Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken von Florian Weber

Florian Weber Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken

EIN LAMA, EIN CLOWN UND EIN HEINRICH POHL IM ATLANTISCHEN OZEAN.

VIELE MEILEN VON RETTENDEN UFERN ENTFERNT.

EIN SZENARIO, DAS NACH AUFKLÄRUNG SCHREIT.



Ein Mann treibt auf einer Kühlbox im Meer. Neben ihm ein ohnmächtiger Clown und ein Lama. Er kann sich an nichts erinnern. Durch aufblitzende Erinnerungen versucht er zu erforschen, wer er ist und was ihn in diese lebensbedrohliche Situation gebracht hat. Dabei spielen seine Kindheit, das Antiquitätengeschäft des Onkels in seiner Heimatstadt München, ein Klavier und eine Reise nach Amerika eine erhebliche Rolle. Ein sagenhafter Roadtrip und zugleich ein Roman voller origineller Ideen und einer so rührenden wie unterhaltsamen Familiengeschichte.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: so.ein.kokolores

    Stell dir vor du wachst als Schiffbrüchiger mitten auf dem Meer auf und alles was du siehst sind ein Clown, ein Lama und ein Klavier. Doch deine Erinnerung ist nichts mehr als ein schwarzes Loch. Was machst du hier, wer sind diese Personen und träumst du den ganzen Mist nicht vielleicht? So ergeht es Heinrich Pohl, der im ersten Moment völlig überfordert ist mit dieser Situation. Doch oh Wunder, da blitz eine Erinnerung nach der nächsten auf und ganz gemächlich setzen sich die einzelnen Puzzlestücke zusammen, wie es zu dieser Situation kam. Florian Weber hat hier einen Roman geschrieben, der zuerst so skurril anfängt wie der Titel vermuten lässt. Doch in diesem Buch steck viel mehr. Es ist ein Road Trip von Onkel und Neffe, der nach und nach die tiefsten Familiengeheimnisse und Beweggründe ans Tageslicht holt. Wir haben hier zum einen Heinrich, der so anders ist als seine Brüder, der seine Kindheit die meiste Zeit im Antiquariat seines Onkels Wendelin verbringt und als Sonderling der Eltern abgestempelt wird. Das Verhältnis der beiden Männer könnte inniger nicht sein, sie scheinen aus ähnlichem Holz geschnitzt und so ist es nicht verwunderlich, dass sie beide auf Wunsch von Wendelin zu einer Reise nach Amerika aufbrechen. Dieses Buch hat es in sich, denn es ist nicht nur eine Reise durch Amerika, sondern auch eine in die Vergangenheit von Wendelin. Wir tauchen im Roman immer wieder dorthin ab, in die tiefsten Erinnerungen und verstehen nach und nach die Gründe dieser Unternehmung. Ich mochte diese Geschichte, die sehr ruhig geschrieben ist, aber immer wieder mit Humor und der ein oder anderen unerwarteten Wendung aufwartet. Doch ganz überzeugen konnte sie mich nicht, da es doch immer wieder Phasen im Buch gab, die mir zu still, zu nichtssagend waren und für mich den Lesefluss gehemmt haben. Alles in allem ist es aber ein solides Buch das Freude macht.
  • Von: Thomas Lawall

    Was für ein merkwürdiger Titel, mag man zunächst denken. Der zweite Gedanke könnte sein, es hier mit einer massenkompatiblen Komödie zu tun zu haben, die leichtverdauliche Situationskomik in schriftlicher Form anbietet. Der dritte Gedanke wäre dann, das Buch trotzdem zu lesen ... ... und das wäre dann die absolut richtige Entscheidung! Zunächst fällt positiv auf, dass Leserinnen und Leser schon vor dem Lesen des Buches mit allerhand Rätseln konfrontiert werden. Denn neben dem unkonventionellen Titel stellt auch das Titelbild mindestens eine Frage, die zunächst nicht beantwortet werden kann. Wie sollten auch die Schwanzflosse eines Wals und ein Klavier zusammen passen? Die Karte im Innenteil hätte man dann so auch nicht erwartet. Was soll eine Reiseroute von Salt Lake City bis nach Miami bedeuten, wenn es sich doch um eine Situation auf offener See handelt? Weitere Rätsel geben dann die fünf Gegenstände, angeordnet in einer Wabenstruktur auf der nächsten Seite, auf. Sind jene Friedenspfeife, die Kamera, die Pistole, der Storch und die Schale mit den Kastanien so eine Art Deko...? Das alles grenzt irgendwie an einen Kriminalroman, wenn auch der etwas anderen Art. Die augenblickliche Situation, in der sich der Held der Geschichte gerade befindet, stützt diese Theorie. Heinrich Pohl treibt im Atlantischen Ozean, ohne zu wissen, wer er ist und wie er in diese recht schwierige Lage gekommen ist. Immerhin kann er sich, um dem sicheren Tod durch Ertrinken zunächst zu entgehen, an einer Kühlbox festhalten. Langweilig kann es ihm auch nicht werden, denn in unmittelbarer Nähe treibt ein Clown auf einer Rettungsweste, und ein Lama umkreist schwimmend diesen seltsamen Schauplatz. Wem dieses Szenario zu schräg vorkommt, sollte sich vielleicht die eine oder andere selbst erlebte Traumsequenz in Erinnerung rufen, soweit dies noch möglich ist. Da hat man doch mitunter ähnliches erlebt, oder kann diese vermeintlich aussichtslose Situation gar durch eine weitaus seltsamere toppen. Und war es nicht immer so, dass die Bedeutung nicht zu enträtseln war? Ganz anders bei Heinrich Pohl, denn so nach und nach setzt sich aus einem chaotischen Kaleidoskop aus Erinnerungsfragmenten die eine oder andere Erklärung zusammen, wie es zu den aktuellen Ereignissen gekommen sein könnte. Jene fünf Gegenstände erweisen sich in diesem Zusammenhang als nicht ganz unwichtige Schlüssel. Vieles ist nicht so, wie es scheint. Man muss sich schon etwas genauer hineinlesen, um die verschiedenen Bedeutungsebenen zu finden und freizulegen. Es ist die Geschichte eines Mannes, der sich in seinem "bisherigen Werdegang in Deckung und Genügsamkeit" bedroht fühlt. Es ist auch eine Geschichte über die entsetzliche Leere, die entsteht, wenn ein über alles geliebter Mensch gehen muss. Weit weg und für immer. Einen "Onkel Wendelin" müsste man haben. Manche haben tatsächlich einen. Egal wie er heißt oder was er tun und lassen mag. Einer, der aus der Reihe tanzt und eine Rettungsinsel ist. Eine Flucht aus den eigenen Reihen ermöglicht, wo es nur Grenzen, Zucht und Ordnung gibt. Einer, der für alles eine Erklärung hat. Da, wo andere längst aufgegeben oder noch nicht einmal angefangen haben. Wem so ein Rettungsanker nicht zur Verfügung steht, muss nicht verzagen, denn es gibt ja Onkel Wendelin. Weil ja eins sowieso klar ist: "Das ganze Leben ist ein Experiment". Ständig ist man auf der Suche nach sich selbst und danach, wo man in dieser Welt wirklich hingehört. "Ein großer Test", wie er meint. In diesem Sinne könnten nicht wenige etwas Hilfe gut gebrauchen. Deshalb fehlen Tipps für das Verweilen an bestimmten Orten ebenso wenig, wie für das Verhalten an der Endstelle. Da wo alle aussteigen müssen. Alles ganz und gar nicht lustig, oder? Doch! Das Leben hat, egal wie es läuft, öfter mal auch positive Überraschungen zu bieten, nämlich diesen ebenso tiefsinnigen wie herzerfrischenden Reiseführer mit jenem merkwürdigen Titel. Für die einen eine existenzielle Achterbahn, für andere eine ebensolche Erfahrung. Das ist so ähnlich wie der Unterschied zwischen Amerika und Deutschland. "Im Land der unbegrenzten Möglichkeiten kann man auch nur bis zu den Sternen sehen."
  • Von: faanielibri

    ‚Die wundersame Ästhetik der Schonhaltung beim Ertrinken‘ von Florian Weber ist eins dieser Bücher, das man selbst lesen muss, weil man kaum Worte findet, um es zu beschreiben. Worte für die Absurdität, aber auch für die Klugheit der Geschichte. Für die vielen popkulturellen Anspielungen, die Lebensweisheiten, blumigen Beschreibungen und die Metaphern. Auf diese Geschichte muss man sich einlassen können. Denn sonst denkt man sich womöglich, was man denn da Komisches liest. Komisch im Sinne von seltsam, wobei es durchaus Szenen gibt, die mich erheitert haben. Florian Webers Geschichte ist eigentlich eine Coming-of-Age-Story, doch auf etwas andere Art und Weise erzählt. Schon die Eröffnungsszene zeigt deutlich, dass wir uns nicht in einer Kleinstadt befinden. Sondern auf dem offenen Meer. Zusammen mit einer Kühlbox, einem Lama und einem Clown. Alles klar soweit? Doch wie kam es zu dieser Situation? Abwechseln erzählt Weber aus der Sicht seines Ich-Erzählers Heinrich Pohl, einmal in der Gegenwart auf dem Meer, einmal aus dessen Kindheit. Es wird also schon gleich zu Beginn verraten, wie das Buch enden wird. Das ist oft nicht ganz das, was man als Leser*in wissen will, doch hier ist der Weg das Ziel. Von einer nicht sehr liebevollen Kindheit, über das Antiquariat des Onkels, zusammen mit seinen Fabeln und Parabeln, bis hin zu einer Reise durch die USA, wiederum mit Erzählungen aus der Vergangenheit. Manchmal haben mich diese ganzen Geschichten an den Film ‚Big Fish‘ erinnert, der auf seine Art auch magisch ist und bei dem man sich immer denkt: Kann das stimmen oder wird hier übertrieben? Mich hat Webers Geschichte, trotz mancher Übertreibungen und hier und da einer Sportphrase zu viel, gut unterhalten. Einzig eine Szene in den USA, in der es sehr rassistisch wird, hat mir ziemlich sauer aufgestoßen. Pohl selbst setzt diese zwar in das richtige Verhältnis und verurteilt es, doch wäre die Geschichte meiner Meinung nach auch gut ohne diese Szene ausgekommen. 4 Sterne.
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