Das rote Adressbuch
Roman
Random House Gruppe
20. August 2018
Autor: Sofia Lundberg
erschienen als Hardcover im Goldmann Verlag
ISBN 978-3-442-31499-7
352 Seiten
Hörbuch - gekürzte Fassung - Der Hörverlag
ISBN 978-3-8445-3020-9
6 CDs - Laufzeit 7 Stunden 22 Minuten
Inhalt und Personen
Doris Alm ist die Protagonistin in diesem Roman von Sofia Lundberg. Doris Alm ist in Stockholm geboren und hat dort ihre Kindheit bei ihren Eltern mit ihrer Schwester Agnes zusammen verbracht. Als Doris 10 Jahre alt wurde, bekam sie von ihrem Vater ein Geschenk: ein rotes Adressbuch. In diesem Adressbuch sollte Doris alle Personen verewigen, die ihr etwas bedeuten. Ein erster Eintrag war bereits vorhanden: A. Alm, Eric. Ihr Vater hatte sich bereits eingetragen.
Kurze Zeit später verunglückte Eric Alm und Doris hütete ihr rotes Adressbuch und trug - wie ihr geheißen - alle Namen der ihr bedeutsamen Personen ein.
So begleitete Doris das Adressbuch durch ihr Leben und an die verschiedenen Stationen ihrer Aufenthaltsorte. Es durchlebte ihre Zeit als Model in Paris, den Krieg, die Reise nach New York und England und schließlich zurück nach Schweden, wo ihr als alte Frau immer noch das rote Adressbuch in den Händen liegt.
Doris beginnt anhand der dort notierten Namen ihre Geschichte zu erzählen. Viele der Namen sind bereits durchgestrichen. Dafür steht der Vermerk "tot" hinter dem Namen. Sie schreibt ihre Geschichte für Jenny nieder. - Das einzige Familienmitglied, dass Doris noch hat.
Jenny lebt mir ihrem Mann und ihren Kindern in San Francisco. Über Skype halten Doris und Jenny den Kontakt. So können sie sich gelegentlich sehen und miteinander sprechen. Doch für so etwas, wie ein ganzes Leben zu erzählen fehlt die Nähe und die Zeit. Doch Doris hat Zeit. Und so erzählt sie von all den Menschen, die ihr Herz bewegten. Von Menschen, die ihr Herz haben schwer werden lassen und von Menschen, bei denen ihr Herz vor Freude hüpft.
Meine Meinung
Die Geschichte um Doris ist sehr einfühlsam und klar geschrieben. Doris wird mir im Laufe der Erzählungen immer vertrauter. Das Buch ist in kurze Kapitel unterteilt. Die Kapitel sind mit Überschriften versehen, so dass es für mich als Leser sehr leicht ist, gleich in der richtigen Zeit einzusteigen. Die Geschichte wird teils in der Gegenwart und teils in der Vergangenheit erzählt.
Kapitel, die in der Gegenwart spielen, sind mit fortlaufender Nummerierung versehen. Kapitel, die von der Vergangenheit erzählen, mit dem jeweiligen Namen - passend zum Eintrag im roten Adressbuch. Vorangestellt ist dabei der Buchstabe des Nachnamens, der Nachname gefolgt vom Vornamen und - wenn die Person verstorben ist - wurde der Name durchgestrichen und das Wort "tot" dahinter vermerkt.
Daran sehe ich, dass Doris ihr rotes Adressbuch über all die Jahre stets gepflegt und die Eintragungen erneuert hat.
Mir gefällt die Leichtigkeit, mit der die Geschichte erzählt wird. Doris Leben kann ich ebenso emotional verfolgen. Es sind schwierige Zeiten und doch gibt Doris niemals auf. Oft denke ich während des Lesens an die Worte, die ihre Mutter Doris mit auf den Weg gab.
"Ich wünsche dir von allem genug", flüsterte sie mir ins Ohr. "Genug Sonne, die Licht in deine Tage bringt, genug Regen, damit du die Sonne schätzen kannst, genug Glück, das deine Seele stärkt, genug Schmerz, damit du auch die kleinen Freuden des Lebens genießen kannst, und genug Begegnungen, damit du die Abschiede besser verkraftest." - Seite 46
Zurückblickend auf Doris Leben denke ich, dass jedes Glück, jede Freude immens groß sein kann. Die kleinen Dinge sind doch meistens die, die uns am meisten freuen. Ein Sonnenstrahl, eine Umarmung, ein freundliches Wort und das Glück ist perfekt. - Zumindest für diesen wunderbaren Augenblick.
Während eines Lebens gibt es nicht nur diese zuckersüßen Momente, sondern auch Momente, in denen das Leid schier unabänderlich über uns hereinbricht.
Es fühlte sich an, als wäre ich verkauft worden. Ich hatte keine andere Wahl, als in den Wagen zu steigen und mich in eine ungewisse Zukunft fahren zu lassen. - Seite 66
Heute denke ich, man hat immer eine Wahl. Aber manchmal eben auch nicht.
Und das zeigt ganz klar die Geschichte um Doris.
In dem Buch geht es um Freundschaft, um Liebe, um die Höhen und Tiefen im Leben. Darum, dass man an seinen Erlebnissen zerbrechen oder wachsen kann. Darum, dass man sein Leben selbst führt oder für andere. Darum, dass man sein Leben mit anderen teilt.
Ich konnte mich sehr gut emotional auf diese Reise begeben, da durch die Vertrautheit des Erzählens eine Nähe aufgebaut wurde, die es mir einfach machte, das Erlebte nachzuvollziehen.
Da war ein Band zwischen unseren Herzen, ein schimmernder Regenbogen, dessen Funkeln im Laufe der Jahre kam und ging. - Seite 77
Dabei waren mir die Erlebnisse in der damaligen Zeit genauso präsent, wie die Gegenwart. Es ist diese Natürlichkeit, mit der Sofia Lundberg die Geschichte um Doris erzählt, die mich mitnimmt und durch die Zeilen - durch Doris Leben - trägt. Die Trauer, der Schmerz, das Leid, das Glück, die Freude. - An allem lässt Sofia Lundberg mich mit ihrem Erzählstil ungeschönt teilhaben.
Das rote Adressbuch ist Sofia Lundbergs Debütroman. Die Buchrechte wurden bereits in 28 Länder verkauft. Das rote Adressbuch ist ebenfalls als Hörbuch erschienen.
Zum Hörbuch
Das Hörbuch wird gelesen von Beate Himmelstoß und Susanne Schröder. Beate Himmelstoß liest die Kapitel der Gegenwart und somit der Doris, die ihre Geschichte erzählt. Beate Himmelstoß gelingt es, eine Erfahrenheit in die Stimme zu legen, die mich annehmen lässt, dass diese Stimme selbst dies alles erlebt hat. Susanne Schröder liest die Parts aus der Vergangenheit. Susanne Schröder verleiht Doris eine jugendliche Beschwingtheit, die mich mitnimmt in ein Paris der Dreißigerjahre und mich miterleben lässt, was und wem Doris in dieser Zeit und der folgenden alles begegnet.
Das Hörbuch ist auf 6 CDs verteilt und als gekürzte Lesung mit einer Gesamtlaufzeit von 7 Stunden und 22 Minuten angegeben. Tatsächlich fehlen diese in der Hörbuchfassung weggelassenen Zeilen aber nicht in der Geschichte. Die Handlungen bleiben nachvollziehbar und schlüssig und die Geschichte an sich kommt auch ohne diese weiteren Zeilen aus.
Fazit
Wer sich auf eine emotionale Reise begeben will, ist mit diesem Roman sehr gut beraten.
Die Lebensgeschichte von Doris ist bewegend erzählt. Ich kann Euch das Buch ehrlich ans Herz legen.
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