Die geheimste Erinnerung der Menschen von Mohamed Mbougar Sarr

Mohamed Mbougar Sarr Die geheimste Erinnerung der Menschen

Die literarische Sensation: Prix Goncourt 2021 an den senegalesischen Autor Sarr - endlich im Taschenbuch

Mohamed Mbougar Sarr erzählt in diesem funkelnden Roman von der Suche nach einem verschollenen Autor: Als dem jungen Senegalesen Diégane ein verloren geglaubtes Kultbuch in die Hände fällt, folgt er fieberhaft der Spur des rätselhaften Verfassers T.C. Elimane. Dieser wurde in den dreißiger Jahren als »schwarzer Rimbaud« gefeiert, nach rassistischen Anfeindungen und einem Skandal tauchte er jedoch unter. Wer war er? Voll Suchtpotenzial und unnachahmlicher Ironie erzählt Sarr von einer labyrinthischen Reise, die drei Kontinente umspannt. Ein meisterhafter Bildungsroman, eine radikal aktuelle Auseinandersetzung mit dem komplexen Erbe des Kolonialismus und eine soghafte Kriminalgeschichte. Ein Buch, das viel wagt – und triumphiert.

Mohamed Mbougar Sarr und die Übersetzer:innen Holger Fock und Sabine Müller wurden mit dem Internationalen Literaturpreis 2023 des Hauses der Kulturen der Welt und der Stiftung Elementarteilchen ausgezeichnet. Zudem erhielten die Übersetzer:innen den Paul Celan Preis.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Dagmar

    Mohamed Mbougar Sarr: Die geheimste Erinnerung der Menschen Der mit dem Prix Goncourt ausgezeichnete Roman des französisch senegalesischen Autors erfreut sich durchgängig begeisterter Rezensionen und so hat auch mich dieses Buch - noch bevor ich irgendeine davon gelesen hatte - gepackt und ich war schon lange nicht mehr in einem solchen Sog. Das Buch löst Neugierde aus, Wissensdurst, , allerhand Emotionen die sich in rasantem Tempo abwechseln und einfach nur Lust am Lesen machen, wie selten ein Buch. Auf der Suche nach einem verschollenen Autor, T.C. Elimane, begibt sich der junge Schriftsteller Diégane auf Spurensuche - durch die Zeit und über die Kontinente und in die tiefsten Erinnerungen seiner Cousine Siga D. Über den, wie sein Autor, verschollenen Roman, das "Labyrinth des Unmenschlichen", erfahren wir nicht so wahnsinnig viel, nur dass er in seinem Aufbau und seiner Zitation der großen Werke der Menschheit einzigartig sei. Und was er auslöst ist ein Literaturstreit, in dem sich der Kulturkonflikt ganz offen zeigt, mit allen Ressentiments und rassistischen Ideologien. In den dreißiger Jahren des vergangenen Jahrhunderts war es noch Usus, selbst in intellektuellen Kreisen, dem Mythos der Rassen entsprechend, mit seinen Vorurteilen intellektuelle Vernichtungsschläge zu platzieren, denen in ihrer Absurdität nichts entgegengesetzt werden konnte. Kolonialgeschichte, Postkolonialgeschichte, Hoffnungen und enttäuschte Erwartungen, Grausamkeit und Realität, all dies ist Thema des verschollenen Romans und des Romans, den Mohamed Mbougar Sarr uns hier vorlegt. Eine Geschichte in der Geschichte, und auch der verschollenen Roman erzählt von Gedanken und Geschichten im Weltlauf, also eine mehrfache Schchelgeschichte, die je nach Zeit nur die Vorzeichen ändert. "In einer Erzählung befinden wir uns immer - aber vielleicht allgemeiner, auch zu jedem Zeitpunkt unserer Existenz - zwischen den Stimmen und den Orten, zwischen Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft. Unsere innere Wahrheit ist mehr als die schlichte Summe dieser Stimmen, Zeit und Orte; unsere innere Wahrheit wandert unablässig und unermüdlich zwischen ihnen hin und her, bewegt sich vor und zurück in einer Schleife, von Anerkennung und Verlust, von Taumel und Sicherheit." S.130 Aber natürlich geht es auch um die Liebe, auf ganz eigene, bezaubernde Art. Ich habe noch nie etwas so unter die Haut gehendes gelesen über die "Versprechen der Körper": "Zwei Körper sprechen sich an, erstehen sich, erkennen sich und schwören einander stillschweigend Treue, ohne es zu wollen, sogar ohne sich dessen bewusst zu sein. Da jedoch nichts so ungerecht ist wie die Liebe, kommt es vor, dass einer der Körper diesen unverbrüchlichen Schwur allein leistet. (…) Er irrt mit dieser Last von Körper zu Körper, ohne je Frieden zu finden, und bald verzweifelt er daran." S.78 Ja natürlich, der verschollene Autor Elimane wollte glänzen mit seinem Wissen und ja, die Erzählung über die Erzählung glänzt auch durch intellektuelles Wissen, aber da ist auch noch viel mehr, deshalb kommt es nicht wichtigtuerisch herüber, sondern als notwendige Beschreibung von Außenphänomenen, um an den Kern rühren zu können. "Der Sinn des Lebens offenbart sich erst am Ende. Man sucht nicht nach seiner Frage, um den Sinn des Lebens zu finden. Man sucht sie, um dem Schweigen auf eine klare und unerbittliche Frage zu begegnen. Eine Frage, auf die es keine Antwort geben würde. Eine Frage, deren Ziel es wäre, jeden, der sie stellt, an das Rätsel in seinem Leben zu erinnern. Jedes Lebewesen muss seine Frage suchen, um das undurchdringliche Mysterium im Zentrum seines Schicksals zu erkennen, das ihm nie erklärt wird, das aber dennoch einen fundamentalen Platz in seinem Leben einnimmt." S.131 Großartig! Mohamed Mbougar Sarr
Die geheimste Erinnerung der Menschen Roman. Prix Goncourt 2021 und Internationaler Literaturpreis 2023 Erscheinungstermin: 15. Mai 2024 448 Seiten, 12,5 x 18,7 cm, 6 s/w Abbildungen Mohamed Mbougar Sarr und die Übersetzer:innen Holger Fock und Sabine Müller wurden mit dem Internationalen Literaturpreis 2023 des Hauses der Kulturen der Welt und der Stiftung Elementarteilchen ausgezeichnet. Zudem erhielten die Übersetzer:innen den Paul Celan Preis. Vielen Dank an den Verlag für das Rezensionsexemplar
  • Von: MarieOn

    Diégane Latyr Faye, ein junger Mann aus dem Senegal schrieb nach seinem Studium einen kurzen Roman „Anatomie der Leere“. In den ersten zwei Monaten nach erscheinen verkaufte er neunundsiebzig Exemplare, etliche davon an sich selbst, dann schloss sich Stille um das Buch. Auf Facebook erhielt es 1.700 Likes und Kommentare: „Yo Bro, weiter so!“, „Du machst uns stolz!“, „Wo kann man es kaufen?“ (Stand im Posting), „Was kostet es?“ (ebenfalls), „Wie heißt es?“ (dito). Dann nach weiteren vier bis fünf Monaten der Ruhe versetzte ein Literaturkritiker dem Buch den Todesstoß, indem er es, die kommende Verheißung der francophonen afrikanischen Literatur nannte. Da wußten alle, dass Diégane der Xte Debütant war, der vor Talent nur so triefte. Dann fiel ihm das Buch von Elimane „Das Labyrinth des Unmenschlichen“ in die Hände, das dieser 1938 geschrieben hatte. Das Buch erreichte ihn durch die atemraubende Siga D., ebenfalls aus Afrika, ebenso Autorin, allerdings eine, die sich schon gefunden hatte und dem was sie zu sagen hatte, treu blieb. Siga hatte sich der unbedingten Ehrlichkeit verschrieben und wähnte ebensoviele Befürworter wie Kritiker an ihrer Seite, von denen Letztere, nicht wenige, gegen sie prozessierten. Tja und der dritte im Bunde war Musimbwa: Ich erinnere mich, dass ich ihm anfangs misstraute, wenn nicht gar ihn verachtete, als er wie ein roher Meteorid in die Literaturszene einschlug und mit einer Gleichgültigkeit, von der ich nicht wusste, ob sie an Demut oder an Arroganz grenzte, Preise, Bewunderung und Lorbeeren einheimste. Dieser Musimbwa ist nur eine Mode, dachte ich, sein Erfolg liegt in der Luft, deshalb wird er sich erkälten … S. 47 Jedenfalls gab Siga D. Diégane das einzige noch existierende Exemplar von Elimanes „Das Labyrinth des Unmenschlichen“ und weckte in ihm das tiefe Bedürfnis Elimane zu folgen. Fazit: So eine gut durchdachte Geschichte. Mohamed Mbougar Sarr ist tatsächlich eine Ausnahmegeschichte über eine Ausnahmegeschichte gelungen. Er räumt auf, mit den französischen Kolonien, den deutschen Nazis und grundsätzlichem Rassismus. Er bedenkt den Literaturbetrieb mit der Ironie und Polemik, den er verdient. Spielt mit Erwartungen und Vorurteilen an Autor*innen, obwohl jede*r Leser*in doch nur subjektiv ermessen kann, was gefällt oder nicht. Und was mir besonders gut gefallen hat, die Darstellung seiner Charaktere, wie er sie alle so menschlich zeichnet, mich hinter die Kulissen führt und deren Beweggründe beleuchtet. Seine Schreibweise ist arg unterhaltsam, die Technik sorgt dafür, dass ich mich trotz der vielen exotischen Namen und Zeitsprünge gut zurecht gefunden habe. Mohamed Mbougar Sarr hat mich mitten hineingeführt in seine Geschichte, die unterhaltsam, spannend, erhellend und bildreich ist und ich habe keine einzige Sekunde meiner Zeit bereut. Große Leseempfehlung!