Akikos stilles Glück von Jan-Philipp Sendker

Jan-Philipp Sendker Akikos stilles Glück

Im modernen Japan sucht eine junge Frau nach ihren Wurzeln

Die neunundzwanzigjährige Akiko lebt als Single und in selbstgewählter Einsamkeit in Tokio. Eines Abends begegnet sie zufällig Kento wieder, ihrer ersten Liebe aus Schulzeiten. Kento führt ein zurückgezogenes Leben als ein Hikikomori, der sich nur nachts auf die Straße traut. Gleichzeitig entdeckt Akiko im Nachlass ihrer Mutter eine Lebenslüge, die all ihre Gewissheiten infrage stellt. Sie muss sich eingestehen, dass sie nicht weiß, wer sie ist. Mit Kentos Hilfe begibt sich Akiko auf eine Reise zu ihrer eigenen Geschichte, die ihr Leben in unverhoffte Bahnen lenkt und sie zu den Fragen führt, die sie sich bisher nicht zu stellen wagte: Wie will ich leben? Und habe ich den Mut, jemanden zu lieben?

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Alexandra G.

    Akikos Geschichte, zwischendurch etwas dünn, aber im Großen und Ganzen, vor allem ab der Buchmitte, durchaus mitreißend. Das Thema Solo Wedding verliert die Protagonistin gottlob aus den Augen - es ist für die Leser eher uninteressant. Viel einnehmender wird der Roman, wenn sich Akiko endlich den Fragen "Kenne ich mich?" und "Mag ich mich?" ergibt und hier in die tiefe geht. Kentos Figur finde ich sehr gelungen, genau so wie das Ende. Bekommen wir bald mehr japanische Kultur serviert?
  • Von: Lesefieber-Buchpost

    Darum geht´s: Akiko ist 29 Jahre alt und noch immer nicht verheiratet. Sie lebt in Tokyo und ist mit sich und ihrem Lebensstil so weit im Reinen. Als ihre Mutter stirbt, fällt ihr auf wie alleine sie sich plötzlich fühlt. Eines Abends begegnet sie Kento, ihren alten Freund aus Schulzeiten. Dieser ist jetzt ein Hikikomori, er geht außer nachts nicht mehr aus seiner Wohnung und hat für sich ebenfalls die Einsamkeit gewählt. Beide treffen sich ab und an nachts um einfach zu reden - über die Vergangenheit und über die Zukunft. Kento bringt Akiko mit verschiedensten Fragen zum Nachdenken über sich und ihre Ziele. Als Akiko dann auch noch ein großes Geheimnis im Nachlass ihrer Mutter entdeckt zweifelt sie vollends an ihrem Leben. Meine Bewertung: Die Geschichte kommt still und leise daher, beinhaltet aber sehr viele wichtige Themen, die in der japanischen Gesellschaft oft totgeschwiegen werden und welche eigentlich viel mehr Aufmerksamkeit bekommen sollten. In Japan gibt es viele Hikikomori. Menschen, die den Druck nicht mehr standhalten und sich von der Außenwelt abschotten. Wenn du nicht ins System passt oder dich anpasst, bist du raus. Das hat aber auch etwas mit Mobbing zu tun, was Akiko über sich ergehen lassen musste. Ihre Familie war nicht der Norm entsprechend. Ihre Mutter war alleinerziehend und musste für sich und ihre Tochter arbeiten gehen. Ein No-Go für manche und so wurde Akiko ein Spielball für Hänseleien und allerlei weiteren Gemeinheiten ihrer Mitschüler*innen. Auch Kento der eigentlich alle Chancen auf ein glückliches Leben hatte, trifft es nicht besser. Weil die Welt zu laut für ihn ist funktioniert er nicht so wie das System von ihm verlangt. Beide sind Außenseiter der Gesellschaft und trotzdem sind sie Menschen mit Gefühlen und Träumen. Die Geschichte ist sehr tiefgründig und keine leichte Kost. Sie bringt einen zum Nachdenken. Gleichzeitig fiebert man mit Akiko und dem Geheimnis rund um ihre Familie / Mutter mit. Mit jedem Kapitel erfährt man mehr von den Protagonisten. Der Aufbau der Spannung ist gut gewählt. Es gab Stellen die waren so bewegend, das ich hier und da ein Tränchen verdrückt habe. Kento bringt Akiko mit seinen Fragen ins Grübeln über sich selbst und ihr Leben. Nach und nach beginnt Akiko mit sich selbst und ihrer Vergangenheit zu beschäftigen. Sie findet so einiges über sich und ihre Mutter heraus. Ein paar Sachen bleiben aber auch bis zum Ende offen. Das Buch ist eher der Weg zu Akikos Selbstfindung. Das Setting ist wirklich gut beschrieben. Alle die schonmal in Japan / Tokyo waren bekommen schlichtweg Fernweh nach der Yamanote Line, dem Trubel am Tag, dem Nachleben Tokyos mit all den Bars und dem köstlichen Essen. Das Essen ist zu gut beschrieben, man bekommt sofort Hunger auf all die Leckereien. Das Buch ist als HC gebunden und enthält ein Lesebändchen. Es ist wirklich hübsch gestaltet. Auch das Cover gefällt mir. Es passt zum Buch. Der Schreibstil von Jan-Philipp Sendker ist angenehm und bildet zusammen mit der Story eine gute Einheit. Die Ortsbeschreibungen passen soweit gut. Ich mag es wie er das japanische Leben beschreibt. Auch die negativen Seiten, wie z.B. das kaum jemand Urlaub nimmt wie es ihm passt oder ewig lange im Büro bleibt, ohne produktiv zu sein, erwähnt er in diesem Buch. Alles ist nicht von der rosa-roten Brille geschrieben, sondern wie es wirklich in Japan zugeht. Auch in Sachen "der herausstehende Nagel" muss eingeschlagen werden. Fazit: Tiefgründig, Lebensnah und Feinfühlig. Eine Reise nach Tokyo auf 384 Seiten die einem im Gedächtnis bleiben wird. Ich empfehle es allen die Japan und ruhige Geschichten mit Mehrwert lieben.
  • Von: Fee04

    „Akikos stilles Glück“ von Jan-Philipp Sendker Verlag: Blessing Es lässt sich nicht ändern. Shikata ga nai (仕方がない) Jan-Philipp Sendker schreibt in seinem unnachahmlichen, sensiblen und sanften Schreibstil mit diesem Roman wieder ein großartiges Buch über die Gesellschaft und Kultur in Japan. Familien-/Arbeitsstrukturen, sowie Emotionen, Traditionen und Beziehungen in Japan sind für Menschen im Westen teilweise unverständlich und nicht nachvollziehbar. Und doch zieht uns der Autor mit seinem fundierten Wissen und seinen sehr intensiven Recherchen unaufgeregt in ein faszinierendes Land. Akiko ist 29 Jahre alt und lebt nach dem Tod ihrer Mutter, alleine in einer Wohnung in Tokio. Sie arbeitet gewissenhaft in einer großen Firma als Buchhalterin und außer ihren Freundschaften zu Arbeitskollegen/innen hat Akiko wenig soziale Kontakte. Hobbys lassen ihre begrenzte Freizeit kaum zu. Kobayashi Kento-kun, lebt seit 10 Jahren im gleichen Viertel in Tokio, er bewegt sich nur nachts außerhalb seiner Wohnung, ihm ist alles zu viel, er ist ein Hikikomori und versucht irgendwie mit dieser Krankheit zu leben. Seine Familie versteht dies nicht, nur sein Vater hat Rücksicht auf seine Gefühle genommen. Menschen und Eindrücke überwältigen ihn sehr schnell und kosten ihn unglaublich viel Energie. In der Junior High School in Nara lernen sich die beiden kennen. Beide belegen denselben Bukatsu. Der bedachte, geheimnisvolle Kento, gemunkelt wurde er ist ein musikalisches Wunderkind, es handelt sich wohl um eine Gabe und die stille Akiko, ausgezeichnet für ihre wundervollen Texte und fantasievollen Geschichten, kommen sich im Bukatsu Fotografie näher. Akiko schwärmt heimlich für den schlaksigen, zu großen und introvertierten Jungen mit den seltsamen Proportionen. Und dann verlieren sie sich aus den Augen…… Welch Zufall, dass sie sich in Tokio nachts vor einem Konbini wieder treffen. Als Akiko ihrem Jugenschwarm Kento, Jahre später, er ist etwas verwahrlost und noch introvertierter, von ihrem geplanten „Solo Wedding“ erzählt, fragt dieser erstaunt, ob sie sich das gut überlegt habe. Seine nächsten Fragen wühlen Akiko jedoch auf und sind der Beginn in ein anderes Leben: „Kennst du dich? Magst du dich?“ Sendker versteht es, die beiden Geschichten der jungen Menschen miteinander zu verweben. Akiko findet auf der Suche nach sich selbst viel über ihre Vergangenheit heraus und steht vor der Frage, ob alles nur eine Lüge in ihrem Leben war. Kann sie noch jemanden vertrauen, kann sie den Mut aufbringen, sich der Vergangenheit zu stellen? Zu verstehen, hinzunehmen und zu verzeihen? Kento versucht, soweit es ihm in seinem eingeschränkten Leben möglich ist, ihr beizustehen, mit Worten und Stille zu unterstützen und ohne Wertung für sie da zu sein. Die junge Frau hat das Gefühl, die kleine (Vergangenheit) und große (Gegenwart) Akiko sind sich fremder als je zuvor. Herzerwärmend und feinfühlig nimmt uns der Autor mit, das Selbst zu finden, zu lieben und zu akzeptieren. Auch Kento berührt mit seinen ruhigen Offenbarungen in seinen Mails an Akiko. Er beschreibt seine Sichtweise auf die Dinge und zeigt auf, wie schwer es ist, etwas zu wollen und etwas tatsächlich zu tun. Kento hat schon lange keine Stimme mehr, keine Worte für seine Gefühle und Gedanken. Eine zarte Beziehung beginnt aufzublühen, wie ein Schmetterling so leicht und wie ein Windhauch so flüchtig. Akiko versucht zu akzeptieren und zu verstehen, sie will nicht „zu viel“ für Kento werden. Wann beginnt die eigene Geschichte? Der Autor zeigt uns nicht nur nach und nach die Geschichte der beiden jungen Menschen, er zeigt uns auch Wege über das eigene Leben, die Ziele und die Selbstliebe nachzudenken. Ein Buch, welches ich Satz für Satz inhaliert habe und mich selbst zurückhalten musste, es nicht zu verschlingen. Diese unglaublich schöne Sicht auf die Dinge, das Leben und unsere Vorstellung davon sind es wert, langsam und mit Bedacht gelesen zu werden, Jan-Philipp Sendker beschreibt die Orte in Japan bildlich, die Menschenmassen in der U-Bahn oder an Straßenkreuzungen, nachts die ruhigeren Straßen im belebten Tokio und trotz der vielen Menschen kann man auch die Einsamkeit spüren. Die Protagonisten werden authentisch, klar und sehr realistisch beschrieben. Die Emotionen, gesellschaftliche Zwänge und Traditionen werden verständlich beschrieben und auch wenn wir nicht alles begreifen, können wir es doch nachvollziehen. Ein Herzensbuch mit vielen wichtigen Botschaften. Eine große Leseempfehlung für dieses Jahreshighlight!
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