Die Geschichte einer afrikanischen Farm von Olive Schreiner

Olive Schreiner Die Geschichte einer afrikanischen Farm

Ein bewegendes Meisterwerk über weibliche Emanzipation und Selbstbestimmung in der kolonialen Männerwelt

«The Story of an African Farm» gilt als das südafrikanische «Wuthering Heights». Der autobiografisch inspirierte Roman der deutsch- und englischstämmigen Autorin, erschienen 1883, schildert das Schicksal einer eigenwilligen Heldin namens Lyndall. Schon als junges Mädchen lernt sie die Bigotterie und Ignoranz der Menschen kennen und erfährt, wie beschränkt die Lebensperspektiven für ihresgleichen sind. Doch dank einer großen inneren Stärke verteidigt sie in der Farmerswelt der südafrikanischen Karoo ihre Unabhängigkeit und verliert dabei das Ziel nie aus den Augen: weibliche Selbstbestimmung bis zuletzt. Schreiners Erzählkunst fasziniert nicht nur durch ihren einfühlsamen Ton und ihre große künstlerische Sensibilität, sondern widmet sich auch emanzipatorischen Themen wie Sexualität, voreheliche Schwangerschaft sowie die unrühmliche Rolle des Christentums bei der Bevormundung des «schwachen Geschlechts». Das Buch, seinerzeit ein Welterfolg, erscheint anlässlich des 100. Todestags der Feministin und Menschenrechtlerin am 11.12.2020 nun in einer Neuübersetzung.

Jetzt bestellen

€ 28.00 [D] inkl. MwSt. | € 28.80 [A] | CHF 37.90 * (* empf. VK-Preis)

Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Bibliokate

    "Könnte ich doch nur in der Zukunft noch einmal auf die Welt kommen! Dann ist man als Frau vielleicht nicht mehr von Geburt an gebrandmarkt." Kapitel 3 "" Gregory Rose findet seine Seelenverwandte" S. 310 Diese Zitat von Lyndall einer der Protagonisten des 1883 erstmals erschienenen Romans finde ich sehr bezeichnend für den ganzen Roman. Lyndall, eine junge Frau die als Waise bei ihrer Tante lebt will sich nicht zufriedengeben mit der Rolle die ihr als Junge Frau von der Gesellschaft Aufgebürdet wird. Sie will einen a Beruf erlernen und so viel Wissen erlangen wie möglich ist da sie dieses mit Freiheit gleichsetzt. Durch sie entlarft Olive Schreiner nach und nach sehr gelungen immer mehr Gesellschaftliche Probleme ihrer Zeit, voreheliche Schwangerschaft, die Rolle der Frau in der Gesellschaft, die Rolle des Christentums die die Überwindung von Geschlechterschranken verhindert und vieles mehr. Auf der anderen Seite steht Waldo, der Mann ihrer Schwester der aus seiner Patriachal bevorzugten Stellung heraus nicht gelernt hat das Unrecht zu sehen, wozu auch, es ist doch alles gut und bequem so wie die Dinge sind. Die beiden, die unterschiedlicher nicht sein könnten kommen sich näher, Waldo verliebt sich in Lyndall, diese Leidenschaftliche Frau die flammende Reden über Freiheit, Gleichstellung und Selbstbestimmung hält, umfassende Bildung für Frauen fordert Der Roman wurde 1883 veröffentlicht. Als Verfasser desselben wurde Mr. Ralph Iron genannt von dem man bis dahin noch nie etwas gehört hatte. Der Roman wurde von mehreren Verlagen abgelehnt, nach dem Erscheinen und nachdem bekannt wurde das es sich bei der Verfasserin um eine noch nicht einmal dreißig Jahre alte Frau handelte war es nahezu ein Skandal. Mir hat dieser Roman sehr gut gefallen auch wenn ich anfangs ein bisschen brauchte um in die Geschichte hineinzufinden. Vielen Dank an das bloggerportal und den manesse.verlag für dieses tolle Rezensionsexemplar
  • Von: Frau Lehmann liest

    Olive Schreiner verfolgt den Lebensweg von Lyndall, Em und Waldo, die auf einer südafrikanischen Farm aufwachsen, irgendwann im 19.Jahrhundert. Während Em sich den gesellschaftlichen Anforderungen anpasst, suchen sowohl Lyndall als auch Waldo nach ihrer eigenen Form von Glück. Besonders Lyndall liegt der Autorin am Herzen. Sie akzeptiert die Frauen zugeschriebene Lebensform nicht, sie rüttelt buchstäblich an den Käfigstäben, hält eine flammende Rede zu Frauenrechten. Olive Schreiner hat für ihre Zeit scheinbar sehr ungewöhnliche Ansichten, sehr modern, auch heute noch. Der Roman erscheint 1883, zunächst unter männlichem Pseudonym. Mir hat der Umgang des Verlags mit dem Roman gefallen. Es fallen naturgemäß im Roman Bemerkungen oder Begriffe, die heutzutage zu Recht verpönt sind, die aber dem Sprachgebrauch der Zeit entsprechen. Zum Umgang damit gibt es ein Statement, das Nachwort von Doris Lessing, das zugegeben nicht mehr taufrisch ist, verfolgt den Lebensweg der Autorin und ordnet den Text ein. Der Roman selbst muss den Vergleich mit grosser Frauenliteratur der Zeit nicht scheuen, besonders im sehr straff geschriebenen ersten Teil. Danach gibt es Längen, der Lesefluss zerfasert etwas, aber es lohnt sich weiterzulesen. Ein Klassiker abseits bekannter Pfade, absolut lesenswert.
  • Von: schillerbuch

    Im Mittelpunkt des 1883 unter männlichem Pseudonym erschienen Romans stehen 3 junge Leute: Em, Lyndall und Waldo. Sie alle leben auf einer Farm in Südafrika, die von Tant‘ Sannie, einer Burenfrau, geführt wird. Sie ist die Witwe eines Engländers, dem die Farm gehörte und Em, die Tochter des Verstorbenen ist die Erbin der Farm. Lyndall ist ihre Cousine und Waldo der Sohn des tief gläubigen, gütigen, wenn auch etwas einfältigen deutschen Verwalters Otto. Während Em eines Tages die Farm erben wird, ist ihre Cousine mittellos und weiß schon als 12jährige, daß „in dieser Welt nur seinen Weg macht… wer sehr klug ist und alles weiß – wer gescheit ist.“ Waldo wiederum ist geplagt von religiösen Fantasien und Glaubensfragen. Wir begleiten die drei jungen Leute auf ihrem Weg. Lyndall die von elfenhafter Schönheit ist, geht ins Internat und wird zu einer unabhängigen jungen Frau, die nach der Liebe sucht, sich jedoch allen Konventionen verweigert. Em, die sanftmütige junge Erbin verliebt sich in den englischen Farmer Gregory, der jedoch sein Herz an Lyndall verliert. Und Waldo verlässt die Farm, um in der Fremde neue Erfahrungen zu machen. Meine Meinung Ich habe mich nicht ganz leicht getan mit dieserm Buch, obwohl es sich gut liest und mich seine sehr schönen, stimmungsvollen Natur- und Landschaftsbeschreibungen sehr angesprochen haben. Immer wieder jedoch kommen längere Passagen inbrünstiger, fast ekstatischer religiöser Gedankenströme, die mir vollkommen fremd blieben. Im Nachwort von Doris Lessing zur Neuausgabe des Romans 1968 ist zu lesen, daß Olive Schreiner, die als Tochter eines Missionarsehepaars aufwuchs, schon als Kind von Glaubenszweifeln geplagt wurde, was sicherlich diese Teile des Romans erklärt. Die schöne Lyndall ist die zentrale Figur des Romans und sie entwickelt sich zu einer selbstbewussten Frau, die mit allen Konverntionen bricht. „Könnte ich doch nur in der Zukunft noch einmal auf die Welt kommen! Dann ist man vielleicht nicht mehr von Geburt an gebrandmarkt.“ sagt sie nach ihrer Rückkehr aus dem Internat einmal zu Waldo. Eine Frau mit scharfem Verstand ist in ihrer Zeit nicht gewünscht. Sie will Unabhängigkeit um jeden Preis, weigert sich, ihren Geliebten zu heiraten, selbst als sie schwanger von ihm ist und bezahlt ihren unbedingten Willen zur Freiheit letztendlich mit dem Leben. Em hingegen ist das Gegenteil, sanftmütig und gütig, sie ist glücklich, als Gregory sie um ihre Hand bittet, ahnt aber schnell, daß Lyndall die Frau sein wird, die er eigentlich lieben wird. Als sie merkt, daß es tatsächlich soweit ist, löst sie von sich aus die Verlobung, während Lyndall von ihm nichts wissen will, denn er ist ihr kein ebenbürtiger Partner. Diese Passagen des Romans fand ich wirklich spannend, die Ansichten von Lyndall hochmodern und immer noch aktuell. Ich fürchte, auch im 21. Jahrhundert würde sie sich noch schwer tun, selbst wenn sich die Situation der Frauen von heute nicht mehr mit ihrer Lage vergleichen lässt. Ich vermute, daß sich in ihr manches aus der Persönlichkeit der Autorin wiederfindet. Neben den 3 jungen Menschen gibt es aber auch noch andere Figuren, die sich einprägen: Die dicke, lebensfreudige Tant‘ Sannie, die immer wieder einen Mann findet, der sie heiratet, den Hochstapler Bonaparte Blenkins oder den herzensguten, naiven Otto. Gewöhnungbedürftig waren viele Ausdrücke wie nigger, kaffir oder hottentot, die wir heute nicht mehr verwenden, weil sie als abwertend gelten. Im Nachwort geht der Verlag ausführlich auf die Frage ein, wie man in postkolonialen Zeiten zu einer adäquaten Übersetzung kolonialen Sprechens kommen kann. Ich habe mir diese Editorische Notiz vor der Lektüre durchgelesen ebenso wie das Nachwort von Doris Lessing – beides hat mir den Zugang zum Roman erleichtert. Was ich jedoch vermisst habe, ist ein kompakter Überblick über das Leben dieser hochinteressanten Autorin, die in Südafrika hohes Ansehen genießt: Seit 1964 wird dort der Olive Schreiner Prize an junge, talentierte Autor*innen verliehen. Sie war eine Frauenrechtlerin, die sich für das Frauenwahlrecht, auch für das der schwarzen Frauen, einsetzte. Vieles lässt sich im Nachwort von Doris Lessing nachlesen, allerdings ist dieses Nachwort inzwischen bereits über 50 Jahre alt. Wenn sich ein Verlag dankenswerter Weise schon die Mühe macht, ein so wichtiges Buch neu zu übersetzen, wäre, ohne Doris Lessing zu nahe treten zu wollen, ein aktuelles Nachwort schön gewesen. Fazit: Eine wirklich interessante Lektüre, bei der sich mir nicht alles erschlossen hat, die mich aber dennoch gefesselt und bereichert hat und teilweise auch erstaunt. Außerdem ist es, wie immer bei den Ausgaben des Manesse Verlages, ein schön gestaltetes Buch!
Mehr laden