Die leuchtende Republik von Andrés Barba

Andrés Barba Die leuchtende Republik

»Sollten Sie aus der großen Buchmessen-Ernte nur einen einzigen spanischen Roman lesen, es sollte dieser sein.« Paul Ingendaay, FAZ

Andrés Barbas international gefeierter Roman ist eine mitreißende Geschichte über die drängenden moralischen Fragen unserer Zeit: die Angst vor dem Fremden, die Verletzlichkeit der Zivilisation und den schmalen Grat zwischen Vernunft und Paranoia.

Dichter grüner Regenwald, tropische Trägheit: San Cristóbal ist eine verschlafene lateinamerikanische Provinzstadt, bis eines Tages wildfremde Kinder von der anderen Seite des schlammig-breiten Eré-Flusses dort einfallen und die Ruhe stören. Niemand kennt sie. Niemand weiß, woher sie kommen. Niemand versteht ihre Sprache. Sie haben Hunger, sie stehlen, sie jagen den Menschen Angst ein.

Die Bewohner von San Cristóbal stehen zunehmend unter Druck: Wie lange wollen sie dem Ganzen tatenlos zusehen? Wie unschuldig sind Kinder? Darf man Böses mit Bösem vergelten?

Jetzt bestellen

€ 22.00 [D] inkl. MwSt. | € 22.70 [A] | CHF 30.50 * (* empf. VK-Preis)

Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Zeilentaenzer

    "Die leuchtende Republik" von Andrés Barba, erschienen bei Luchterhand, spielt im Jahr 1995 in der fiktiven Stadt San Cristóbal. Es ereignet sich ein schreckliches und traumatisches Ereignis um 32 Kinder, die obdachlos sind. Nachdem sie einen Supermarkt verwüstet haben, töten sie mehrere Kunden. Viele Jahre später setzt der Ich-Erzähler des Romans an und versucht auf teils philosophische Weise die vergangenen Taten zu rekonstruieren. Ich empfand das Geschriebene als heftig, aber auch sehr atmosphärisch. Mich hat das Cover sofort neugierig gemacht und ich mochte den Schreibstil des Autors. Barba schreibt emotional und aufwühlend, es löste in mir Beklemmungen aus und faszinierte mich zugleich. Es stellen sich Fragen rund um Kultur, Zivilisation, Unrecht und Vorurteile. Und am Ende zeigt sich, wie die Kinder vorschnell verurteilt wurden. Idee, Umsetzung, Schreibweise und Cover gefielen mir sehr gut.
  • Von: Sabine Ibing

    «Vogelgezwitscher, fast ununterscheidbar, wie dieses Summen tief im Urwald.» Dieser Roman ist als Reportage angelegt. 1995 in San Cristóbal (fiktiv) am Rande des Regenwalds in Südamerika: Eines Tages tauchen 32 obdachlose Kinder in der Stadt auf, die eine unverständliche, unbekannte Sprache sprechen, eine Sprache wie Vogelgezwitscher. Sie sind ziemlich verwildert, benehmen sich auch so, tollen in kleinen Gruppen durch die Straßen, treiben Schabernack. Sie verschwinden immer wieder zurück in den Wald. Anfangs stört sich niemand daran, auch nicht an den kleinen Diebstählen. Gleichzeitig sind die Kinder der Stadt fasziniert von den Wilden, fühlen sich magisch angezogen. Doch die Kinder werden immer dreister, sie bedrängen eine alte Frau, entreißen ihr die Einkaufstüten und die Handtasche. Sie stehlen auch im Supermarkt. Nun spaltet sich die Meinung der Bürger über die Kinder, die immer unverschämter werden. Die eine Seite ist empört – die andere meint, es seien doch nur Kinder, die niemanden haben. Es gibt Gerüchte, wo sie herkommen mögen – vielleicht entwischte Entführungsopfer? «Viele der Kinder sammeln sich am Eingang, andere fangen zu weinen an, und manche bücken sich und betrachten aus einigen Metern Abstand ihre Opfer, wie betäubt von dem, was sie da gerade getan haben. Überraschend ist die Dauer des Überfalls, die Plumpheit und was sich simultan für unterschiedliche Dinge abspielen; fast zehn Minuten lang kommen Leute herein, gehen hinaus und wieder hinein, als würde nichts geschehen. Eine Frau nutzt die Gelegenheit und lässt etwas mitgehen, was wie ein Haarfärbemittel aussieht, während auf der anderen Seite des Regals ein zehnjähriges Mädchen einem Erwachsenen gerade ein Messer in den Bauch rammt.» Der Ich-Erzähler ist ein Sozialarbeiter der Stadt und er erinnert sich nach 15 Jahren an den Vorfall, nimmt Zeitungsartikel und das Tagebuch einer Jugendlichen der Stadt zuhilfe, die die Ereignisse gut dokumentiert hatte. Irgendwann kommt es zu einem dramatischen Ereignis in einem Supermarkt. Dies ist der Kipppunkt, denn ab diesem Zeitpunkt ist das Verständnis für die Kinder seitens der Bürger verloschen. Nun wird Jagd auf die Kinder gemacht. Andrés Barba stellt durch den Icherzähler philosophische Fragen während des Schreibprozesses. Er stellt in Frage, was die Wahrheit ist, von der behauptet wird, sie ist es. Wahrheit ist das, worauf sich das Kollektiv der Gesellschaft zu einem Geschehnis einigt. Je nachdem, von welcher Seite man ein Ereignis betrachtet, um so mehr kann sich die Wahrheit verschieden, bis hin zu gegenüberliegenden Seite, zur Lüge. Die Wahrheit liegt oft in der Sicht des Betrachters. Wer sind hier die Täter und wer die Opfer? Andrés Barba stellt die Zivilisation in Frage: Was genau ist überhaupt wild und was zivilisiert – woran machen wir das fest? Auch hier wieder die Sicht des Betrachters. Ist unsere sogenannte zivilisierte Gesellschaft berechtigt, andere Gesellschaftsformen als unzivilisiert zu betrachten? Es ist eine dunkle dystopische Geschichte, ein Drama – aber ein leuchtendes Buch – eine leuchtende Republik! Ein feiner philosophischer Roman, den man keinem Genre zuschreiben kann; von allem ein bisschen: Dystopie, Fantasyroman, ein wenig Kriminalliteratur, denn es geschieht so einiges Kriminelles. Empfehlung! Andrés Barba, 1975 in Madrid geboren, zählt zu den »zehn besten zeitgenössischen Schriftstellern Spaniens« (Granta’s). Sein Roman » Die leuchtende Republik« erscheint in 21 Sprachen und wurde mit dem renommierten Premio Herralde de Novela ausgezeichnet.
  • Von: buecherundschokolade

    Die leuchtende Republik von Andrés Barba ist das verstörendste und gleichzeitig poetischste Buch, das ich seit Langem gelesen habe - so viel vorneweg. In der fiktiven lateinamerikanischen Provinzstadt San Cristóbal am trägen und schlammigen Eré-Fluss leben die Bürger in relativem Wohlstand und relativer Sicherheit (vom gelegentlichen Narcos-Mord einmal angesehen). Armut kennen sie nur von den Indigenen aus dem Eré-Stamm, aber die empfinden sie als pittoresk. Doch der Alltag der Stadt wird empfindlich gestört, als plötzlich fast drei Dutzend namen- und elternlose Kinder in der Stadt auftauchen, die betteln und stehlen und eine unbekannte, unverständliche Sprache sprechen. Niemand weiß woher sie kommen oder wer sie sind. Und warum üben sie eine so große Anziehungskraft auf die wohlbehüteten Kinder San Cristóbals aus? Während die Stadtbewohner zwischen Mitleid und Hass schwanken, schaukeln sich die Ereignisse immer weiter hoch bis zu einem furchtbaren Höhepunkt… Dabei stellt der Roman ganz wesentliche Fragen. Kann man Gewalt mit Gewalt beantworten? Wie verhält sich die Mehrheitsgesellschaft gegenüber Fremden? Wie viel Schuld können Kinder auf sich laden? Welche Schuld trifft die, die wegsehen? Auch die populistischen Reflexe in der leicht korrupten, leicht unfähigen Stadtpolitik sind seltsam vertraut: Aktionismus, härteres Vorgehen, härtere Strafen. Alles ohne positive Resultate. Der Roman des in Argentinien lebenden Spaniers Barba erinnert an die herausragenden Werke des magischen Realismus, an Gabriel García Márquez oder Miguel Ángel Asturias. Allerdings handelt es sich um einem im düsteren Gewand daherkommenden realismo mágico. Ein sprachlich wie inhaltlich anspruchsvolles, glänzendes Buch und daher eine große Leseempfehlung.
Mehr laden