Gullivers Reisen von Jonathan Swift

Jonathan Swift Gullivers Reisen

Nie war er aktueller als heute – Swifts «Gulliver» in der gültigen deutschen Übersetzung

Gullivers Reisen nach Lilliput und zu den Riesen kennt jedes Kind. Und doch ist Swifts Fantasy-Saga vor allem ein eindrucksvolles Leseabenteuer für Erwachsene – tiefsinnig, amüsant, subversiv und desillusionierend –, eine zeitlos gültige Generalabrechnung mit menschlicher Dummheit und Selbstüberschätzung, ja eine besonders frühe Form der Polit-Satire: Die mit unerschöpflicher Fabulierlust bis ins Detail realistisch gestalteten Erlebnisse Gullivers in fremden Reichen sind gespickt mit polemischen Seitenhieben auf Staat, Kirche oder Rechtswesen.

Ein Klassiker, wie er gegenwärtiger gar nicht sein könnte!

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Buecherbriefe

    Gullivers Reisen von Jonathan Swift gehört gleichermaßen zu den bekanntesten und meistgekürzten Werken der Weltliteratur. Auch ich las als kleiner Junge lediglich die zensierten Fassungen und war gespannt, wie sich das Leseerlebnis mit der ungekürzten Fassung gestalten sollte. Jonathan Swift führte ein Leben im Zeichen des Widerstandes. Sein Vater verstarb bereits vor seiner Geburt und so wurde er von seinen Verwandten aufgezogen. Auf Wunsch eines Onkels absolvierte er ein Theologiestudium, das er nur mit viel Wohlwollen bestand. Er wurde zwar Priester, legte in diesem Beruf aber keine große Karriere hin. Das lag zum einen daran, dass er sich politisch auf die falsche Seite stellte und zum anderen an seinen satirischen Werken, in denen er unverblümt Missstände anprangerte. Diese Schriften verfasste er zwar zum größten Teil anonym, doch seine Identität war ein offenes Geheimnis. Sein Einfluss in der Bevölkerung war dadurch sogar so groß, dass sich keine Obrigkeit traute, ihn wegen seinen Schriften zu belangen. Gullivers Reisen reiht sich somit nahtlos in sein Schaffen als Autor ein. Man kann dieses Buch irgendwo zwischen phantastischer Reiseliteratur und Satire einordnen. Zu dieser Zeit erlebten (fiktive) Reiseberichte einen Boom und der belesene Swift war sich dessen durchaus bewusst: Er kopierte einige typische Eigenschaften dieser Gattung und verdeckte damit zumindest oberflächlich seine Gesellschaftskritik. So erleben wir die Geschichte zwar aus der Perspektive Gullivers, aber vor und nach der Handlung sind fiktive Briefe und Erläuterungen des vermeintlichen Herausgebers und Autors beigefügt. Wie bei Defoe finden sich auch hier vermeintlich präzise Zeit-, Positions- und Maßangaben, die dem Leser Authentizität vorgaukeln sollen. Als Autor benutzt Swift dabei gerne ausufernde Sätze und nicht enden wollende Aufzählungen, die die Aufmerksamkeit des Lesers fordern. Das muss man mögen, ansonsten droht schnell Langeweile oder Überforderung. Die ersten beiden Reisen ermöglichen es dem Autor die englische Gesellschaft aus unterschiedlichen Perspektiven zu kritisieren, auf Liliput etwa im Miniaturformat, um die großen Zusammenhänge zu beleuchten und auf Brobdingnag mit der Lupe, um mit deutlichen Worten Missstände anzuprangern. Auf seiner dritten Reise begegnet Swift vor allem verkopften Geisteswissenschaftlern, die völlig den Bezug zur Realität verloren haben. So etwa in der Universität von Lagado, in der sich innovative Wissenschaftler hoffnungsvollen Projekten, wie etwa der Gewinnung von Sonnenlicht aus Gurken oder der Abschaffung der gesprochenen Sprache, widmen. Seine Schilderungen sind dabei gespickt von Angriffen gegen zahlreiche Wissenschaftler der damaligen Zeit. Seine vierte und oft unterschlagene Reise führt ihn auf eine Insel, auf der die pferdeartigen Houyhnhnms herrschen und menschenähnliche Yahoos als und Nutztiere halten. Diese Reise soll ihn prägen, da sich die Houyhnhnms als moralisch überlegen herausstellen und ein Leben führen, in dem Begriffe wie Böse oder Lüge gar nicht existieren. Als er die Insel verlassen muss, bricht ihn das innerlich. Zu verhasst sind ihm die Yahoos, wie er die Menschen von da an nennt. Sie werden von kaum mehr als ihren Instinkten beherrscht und betrügen und belügen sich gegenseitig am laufenden Band. Hat er zuvor vornehmlich die Verhältnisse in England kritisiert, so wechselt hier der Schwerpunkt seiner Kritik auf die ganze Menschheit. Fazit: Gullivers Reisen ist ein Buch, dessen volle Bedeutung mir sich erst durch die Übersetzung von Christa Schuenke erschloss. Es handelt sich um keine klassische Abenteuergeschichte, sondern um eine bitterböse Satire über die englische Gesellschaft und im weiteren Verlauf über die Menschheit im Allgemeinen. Ein zeitloser Klassiker!
  • Von: Gute Seiten Schlechte Seiten

    „Gullivers Reisen“ von Jonathan Swift führen seinen Namensgeber Lemuel Gulliver bekanntermaßen zu vielfältigen, fantastischen Begegnungen allerorts. In das Land der Lilliputaner über das der Riesen bis hin zu einer schwebenden Insel, auf der geistig große Ablenkung herrscht. Wissenschaftliche Projekte beschäftigen die nächste Station, Geister erscheinen darauffolgend und die Kehrseite von Unsterblichkeit erörtert die Insel Luggnagg. Als Letztes öffnen sprechende Pferde Gulliver die Augen über seine eigene menschliche, selbstzerstörerische Rasse und lassen ihn vor sich selber ekeln. Überspitzte, pure Satire an die Gesellschaft des 18. Jahrhunderts eint seine Reisen, zum Teil etwas langatmig als Reisetagebuch beschrieben, aber wie immer wunderschön in der neuen Bibliothek des Manesse Verlags.
  • Von: Birgit Pirker

    Bei „Gullivers Reisen“ aus dem Manesse Verlag handelt es sich um die Originalausgabe aus dem Jahre 1726, die wenig mit der Kindergeschichte zu tun hat, die wir vermutlich alle aus unserer Jugendzeit kennen. Jonathan Swift hat hier ein sehr sozialkritisches Buch geschrieben, dass die Missstände der herrschenden Oberklasse und der Menschen im Allgemeinen auf den Punkt bringt. Eine Satire der Extraklasse! Der Wundarzt Lemuel Gulliver begibt sich auf vier Schiffsreisen und bei jeder gerät er in Seenot. Als erstes strandet er in Lilliput. Dort gilt er als Riese, da die Lilliputaner selbst nicht größer sind als sein Finger. Ich fand es beeindruckend, mit welchen subtilen Stilmittel Swift hier die damalige Regierung unter König Georg I. anprangert. Seine zweite Reise führt ihn nach Brobdingnag, ins Land der Riesen. Hier ist Gulliver nicht größer als eine Maus. Diese Geschichte ist großartig geschrieben, aber man benötigt viel Denkvermögen, um sich immer wieder die herrschenden Maße vorzustellen zu können. Das Gefühl, auf etwas hinunter zu schauen ist uns vertraut, aber nach oben zu schauen und selbst der Kleine zu sein, ist etwas ganz anderes. In Laputa, einer fliegenden Insel, lernt Gulliver Bewohner kennen, die sich fast ausschließlich mit naturwissenschaftlichen Problemen befassen und so gut wie keine zwischenmenschlichen Beziehungen mehr pflegen. Und könnt ihr euch noch an die „Yahoos“ erinnern? Das ist nicht nur eine der ersten Suchmaschinen des Internet. So werden die Menschen im Land der Hoyhnhnmms genannt, in dem die Menschen den Pferden (Hoyhnhnmms) untergeordnet sind. Für mich persönlich war dies die lehrreichste Reise. Die Lebensweise und das Verhalten der Hoyhnhnmms machen deutlich, wie der Mensch im Inneren tickt. Nicht unbedingt die schönste Erkenntnis! „Gullivers Reisen“ hat eine wunderbare Erzählstimme, ist aber durch seine langen und verschachtelten Sätze nicht leicht zu lesen. Wenn man sich aber an das Konstruierte erstmal gewöhnt hat, kann man die Geschichte in vollen Zügen genießen und kommt sehr schnell voran. Außerdem ziehen sich diverse Fußnoten durch das ganze Buch, hinter denen Erklärungen und Anspielungen die auf die soziale und politische Lage im damaligen England, aber auch auf den Autoren selbst hinweisen. Diese Anmerkungen sind Gold wert! Es ist ein ganz anderes, aber reizvolleres Lesen, als wir es heute üblicherweise gewohnt sind. Auch wenn Jonathan Swift in seinem Buch selbst mit erhobenen Zeigefinger durch die Welt läuft, merkt man im Laufe der Geschichte doch, dass auch er nur ein Kind seiner Zeit ist und bei Frauen, Dienern und anderen Ethnien, dieselben Denkmuster inne hat, wie sie zu seiner Zeit gang und gebe waren. Diese wunderschöne Ausgabe aus dem Manesse Verlag ist ein Muss für jeden Leser und natürlich auch für jeden Nostalgiker!
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