchen. Ich ertappte mich nicht nur einmal dabei, wie ich mich selbst auf diese ruhige und von der Natur so verwöhnte Insel wünschte.
Je weiter die Geschichte voranschritt, umso lieber mochte ich die vier Helden, die so vieles erreicht haben und die trotz herber Rückschläge nicht aufgeben. Auch der Zusammenhalt und die starken Freundschaften, die sich langsam entwickelten, gefielen mir extrem gut. Gegen Schluss passiert so viel, dass ich das Buch einfach nicht mehr aus der Hand legen konnte. Einige Momente haben mich wirklich zu Tränen gerührt, andere zum Lachen gebracht. Diese Mischung gepaart mit einem locker, leichten Schreibstil sowie einem beschwingten und tiefgründigen Erzählstil, ist es auch, die Adriana Popescus Bücher zu wirklichen Lesehighlights machen. Die meine Seele tief berühren und die Welt bunter, bewegender und schöner werden lassen.
Auch das Ende hat mir unglaublich gut gefallen, auch wenn dieses viel zu schnell kam und ich mich so leider wieder von meinen vier liebgewonnenen Astronauten verabschieden musste.
Fazit:
„Mein Sommer auf dem Mond“ von Adriana Popescu, ist ihr bisher persönlichstes und auch tiefgreifendstes Buch. Mutig, sehr einfühlsam und mit einer großen (Meeres)brise Humor, erzählt die Autorin die sehr bewegende Geschichte der vier Jugendlichen. Fritzi, Bastian, Sarah und Tim, haben sich mit ihren unterschiedlichen Charakterzügen und Problemen in mein Herz geschlichen und ihre Spuren darin hinterlassen.
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