Die Kunst des Verschwindens von Melanie Raabe

Melanie Raabe Die Kunst des Verschwindens

Gibt es das, eine Seelenverwandtschaft zwischen bislang Unbekannten? Ist es manchmal leichter, mit einer Fremden zu sprechen als mit den Menschen, die man schon lange kennt und liebt? Als die junge Fotografin Nico zufällig zwischen den Jahren der Schauspielerin Ellen Kirsch auf den nächtlichen, winterlichen Straßen Berlins begegnet, fühlt sie fast unmittelbar eine unheimliche Nähe, die sie sich nicht erklären kann. Was haben sie schon gemeinsam, der inzwischen weltberühmte Hollywoodstar und die noch um Anerkennung ringende Fotografin? Was sieht Ellen in ihr, was sie selbst nicht erkennen kann? Vor allem aber: Warum schert sich Nico darum, dass Ellen eines Tages einfach wieder aus ihrem Leben verschwindet? Und zwar so plötzlich, wie sie gekommen ist? Als Nico endlich begreift, warum sie nicht loslassen kann, macht sie sich auf die Suche – nicht nur nach Ellen, sondern auch nach ihrer Mutter und ihrer eigenen Geschichte.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Zauberberggast

    Sind die Begegnungen mit Menschen, die wir im Laufe unseres Lebens machen, wirklich reiner Zufall oder steckt so etwas wie Schicksal dahinter? Ist die Zeit “zwischen den Jahren”, sind Silvester und Neujahr wirklich “magisch”, wie es eine der Protagonistinnen in Melanie Raabes Roman sagt oder laden wir diese seltsame Zeit nur mit dieser Bedeutung auf, weil wir uns während dieser Tage wie “aus der Zeit gefallen” fühlen? Ist Identität fluide? Und: Können Menschen wirklich verschwinden bzw. abtauchen? All diese Fragen stellt Melanie Raabe direkt oder indirekt in ihrem Roman “Die Kunst des Verschwindens”. Es macht meiner Meinung nach wenig Sinn die Handlung dieses Romans in irgendeiner Weise zusammenfassen zu wollen, nur so viel: Es geht um zwei Frauen, beide auf den Tag genau gleich alt (32), Nico und Ellen. Ihre scheinbar magische Begegnung in der Silvesternacht verändert das Leben der beiden für immer. Ich möchte nicht spoilern, habe mir aber vorgenommen in meinen Rezensionen ab jetzt immer zu erwähnen, wenn es eventuelle Trigger-Themen in Romanen gibt. Wer diese nicht lesen/wissen möchte, liest jetzt bitte nicht weiter. Also, im Roman geht es um viele traumatisierende und traurige Dinge, von denen ich euch hier nur Schlagworte mitteile: Tod durch Ertrinken, plötzlicher Tod, Ghosting/Gaslighting, Suizid, Krebs, Totgeburt, Drogensucht, Stalking, Gewalt, tote Tiere. Ihr seht schon, dies ist kein Wohlfühlroman und er hat mich an vielen Stellen auch ziemlich runtergezogen. Dennoch ist der Roman stellenweise sprachlich sehr schön. Die beiden Theaterszenen mochte ich wirklich gerne. Also gleich den Anfang, als sich Ellen alias Titania im “Sommernachtstraum” langsam aus ihrer Rolle “schält”. Zunächst scheint sie ganz eins zu sein mit ihrem Bühnen-Ich, gleichsam verwachsen mit der Kulisse. Die Szene wird gespiegelt, als Nico zum ersten Mal nach langer Zeit wieder ins Theater geht und nach und nach eins wird mit der Produktion, bis sie selbst ein Teil davon ist und von einem Begeisterungssturm mitgerissen wird. In diesen Szenen konnte Melanie Raabe ihr schriftstellerisches Talent voll zur Geltung bringen. Überhaupt sind ihre Stärken meiner Meinung nach die surrealen Szenen. Stellenweise war ich sehr bewegt, bei der Szene an der französischen Küste habe ich sogar geweint. Eine Fehlannahme von mir war, dass der Roman hauptsächlich “zwischen den Jahren” spielt, aber tatsächlich ist das gar nicht der Fall. Meiner Meinung nach hätte es sehr gut gepasst, die Handlung auf diese Zeit zu kondensieren. Nur der Beginn des Romans spielt aber in den letzten Dezembertagen, der Höhepunkt ist die Silvesternacht. Magisch”, sagte sie, “Silvester und Neujahr sind magisch.” In diesem Sinne kann man den Roman wunderbar in der Zeit des bevorstehenden oder des tatsächlichen Jahreswechsels lesen, in der Schein und Sein so wenig klar abgegrenzt scheinen, wie es sonst der Fall ist. Allen, denen die oben erwähnten Trigger-Themen nichts ausmachen, kann ich den Roman empfehlen. Ich denke jede/r kann etwas anderes aus diesem Buch mitnehmen, das etwas in die Richtung “Magischer Realismus” geht. Außerdem ist er so geschrieben, dass man wunderbar ein Drehbuch daraus machen könnte. Intelligent gemacht, stellenweise etwas artifiziell.
  • Von: SharonBaker

    Berlin. Die Zeit zwischen den Jahren. Ruhig, magisch, immer anders als der Rest des Jahres. Hier lebt Nico, eine Fotografin, die sich selbst noch nicht gefunden hat und hier ist auch Ellen, die Schauspielerin, die kurz vor einer Premiere steht. Man sieht sich flüchtig, man nickt sich zu und an Silvester begegnet man sich. Sie streifen durch die nächtlichen Straßen von Berlin, erleben den Zauber von einem beginnenden Jahr zusammen und fühlen sich verbunden. Es fühlt sich an, als ob sie sich schon Jahre kennen würden, ein Gefühl von Seelenverwandtschaft, Vertrautheit, ein Bedürfnis, sich zu öffnen, und doch ist Ellen am nächsten Tag verschwunden. Zurück bleiben eine Entschuldigung und die lang verschollene Kette ihrer verstorbenen Mutter. Wie hängt das zusammen? Wo ist Ellen hin? Wofür diese Entschuldigung? Nico lässt das alles nicht los und obwohl sie ganz andere Sorgen hat, muss sie Ellen finden und die Geschichte erfahren, wie sie zur Kette ihrer Mutter kommt. So beginnt Nicos Reise zu Ellen und sich selbst. Ein neuer Roman von Melanie Raabe und ich kann mich noch an „Die Falle“ so gut erinnern. Das Buch hat mich geflasht, umgehauen und so begeistert zurückgelassen, das ich es heute immer noch gern empfehle. Dann irgendwann hat sich das etwas verloren, ich kann es gar nicht genau betiteln, warum, aber mich konnten die Bücher nicht mehr so erreichen. Nun kam „Die Kunst des Verschwindens“ und das hat mich auf vielen Ebenen angesprochen, das ich es wieder versuchen wollte und was Melanie Raabe mit mir gemacht hat, erzähle ich euch nun. Ellen ist Schauspielerin, sie hat es geschafft, zum großen Hollywoodstar aufzusteigen und steht gerade vor einen großen Höhepunkt in ihrer jungen Karriere, bis einiges über sie zusammenbricht. Der Ruhm hat seine Schattenseiten und so muss sie sich mit einen Stalker, übergriffigen Fans und Schlagzeilengeilen Medien herumschlagen. Dabei ist ihr bester Freund verstorben und sie darf nicht mal richtig trauern. Zerrissen, wütend und ausgebrannt, begegnet Ellen Nico. Nico ist Fotografin, nicht so eine, wie sie es gerne wäre, nämlich eine Künstlerin, sondern jemand, der sich mit dem Tagesgeschäft von Bewerbungsfotos und Familienbildern über Wasser hält. Lebt in einer Fernbeziehung und kämpft immer noch mit Albträumen von ihrer toten Mutter. Außerdem gibt es da noch Kurt und sie weiß nicht, wie sie ihren Lieben davon berichten soll. Überfordert, verwirrt und belastet, begegnet Nico Ellen. Melanie Raabe ist eine Sprachkünstlerin. Das hat sie drauf, das setzt sie gewollt und gekonnt ein, und das hat sie mit dieser Geschichte wieder aufs Feinste bewiesen. Sie baut eine Atmosphäre, die greifbar, spürbar und unter die Haut geht, auf. Lässt einen körperlichen Schmerz mitfühlen und manches ist so intensiv, das man nach Luft schnappen muss. Es gibt so viele Szenen in dieser Geschichte, die mich berührt haben, die ich körperlich und seelisch miterlebt habe, das ist einfach unglaublich. Überhaupt ist dieser Roman mit vielen Emotionen, aber auch mit Erwartungen und Vorurteilen bestickt. Ich konnte es gar nicht wirklich aus den Händen legen und diese Sprachgewalt ist so einnehmend, dass man gefangen ist und in einen regelrechten Sog hineingezogen wird. Überhaupt finde ich es eine gute Wahl vom Verlag nicht mehr Thriller auf ihren Büchern drauf zu schreiben, sondern Roman. Ohne Frage ist es eine spannende Lektüre, die Wendungen aufzeigt, mit denen man nicht gerechnet hat, die einen an Orte führt, die man im Leben nicht erwartet hat und die eine Geschichte erzählt, die mehr als nur auf einer Ebene spielt. Zwei unterschiedliche Frauen, zwei verschiedene Leben, die nicht gegensätzlicher verlaufen hätten sein können und doch gibt es eine Verbindung, ein magisches Band, was zwei Menschen zusammenführen muss. Melanie Raabe hat ein Talent, über magische Dinge zu schreiben, kein Hokuspokus versteht mich nicht falsch, aber im Leben gibt es doch Dinge, die man eher Schicksal nennt, um nicht magisch zu sagen. Und diese Autorin greift gern so was auf und es stimmt doch, manchmal ist es leichter, sich jemanden Fremdes zu öffnen, als der Familie. Erwartungen, Erfüllungen, Contenance hemmen, doch oft über Wirkliches zu sprechen. Und dieser Roman hat noch viel mehr Facetten, die berühren, melancholisch stimmen und einen zum Nachdenken anregen. Ohne Frage, das Buch hat mich eingenommen, ich habe es gerne gelesen. Ich habe die Sprache geliebt und jede Seite davon mit Genuss. Melanie Raabe hat mich wieder auf ihre Seite gezogen und mich verzaubert. Danke. Die Kunst des Verschwindens, ist intensiv, spürbar und geschickt erzählt. Hier wird das Verschwinden auf mehreren Ebenen geschildert, man muss nur genau hinsehen. Lesegenuss pur.
  • Von: eulenmatz liest

    MEINUNG: Bisher habe alle Thriller von Melanie Raabe gelesen. Mir gefielen besonders gut Die Falle und Die Wahrheit. Sie hat einfach einen ganz besonderen außergewöhnlichen Stil. Ich finde es immer spannend, wenn solche AutorInnen sich dann an einen Roman wagen. Die Magie des Verschwindens ist ihr erster Roman. Ich war sofort drin in diesem Buch. Es hat keine 20 Seiten gedauert, obwohl die Geschichte erstmal sehr simpel gestrickt wirkt. Es wird aus zwei Perspektiven erzählt. Einmal aus der Sicht von Nico und einmal aus der Sicht von Ellen. Nico ist Fotografin in Berlin. Sie trifft zufällig auf die international sehr bekannte deutsche Schauspielerin Ellen Kirsch, weil diese zur Premiere ihrer neuen Serie in Berlin ist und eine Wohnung in Nicos Nachbarschaft bezogen hat. Die Frauen begegnen sich zunächst zufällig in einem Späti. Obwohl sie sich fremd sind, spürt vor allem Nico sofort eine starke Verbundenheit zu Ellen. Als Ellen nach Silvester plötzlich verschwindet, kann Nico, obwohl Ellen praktisch eine Fremde ist, nicht loslassen und begibt sich auf die Suche nach ihr. Nico und Ellen sind zwei sehr unterschiedliche Frauen und dennoch gibt es etwas, was sie verbindet. Das herauszufinden ist das große Thema in diesem Buch. Nico ist ein sehr klar beschriebene Person. Sie ist Anfang 30 und Fotografin mit eigenem Geschäft. Sie wollte mal Schauspielerin werden. Sie hat eine glückliche Fernbeziehung, einen kleinen Halb-Bruder, den sie sehr liebt und sie hat ihren Lebensmittelpunkt in Berlin. Man erfährt recht schnell, dass sie ihre Mutter bei einem Fährunglück verloren hat als sie 20 Jahre war. Später erfährt man dazu mehr. Ich war etwas verwundert, dass von Frankreich nach Schweden gefahren sind und nicht von Deutschland aus, aber Frankreich sollte wohl eine Rolle spielen. Während Nico auf der Suche nach Ellen ist, muss sie sich auch mit sich selbst auseinandersetzen und wie ihre Zukunft aussehen soll. Dazu muss sie ein paar Dinge aus der Vergangenheit "bearbeiten". Über allem schwebt auch noch "Kurt". Wer oder was Kurt ist, will ich nicht vorweg greifen, denn es wichtig für die Geschichte. Ellen ist zunächst eine schwer greifbare Person, aber genau so scheint es auch gewollte zu sein. Sie wirkt relativ einsam. Ihr bester und einziger Freund stirbt am Anfang des Buches. Es wird gut aufgezeigt, dass Ruhm auch viele Nachteile hat wie Einsamkeit, Neider und sogar Stalker. Ellen lernt man als Leser erst kennen als Nico nach ihr sucht. Im Mittelteil ist Ellen erstmal nicht präsent. Obwohl es kein Krimi bzw. Thriller ist, war das Buch für mich ein wahrer Pagerturner und ich konnte es kaum zur Seite legen. Die Such nach Ellen führt Nico u.a. nach Brügger und Paris. In Paris gibt es eine Party-Szene, die ich so gut beschrieben fand als wäre ich selbst dabei. Melanie Raabe kann einfach sehr atmosphärisch schreiben und über allem liegt wirklich eine gewisse Magie, die schwer zu beschreiben ist, aber es ist auch keine Magie wie in einem Fantasy-Buch oder ähnlichem. Auch das Verschwinden als solches ist ein großes Thema, daher hätte der Titel nicht besser gewählt sein können. Es wird sich auch damit beschäftigt, ob ein Mensch einfach so verschwinden kann und nochmal ein völlig anderes Leben beginnen kann.  FAZIT: Die Magie des Verschwindens ist für ein richtiges Highlight. Die Geschichte hat mich sofort in ihren Bann gezogen und ist wirklich gut konstruiert gewesen, wenn auch am Enden ein bisschen überzogen, was aber zur Geschichte passt. Ich kann nur eine absolute Leseempfehlung aussprechen. :)
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