Der Halbmörder von Håkan Nesser

Håkan Nesser Der Halbmörder

„Trotz allem, was du vielleicht glaubst, bist du nicht wichtig für die Welt.“ Das waren die Worte, die Adalbert Hanzons Vater ihm als Kind mitgab. Vielleicht nicht das ermutigendste Motto, aber Adalbert kommt trotzdem ganz gut zurecht. Zumindest bis die Liebe und der Wahnsinn, der so oft darauf folgt, zuschlagen. 43 Jahre und eine Haftstrafe später ist Adalbert Hanzon ein dem Alkohol zugeneigter älterer Herr mit Rückenproblemen und zunehmend nachlassendem Gedächtnis. Plötzlich holt ihn die Vergangenheit ein: bei einem Apothekenbesuch glaubt er die einzige Frau, die ihm jemals etwas bedeutet hat, wiederzuerkennen. Und die einzigen Menschen, die ihm helfen können, Licht in das Dunkel zu bringen, was vor fast einem halben Jahrhundert passiert ist, sind sein nervtötender Nachbar und seine allzu gesprächige Cousine. Aber Not ist die Mutter der Erfindung, und Adalbert fest entschlossen, der Wahrheit auf den Grund zu gehen.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Lilli33

    Inhalt: Adalbert Hanzon, Mitte siebzig, erwartet wohl nicht mehr viel vom Leben, seit er seine einzige große Liebe vor fast einem halben Jahrhundert verloren hat und eine Gefängnisstrafe absitzen musste. Sein Körper macht ihm zu schaffen, sein Gedächtnis ebenso. Und so setzt er sich hin, um seine Geschichte aufzuschreiben, bevor er alles vergisst. Meine Meinung: Anfangs tat ich mich schwer mit dem Buch; ich musste mich erst in die Erzählweise einfinden. Adalbert berichtet nicht chronologisch, sondern wie es ihm gerade in den Sinn kommt. Mal sind die aktuellen Ereignisse in der Gegenwart dran, dann schaut er wieder auf Vorkommnisse in der Vergangenheit. Mal lesen wir, was er als junger Mann gemacht hat, mal geht er sogar bis in die Kindheit zurück. Da fiel es mir zunächst schwer, den roten Faden zu finden. Auch war das Erzählte nicht außerordentlich spannend. Doch je weiter die Handlung fortschritt, je mehr ich erfuhr, was in der Vergangenheit passiert ist, umso fesselnder empfand ich den Roman. Schließlich wollte ich ihn gar nicht mehr aus der Hand legen. Håkan Nesser erzählt hier relativ ruhig und unspektakulär, lässt aber trotzdem ein wenig Dramatik und vor allem hin und wieder eine Spur Humor einfließen, sodass dieses Buch sehr gut zu unterhalten vermag, wenn man sich darauf einlassen kann.
  • Von: ein.lesewesen

    Seit über 20 Jahren mein erster Nesser und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. Adalbert Hanzons Gedächtnis lässt mit 74 Jahren langsam nach, Rückenprobleme hat er auch, manchmal trinkt er mit seinem Nachbarn Ullberg, den er eigentlich nicht ausstehen kann, einen Whiskey. Im Allgemeinen ist er ein mürrischer, pessimistischer alter Sack, der sich wöchentlich Erinnerungslisten schreibt, um sein Gedächtnis in Schuss zu halten, was ihm nur leidlich gelingt. Bei einem Apothekenbesuch glaubt er, Andrea Altman wiederzuerkennen, die einzige Frau, die ihm je etwas bedeutet hat. Obwohl ihm das gar nicht passt, braucht er die Hilfe anderer, um herauszufinden, was vor fast 50 Jahren wirklich geschah. Aber zuerst sitzt er an seinem Küchentisch und schreibt seine Chronik. Und zwar wortwörtlich, wie wir uns einen etwas altersenilen Herrn vorstellen. Manchmal schweift er ab und erzählt uns was ganz anderes. Eigentlich so, als würde uns tatsächlich ein alter Mann seine Geschichte erzählen. Am Ende muss er sich immer wieder auf die Couch legen, um seinen Rücken zu schonen. »Trotz allem, was du vielleicht glaubst, bist du nicht wichtig für die Welt.« Das einzige Lebensmotto, das ihm sein Vater mitgegeben hat. Auch wenn er nach seinem Abitur nur als Hausmeister arbeitete, kam er ganz gut zurecht. Jetzt, ein halbes Jahrhundert und eine Haftstrafe später, holt ihn seine Vergangenheit wieder ein. Dadurch dass sich Adalbert beim Erzählen immer wieder verzettelt, erfahren wir lange nicht, was es nun mit dieser Haftstrafe auf sich hat. Die Neugier hat mich quasi durch das Buch getrieben. Der Roman hat alles, was ich mir als Leserin wünschen kann. Spannung, die unterschwellig am Köcheln ist und einen Humor, der so furztrocken ist, dass ich den alten Griesgram am liebsten durchgeschüttelt hätte. Nessers Schreibstil ist locker und lässt sich leicht lesen, so dass ich die 285 Seiten an zwei Tagen durch hatte. Aber am meisten begeistert hat mich, dass er uns die Geschichte um Andrea und den Grund für Adalberts Haft wie eine Möhre vor die Nase hält, und ich einfach immer weiterlesen musste. Trotz all der nicht gerade löblichen Eigenschaften Adalberts, mochte ich den alten Kauz. Ich hatte es jedes Mal vor Augen, wie seinen noch muffeligeren Nachbarn missmutig beäugte, aber nicht nach Hause gehen wollte, bevor dessen Whiskey leer ist. Warum Adalbert aber nun im Knast war, müsst ihr schon selbst rausfinden. Aber wie heißt es so schön: Am Ende kommt immer alles anders, als man denkt. Das Buch wandert umgehend auf den Geschenkestapel für liebe Menschen. Nesser hat die Wesenszüge der Charaktere so fein herausgearbeitet, dass es mir eine Freude war, den alten Herrn zu begleiten. (Übrigens stammt der Ausdruck »alter Sack« nicht von mir, das hat er von sich selbst behauptet.)