Es war die Schachtel mit Plastiksteinen einer anderen Marke aus Großbritannien, die der Direktor einer Firma für Spritzgussmaschinen 1947 bei einem Besuch in Billund präsentierte. Ob diese vielleicht eine Option für LEGO wären, wenn die bestellte Maschine demnächst eintreffen würde? Ole Kirk Christiansen, Chef und Gründer der "O. Kirk Holzwaren- & Spielzeugfabrik" (1932) in Billund/Dänemark, die 1935 in "LEGO" umbenannt wurde, erkannte umgehend ein gewisses Potential dieses Spielzeugs.
Einen Patentschutz hatte das Produkt in Dänemark und international nicht, weshalb man mit ähnlichen Plastiksteinen 1950 die ersten "Automatic Binding Bricks" der Marke LEGO produzierte. Doch weder die britischen "Kiddicraft-Steine" noch jene von LEGO konnten sich gut verkaufen. Zudem gab es intern sehr unterschiedliche Meinungen, was die weitere Ausrichtung des kleinen Unternehmens betraf.
Während Ole Kirk Christiansen auf einer weiteren Ausrichtung seines Betriebes bestand und teure Investitionen diesen in die Nähe des Ruins trieben, lehnte sein Sohn Godtfred Plastikspielzeug kategorisch ab. Schließlich produziere man seit 1930 mit wachsendem Erfolg Holzspielzeug, was seiner Meinung nach durch kein anderes Material je ersetzt werden könne:
"Plastik wird niemals das gute und solide Holzspielzeug verdrängen können."
Ein Machtwort seines Vaters beendete die Diskussion, und fortan wurde mit Holzspielzeug und LEGO-Steinen, in leicht modifizierter Bauweise, parallel gefahren, bis Ole Kirk Christiansen die Stabilität der Steine mit seiner Erfindung des "inneren Rohres" 1958 entscheidend verbesserte. Jetzt auch mit Unterstützung seines Sohnes, entwickelte sich ein Siegeszug, den niemand vorher auch nur halbwegs ahnen konnte...
Wer in Kindertagen selbst mit LEGO gespielt oder seine Kinder damit beschenkt hat, weiß, wovon hier die Rede ist. Weniger oder gar nicht bekannt war bisher die Familiengeschichte, die Jens Andersen, der auch für die wunderbare Biografie "Astrid Lindgren - Ihr Leben" verantwortlich ist, jetzt vorstellt, da er Zugang zu den bisher unter Verschluss gehaltenen "LEGO-Archiven" erhielt.
Zu Beginn erzählt er von jenem Tischlergesellen, der 1915 in Billund ein Haus mit Werkstatt kaufte, um einen eigenen kleinen Betrieb zu gründen, den er damals "Billund Maschinenschreinerei & Tischlerwerkstatt" nannte. Die ersten großen Probleme ergaben sich, als Ole Kirk Christiansen wegen der miserablen Auftragslage 1930 entschied, Holzspielzeug zu produzieren. Er wurde von allen Seiten belächelt. Niemand nahm ihn ernst. Nur er sich selbst...
Erzählt wird auch von den kleinen und großen Schicksalsschlägen, die es am Anfang zu meistern galt, aber auch von einem unerschütterlichen Glauben, der selbst in den ausweglosesten Situationen den Weg ebnete, und damit das Fundament für einen der damals größten Spielwarenhersteller schuf, der sich inzwischen zum größten Spielzeugproduzenten der Welt entwickelt hat.
Was jedoch nicht bedeutet, dass es in zweiter und dritter Generation keine Probleme gab. Mit dem enormen Wachstum wuchsen auch Probleme wie Meinungsverschiedenheiten in der Führung oder patentrechtliche Auseinandersetzungen.
Diese außergewöhnliche Firmen- und Familiengeschichte, die auch eine Kulturgeschichte ist, fesselt Seite für Seite. Jens Andersen konnte, dank vieler Gespräche mit Kjeld Kirk Kristiansen, dem Enkel des Gründers und Hauptaktionär, ein ebenso präzises wie sehr persönliches Bild jener drei Generationen zeichnen. Längst ist der Aufbruch in die vierte Generation gelungen und die fünfte steht sozusagen bereits in den "Kinderschuhen".
Ergänzt wird dieses umfangreiche Portrait durch zahlreiche Fotos, welche die sehr persönliche Note unterstreichen. Ein kleines Manko stellt das spartanische Inhaltsverzeichnis dar, denn die simple Einteilung in Jahrzehnte ist, angesichts der ereignisreichen Firmengeschichte und -entwicklung, einfach zu unübersichtlich und wenig hilfreich bei der Suche nach bestimmten Eckdaten.
Insgesamt ist "Die LEGO-Story" eine sehr empfehlenswerte und extrem spannende Lektüre sowie ein Nachschlagewerk für alle großen und kleinen Spielkinder oder solche, die es vielleicht noch werden wollen, denn die Geschichte geht ja weiter. Schließlich laufen schon jetzt die Vorbereitungen für das 100jährige Firmenjubiläum in 2032...
Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen
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