Ein humoriges Sachbuch ist das also. So steht’s auf Seite 4. Macht es uns schlauer? Och, nicht unbedingt. Aber es bringt uns zum Schmunzeln und führt zu der beruhigenden Erkenntnis, dass andere „Postjugendliche“, so im Alter von 50+, ihr Leben auch nicht so super im Griff haben. Jetzt kommt man sich zwar noch immer unzulänglich vor, auf einmal fühlt sich das normal an statt schlimm.
Muss man sich in der Lebensmitte wirklich auf Leistungsvergleiche nach dem Muster „mein Haus, mein Auto, mein Boot“ einlassen? Oder liefert manchmal das, was man vergeigt, verpasst und stattdessen gemacht hat, die viel besseren Geschichten?
Die Autorin fragt sich ferner, warum uns selbsternannte Expert:innen verstärkt mit befremdlichen Vorschriften und ungebetenen Ratschlägen auf den Zeiger gehen, sobald wir mittleren Alters sind. Wieso wird permanent davon ausgegangen, dass unser Liebesleben des Aufpeppens bedürfe? Und wen, zum Geier, geht das überhaupt was an? –. Außerdem geht’s in diesem Buch um Kleidergrößen, die ebenso unrealistisch sind wie die Erwartung, man müsse mit 52 noch in dieselben Klamotten passen wie mit 25.
Sabine Bode träumt von „Einer Welt, in der man Bauch, Beine und Po haben darf, wie sie gewachsen sind, statt sie auf Kirschkerngröße zu minimieren oder auf Melonenstatus aufzupumpen. […].“ (Seite 99)
Wie es ist, im (Büro-)Job älter zu werden, dürften ihr viele Altersgenossinnen nachfühlen können. Ich kann’s! Hat man mit Mitte 20 noch heimlich über die älteren Kolleg:innen den Kopf geschüttelt, die mit dem Computerkram nicht zurechtkamen und zum Teil schreckliche Angst davor hatten, sind jetzt wir diejenigen, die manches nicht mehr verstehen und/oder für total überschätzt halten.
Auch habe ich mich, genau wie die Autorin, schon gefragt, warum man für die Bedienung moderner Haushaltsgeräte ein Luft- und Raumfahrtstudium zu benötigen scheint. Und wie konnte es nur passieren, dass die rebellischen Stars unserer Jugend auf einmal Werbung für ziemlich spießige Produkte machen? – Wir erfahren, warum Scheitern okay ist … wieso man keine Zeit mehr mit Ar***l*chern verschwenden sollte und wie man das am besten anstellt … weshalb exzessives Grübeln nichts bringt, und wir lernen die tiefe Weisheit des polnischen Sprichworts „Nicht mein Zirkus, nicht meine Affen“ kennen. 😊
Das ist jetzt alles nicht neu, aber sehr unterhaltsam geschrieben und man fühlt sich in der eigenen Unvollkommenheit nicht mehr so allein. Manches war mir ein bisschen zu comedymäßig überdreht, aber das ist Geschmackssache.
Die kurzen Statements, die in kleinen Boxen stehen, als „Sorgenfrei in zwei Minuten“ oder „Notfalltipps zum Ausschneiden“ daherkommen, sind zum Teil von exquisiter Bosheit. Es juckt einen ja schon, den einen oder anderen Spruch mal im wahren Leben auszuprobieren. Aber ich glaub‘, ich trau mich nicht.
Wie gesagt: Dieses Buch kann man locker zwischendrin zur Unterhaltung lesen. Es bringt einen aber nicht wirklich weiter. Das allerdings hätte ich von einem Sachbuch, auch von einem humorigen, erwartet. Ich habe das wie eine Sammlung von Glossen konsumiert. Und dann passt’s.
Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen
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