Das Buch der vergessenen Artisten von Vera Buck

Vera Buck Das Buch der vergessenen Artisten

Die wundersame Welt des Jahrmarkts, dramatische Zeiten und eine Liebe, die auch die größte Dunkelheit erhellt …

Ein Plädoyer wider das Vergessen und ein schillerndes, packendes Panorama der deutschen Geschichte – von den Jahrmärkten und Showbühnen Anfang des 20. Jahrhunderts bis hin zu den Kabaretts und geheimen Künstlertreffs im Berlin der Nazi-Zeit.

Deutschland, 1902. Mathis ist der dreizehnte Sohn eines Bohnenbauern, sein Leben zwischen Äckern und Feldern scheint vorherbestimmt. Erst als der Jahrmarkt im Dorf Einzug hält, bekommt Mathis eine Ahnung von der großen, weiten Welt jenseits der Hügel, die den Ort umgeben. Zusammen mit den Schaustellern begibt er sich auf eine außergewöhnliche Reise.
Berlin, 1935. Der Röntgenkünstler Mathis und seine Partnerin, die Kraftfrau Meta, leben in einer Wohnwagensiedlung am Rande der Stadt. Es sind düstere Zeiten für die Artisten: Auftrittsverbote werden verhängt, Bühnen dichtgemacht. Doch in geheimen Clubs lebt die Vergangenheit weiter. Genau wie in dem Buch, an dem Mathis schreibt – einem gefährlichen Buch, das unter keinen Umständen in die falschen Hände geraten darf …

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Yvonne S.

    Langweiler 1902. Das Dorf macht seinem Namen alle Ehre. Das findet zumindest der fünfzehnjährige, sensible Mathis, der nicht nur unter den Schikanen seines Vaters und seiner älteren Brüder, sondern auch an einer Bohnenallergie leidet – miserable Zukunftsaussichten für den jüngsten Spross einer Bohnenbauerfamilie. Das ändert sich schlagartig, als er auf einem Jahrmarkt Meister Bo und dessen Attraktion, einen Röntgenapparat, sieht. Für Mathis steht fest: Genau das will er auch! Weg von Langweiler, hinaus in die weite Welt – oder wenigstens das, was er sich darunter vorstellt –, von Jahrmarkt zu Jahrmarkt ziehen und vor allem: den Röntgenapparat bedienen. Berlin, 1935. Nach mehr als 30 aufregenden Jahren als Schausteller ist Mathis in einer Wohnwagensiedlung in Berlin gestrandet, gemeinsam mit seiner Freundin, der „Kraftfrau“ Meta, und deren gehandicaptem Bruder. Die Zeiten sind denkbar düster für Artisten, Gaukler, Schausteller und alle, die nicht den neuen, menschenverachtenden Normen entsprechen. Die Aufträge werden rarer, die Lebenssituation zusehends prekärer, und immer öfter „verschwindet“ einer ihrer Nachbarn über Nacht, verschwindet aus ihrer Gemeinschaft, ihrem Leben – und irgendwann aus dem Gedächtnis. In dieser immer bedrohlicheren Situation beschließt Mathis, einen langgehegten Plan in die Tat umzusetzen: Er wird ein Buch schreiben, ein Buch über all jene, die schon verschwunden sind, an die man sich kaum noch erinnert – das Buch der vergessenen Artisten. Doch das ist ein gefährliches Unterfangen … Mit seinen mehr als 750 Seiten ist „Das Buch der vergessenen Artisten“ ein wahrer Wälzer – indes einer, dessen Umfang man während der Lektüre kaum merkt, so fesselnd ist die auf zwei Zeitebenen erzählte Geschichte des Schaustellers Mathis. Vera Buck nimmt sich belletristisch – will sagen: unterhaltsam, ja beinahe leichtfüßig – eines dunklen Kapitels deutscher Geschichte an, ohne dabei den ernsten Hintergrund je aus den Augen zu verlieren oder ihn gar zu banalisieren. So gelingt es ihr, die Aufmerksamkeit auf eine von den Nationalsozialisten verfolgte Personengruppe zu lenken, deren Schicksal vermutlich vielen nicht allzu präsent sein dürfte. „Das Buch der vergessenen Artisten“ entführt seine Leser*innen in eine andere Zeit, eine andere Welt, und vor allem bewirkt es genau das, was sein Titel verheißt: Es erinnert an all die vergessenen Artisten. Für mich das perfekte Buch für lange Winterabende – und ein wunderbares Weihnachtsgeschenk für all jene, die gerne historische Romane lesen.
  • Von: Eliza

    Meine Meinung In sehr dunklen Zeiten würde der Mensch am liebsten alles Negative vergessen. In diesem Buch geht es aber gerade um Menschen, welche aufgrund des widerwärtigen Handelns der politischen Elite so oft von der Gesellschaft „vergessen“ wurden. Mich hat das Buch nachdenklich gemacht und gleichzeitig musste ich an der ein oder anderen Stelle ganz schön schmunzeln. Das Cover ist eher dunkel gestaltet. Der Leser erkennt im dunklen Hintergrund die Berliner Siegessäule, welche innerhalb eines goldenen Rahmens abgebildet wird. Der Klappentext informiert die Leser kurz und prägnant, ohne den Inhalt komplett preiszugeben. In der Geschichte, welche auf zwei Zeitebenen spielt, geht es um Mathis und seine Partnerin Meta, welche als Künstler ihren Lebensunterhalt bestreiten. Dabei werden sie im Jahr 1935 mit den schrecklichen politischen Ereignissen in Deutschland um den Nationalsozialismus konfrontiert. Beide Hauptprotagonisten weisen dabei unterschiedliche Charakterzüge auf, welche ich sehr sympathetisch fand. Mathis in früheren Jahren aufgrund seiner schmächtigen Statur in seiner alten Heimat oft gehänselt erfährt bei einem Jahrmarktbesuch seine wahre Berufung und geht mit dem Röntgenkünstler Mister Bo auf große Tournee. Dabei erfährt der Leser nach und nach mehr über die Wesenszüge von Mathis. Meta ist als Kraftfrau sehr selbstbewusst und leistet Widerstand, wo sie nur kann. Sie fühlt sich für Mathis als auch ihren „geistig eingeschränkten“ Bruder, genannt Ernsti verantwortlich. Neben den Hauptfiguren haben mir die Figur des Mister Bo als Nebenfigur am besten gefallen. Sehr mürrisch und mit dem Leben unzufrieden weist er unbewusst Mathis den Weg vor und eröffnet diesem ganz unbewusst den Eintritt in das „Künstlerleben“. Ein weiterer prägender Nebendarsteller ist Ernsti. Als Metas Bruder füllt er einen wesentlichen Teil von Metas Leben aus. Aufgrund seiner oft schwachsinnigen und aggressiven Verhaltensweise ist er jedoch die tragische Figur in der Handlung. Der Aufbau der Geschichte ist sehr stringent und für den Leser gut nachvollziehbar. Die Handlung spielt auf zwei Zeitebenen um das Jahr 1900, sowie in den Jahren 1935 bis 1937 und sind aufgrund der abwechselnden Erzählweise der Autorin für den Leser sehr gut nachvollziehbar. Der Schreibstil der Autorin ist locker, dialogorientiert, sowie in einigen Passagen der Erzählung humorvoll und manchmal sarkastisch. Mir haben gerade die spitzen Kommentare um die „Menschenschauen“ im Panoptikum sehr gut gefallen. Die Autorin nimmt damit Bezug auf ein weiteres dunkles Kapitel dem „Ausstellen von Menschen anderer Rassen oder körperlicher Besonderheiten“. Auch dies passt sehr gut in den Kontext zum menschenverachten Handeln der Nazis in die Erzählung hinein. Als Besonderheit im Buch ist ein Verzeichnis historischer Persönlichkeiten am Ende des Buches zu nennen. Die Autorin hat dabei sowohl historische Persönlichkeiten als auch „fiktive“ Personen für die Erzählung gewählt. Mir hat gerade die Vermischung von historischen Fakten und fiktiven Ereignissen, sowie Handlungen von Personen sehr gut gefallen. Das Fazit des Romans ist sehr positiv. Es ist ein Buch gegen das Vergessen. Deswegen sind die Geschichten und Erzählungen, welche gegen das Vergessen erinnern wichtig. Schon allein damit sich „diese Geschichte in unserem Lande“ nie mehr wiederholt. Bitte beachten: Die Rezension geht erst am 08.09.2021 auf unserem Blog online und wird auch dann in den sozialen Medien gestreut.
  • Von: TubiBrest

    Ein schönes Buch. Ich konnte es kaum weglegen. Vera Buck findet hier eine Nische, einen historischen Randbereich, den ich woanders noch nicht gefunden habe. Hier lese ich etwas über Personen, über die ich sonst noch nichts gelesen habe und deren Leben wirklich erzählenswert ist.
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