Malachy Tallack, der selbst im Alter von zehn Jahren mit seiner Familie nach Shetland gezogen und in Shetland aufgewachsen ist, erzählt in Kapiteln, die Überschriften wie "Samstag, 31. Oktober" oder auch "Donnerstag, 11. Februar" tragen in einem Zeitraum von knapp zehn Monaten von diesem Tal in der Mitte der Welt auf Shetland.
Am "Tal in der Mitte der Welt" gefallen mir die wechselnden Perspektiven, aus denen die Geschichte erzählt wird. So werden etwa Kapitel aus der Sicht von Sandy geschildert, ebenso wie aus der Sicht von David oder auch Mary - den Eltern von Sandys Ex-Freundin Emma - und zudem aus Sicht der auch im Tal lebenden Schriftstellerin Alice.
David, der in diesem Tal groß geworden ist und der nach dem Tod von Maggie dessen am längsten in diesem Tal lebender Bewohner ist, spürt nun das Gewicht der Verantwortung, das diese mit sich bringt. Davids Frau Mary, die ihre beiden Töchter Kate und Emma erzogen hat und vor ihrer Pensionierung als Grundschullehrerin tätig gewesen ist, kümmert sich um den Haushalt und die Blumen im Garten. Dabei ist das Tal mit seiner südwestlichen Ausrichtung von widrigen Wetterbedingungen geplagt, die jeden Versuch Marys Blumen zu pflanzen erschweren und jede schöne Blüte in ihrem Garten zu einer kleinen, besondere Freude werden lassen.
Alice ist nach dem Tod ihres Manns Jack, der lange mit seiner schweren Krebs Erkrankung gerungen hat, nach Shetland gezogen. Denn Alice und Jack haben nicht nur ihre Flitterwochen auf Shetland verbracht und sind dort immer wieder im Urlaub gewesen, sondern haben wiederholt davon gesprochen und geträumt eines Tages auf Shetland zu leben. Mit dem Tod von Jack ist für Alice alles, was zuvor so wichtig für sie gewesen ist, bedeutungslos geworden. Und nun arbeitet Alice zum ersten Mal an einem Buch, das sie für sich selbst und nicht für ihre Leser schreibt.
Dabei mag ich die Metaebene, die das "Tal in der Mitte der Welt" dadurch erhält, dass Schrifstellerin Alice kurz vor der Fertigstellung eines Buchs steht, das den Titel das "Tal in der Mitte der Welt" trägt und von diesem besonderen Tal in Shetland handelt. Dieses Buch von Alice erzählt die Geschichte dieses Tals, indem es dessen historische Hintergründe erläutert, beschreibt aber auch detailliert Flora und Fauna dieses Tals sowie die dort praktizierte Landwirtschaft. An dieser Metaebene spricht mich sehr an, wenn Alice über ihr Buch reflektiert - etwa warum sie es geschrieben hat, wie sie beim Schreiben - insbesondere der Recherche der in diesem Tal lebenden Tiere - vorgegangen ist und wie sich ihr Buch von einem Buch über Shetland hin zu einem Buch über dieses abgeschiedene Tal entwickelt hat.
Am "Tal in der Mitte der Welt" gefallen mir das langsame Erzähltempo und der ruhige Erzählfluss sehr. Es passiert nicht viel in diesem Tal. Die Leseprobe, die mit der Schlachtung von Lämmern beginnt, in der verzweifelten Suche nach Maggie fortgeführt wird und mit ihrem Tod endet, vermittelt da womöglich einen ein wenig falschen Eindruck. Wer nach einem ereignisreichen, dramatischen Roman sucht, ist beim "Tal in der Mitte der Welt" definitiv fehl am Platz.
Für mich ist es jedoch die ungewöhnliche Art von Malachy Tallack zu erzählen, diesen Roman zu etwas Besonderem macht. Diese bietet mir fast so etwas wie eine Einkehr zu mir selbst und lässt mich bei der Lektüre vom "Tal in der Mitte der Welt" zur Ruhe kommen, wenn ich dabei abschalten und meinen hektischen Alltag hinter mir lassen kann. Etwa wenn Alice auf Shetland eine Freiheit erlebt, die ihr neu ist, indem sie losgelöst ist von allen Zwängen, derer sie sich zuvor nicht einmal mehr bewusst gewesen ist. Und indem Alice nicht mehr gefangen ist in den Zwängen, die früher ihren Alltag bestimmten, ist sie einfach nur noch, sie lebt und existiert. Da hat es eine fast schon meditative Wirkung, wie Alice am Bach, der alle anderen Geräusche verschluckt und überdeckt, Steine umdreht, als sie Insekten für die Recherche ihres Buchs sucht.
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