Das Urteil und andere Erzählungen von Franz Kafka

Franz Kafka Das Urteil und andere Erzählungen

Ein Kanon der deutschsprachigen Literatur ist ohne die Dichtungen Franz Kafkas (1883–1924) nicht denkbar. Legendär ist die nüchtern wirkende und doch so überreiche Klarheit seiner Sprache, die eigenartige und bisweilen beunruhigende Entrücktheit seiner Erzählungen. In der Titelgeschichte dieses Bandes, die Kafka in einer Septembernacht des Jahres 1912 niederschrieb und die er für seine gelungenste hielt, vollstreckt der Sohn das Urteil seines Vaters an sich selbst – er ertränkt sich. Die Vielzahl der Deutungen, die diese und andere Erzählungen des Prager Dichters hervorgerufen haben, bezeugt die Wirkkraft aller großen Literatur: Sie bereichert ihre Leser.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: gosureviews

    Der 100. Todestages von Franz Kafka habe ich als Gelegenheit genutzt, mich etwas weiter mit diesem überaus bekannten, deutschsprachigem Schriftstellers zu beschäftigen. Passend dazu erscheint gerade im Anaconda Verlag ein Sammelband mit verschiedenen Erzählungen Kafkas. Darunter befinden sich einige seiner bekanntesten und bedeutendsten Werke, wie "Das Urteil" und "Die Verwandlung", die ich schon gelesen habe und zu meinen Lieblingswerken von Kafka zähle. Sie zeugen von seiner meisterhaften Fähigkeit, die existenziellen Ängste und Konflikte seiner Protagonisten in surrealen und grotesken Situationen darzustellen. Die anderen Erzählungen dieses Sammelbandes waren mir bisher unbekannt, und ich muss gestehen, dass sie mich nicht so sehr beeindruckt haben wie die beiden genannten. Das liegt nicht daran, dass sie schlecht geschrieben sind, im Gegenteil, sie sind voller sprachlicher Präzision und symbolischer Tiefe. Aber sie sind auch sehr düster, trostlos und verstörend, und lassen den Leser oft ratlos und bedrückt zurück. Die Erzählung "Vor dem Gesetz" hat mir noch am besten gefallen, weil sie eine spannende Parabel über die Unzugänglichkeit der Gerechtigkeit ist. Ein Mann wartet sein ganzes Leben lang vor dem Tor des Gesetzes, ohne je eingelassen zu werden. Am Ende erfährt er, dass das Tor nur für ihn bestimmt war, aber nun für immer geschlossen wird. Diese Geschichte regt zum Nachdenken an über die Rolle des Individuums in einer bürokratischen und autoritären Gesellschaft, die Kafka selbst erlebt hat. Diese Geschichten sind sicherlich faszinierend und originell, aber auch sehr deprimierend und nihilistisch. Sie spiegeln die innere Zerrissenheit und Isolation Kafkas wider, der sich als Jude in einer antisemitischen Gesellschaft und als Schriftsteller in einer feindlichen Umwelt fühlte. Sie sind daher keine leichte Lektüre, sondern erfordern viel Geduld und Einfühlungsvermögen von dem Leser. Ich würde diesen Sammelband daher nur denjenigen empfehlen, die sich wirklich für Kafkas Werk interessieren und bereit sind, sich auf seine dunkle und verstörende Vision der Welt einzulassen.