Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland von Sarah Brooks

Sarah Brooks Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland

»Es heißt, diese Reise habe ihren Preis. Einen Preis, der über die Kosten des Tickets hinausgeht.«

Es ist das Ende des 19. Jahrhunderts, und nichts fasziniert die Menschen so sehr wie die geheimnisvollen und angsteinflößenden Wunder des Ödlands. Nichts berührt diese riesige, verlassene Wildnis zwischen China und Russland außer dem Transsibirien-Express, der jeden befördert, der es wagt, das Ödland zu durchqueren. Es gibt jedoch Gerüchte, dass der Zug nicht mehr sicher ist. Wer sich nun auf diese Reise begibt, hat seine ganz eigenen, verborgenen Gründe dafür: eine trauernde Frau mit fremdem Namen, ein Kind, das im Zug geboren wurde, und ein in Ungnade gefallener Naturforscher. Doch mehr und mehr scheint es, als würden die Gefahren des Ödlands ihren Weg ins Innere finden …

Lassen Sie sich verzaubern und gehen Sie mit Sarah Brooks auf eine Reise, die sie so schnell nicht vergessen werden. Doch sehen Sie sich vor – das Ödland ist heimtückischer, als man meinen könnte.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: zeilenflut

    "Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland" von Sarah Brooks entführt den Leser auf eine außergewöhnliche Reise durch das geheimnisvolle und gefährliche Ödland zwischen China und Russland. Das Buch, das auf den ersten Blick wie ein historischer Roman über die Transsibirische Eisenbahn anmutet, entfaltet sich schnell zu einer faszinierenden Mischung aus Fantasy, Abenteuer und Mystik. Die Geschichte spielt größtenteils an Bord des luxuriösen Trans-Sibirien-Express, der sich auf einer Fahrt durch das Ödland befindet. Dabei begleiten wir eine Gruppe von Passagieren, die unterschiedlicher nicht sein könnten: die geheimnisvolle Maria Petrovna, die auf der Suche nach Antworten zu ihrer Vergangenheit ist; der Naturforscher Henry Grey, der seine wissenschaftliche Ehre wiederherstellen will; und Weiwei, die im Zug aufgewachsen ist und alle seine Geheimnisse zu kennen glaubt. Doch als es einem Ödlandwesen gelingt an Bord zu gelangen, gerät die fragile Ordnung durcheinander, und die unberechenbare Wildnis des Ödlands scheint in den Zug einzudringen. Das Ödland selbst ist voller unerforschter Gefahren: Landschaften, die Menschen in den Wahnsinn treiben, Kreaturen, die das Vorstellbare übersteigen, und Phänomene, die nicht in der Realität verankert zu sein scheinen. Sarah Brooks' Schreibstil ist eindringlich und bildhaft, die Beschreibungen des Ödlands erzeugen lebendige und unvergessliche Szenen vor dem inneren Auge. Die verschiedenen Perspektiven der Passagiere lassen den Leser nicht nur hinter die Fassade ihrer Motive blicken, sondern auch den mysteriösen Charakter des Ödlands nach und nach enthüllen. Anfangs hatte ich ein wenig Schwierigkeiten in die Geschichte hineinzufinden, doch letztendlich konnte ich das Buch kaum mehr aus den Händen legen.
  • Von: Andrea Karminrot

    In dem "Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland", findet man alles, was es braucht, um durch dieses Ödland mit dem Zug zu reisen. Auf jeder Seite wird davor gewarnt, was man nicht machen sollte, damit die Reise ein Erfolg wird. Und die Reise selber? Die erfolgt eben mit einem speziellen Zug, der angeblich der sicherste der Welt sein soll. Doch wovor fürchten sich die Menschen, die mit dem besonderen Zug von Peking nach Moskau fahren? Durch das Ödland, Sibiriens Steppen! Sind es Ungeheuer? Das eigene Selbst, das in den Menschen schlummert? Ist es das Unbekannte? Es führt ein Gleis durch Sibirien, auf dem der Transsibirien-Express von China nach Russland fährt. Die Menschen staunen am Ende des 19. Jahrhunderts noch, wenn sie ungewöhnliches, geheimnisvolles und angsteinflößendes zu sehen bekommen. Andere steigen in den Zug ein und erwarten, dass sie mit Neuem und Unbekannten überhäuft werden. Wer mit dem Zug fährt, der wird dazu angehalten, nicht zu lange aus den Fenstern zu schauen, denn das könnte krank machen, die Seele verderben, man kann sich die Ödlandkrankheit einfangen. In dem Zug wurde ein Kind geboren, während die Mutter starb. Das Kind, Weiwei wuchs dort in all den Jahren der Durchquerungen des Ödlandes auf. Sie ist ein Teil des Zuges, sie ist das Zugkind. Sie hat schon eine Menge gesehen, aber das, was bei der letzten Durchquerung geschieht, konnte sie nicht erahnen. Ein Mädchen, eine blinde Passagierin, hat sich in den Zug geschmuggelt. Und plötzlich treten Veränderungen auf, die alle staunen und ängstlich werden lassen. Fantasie oder steckt da mehr dahinter? Ich fand das Buch gut geschrieben. Es hat mich nicht losgelassen. Einerseits steckt da eine Menge Fantasie dahinter. Aber auch eine Menge Metapher. Veränderungen mag der Mensch eigentlich nicht und doch streben wir danach. Unbekanntes macht uns Angst und doch wollen wir wissen, wer und was dahintersteckt. Fremden gegenüber ist der Mensch eher verschlossen und doch wüsste man gerne, mit wem man es zu tun hat. Und dann sind da noch die Personen, die der Bevölkerung sagen und befehlen, was sie zu sehen und zu denken haben. Oftmals kommen diese Befehler auch damit durch, aber was ist, wenn die Menschen sich diesen Befehlen widersetzen und auch die Ordnungshüter plötzlich nicht mehr Folge leisten. Ich mochte das Buch einerseits als Fantasiebuch und andererseits als ein Buch, dass die Augen öffnen kann und darum bittet über den Tellerrand zu schauen. Rubinchen und ich würden diesem Buch gerne 🐭🐭🐭🐭 geben. Mir hat es gut gefallen, dass ich einen Übersichtsplan in den Buchdeckeln gefunden habe. Und auch die Figuren waren sehr spannend beschrieben. Vielleicht war es an manchen Stellen etwas langatmig und manchmal habe ich auch die Übersicht verloren, aber dann hat es mich sofort wieder gepackt und mich mitgerissen.
  • Von: Mario Keipert

    "Ich maße mir nicht an zu behaupten, ich würde die Bedeutung des Ödlands verstehen oder auch nur wissen, ob es überhaupt eine Bedeutung hat..." Diese Zeilen stehen am Ende der Reise: nach 10.000 Zugkilometern und 400 Seiten, die von Peking nach Moskau führen – quer durch das mysteriöse, von riesigen Mauern umschlossene Ödland, das die Großreiche China und Russland voneinander trennt. Auch das 19. Jahrhundert endet, und das 20. Jahrhundert wird begrüßt. Soweit die die zeitlichen und räumlichen Dimensionen dieses fesselnden Debütromans von Sarah Brooks. Das Handbuch für den vorsichtigen Reisenden durch das Ödland soll es nach Maßgabe dieses alles in allem ziemlich unverlässlichen Romans tatsächlich gegeben haben; verfasst wurde es von einem gewissen Valentin Rostow, erschienen ist es – laut Roman – 1880 in Moskau. Das In-die-Irre-Führen, der kreative Umgang mit Fakten, das Spiel mit der Verlässlichkeit der Realität ist Programm und Thema dieses Abenteuerromans. Denn der Reiseführer, der manchem Reisenden im Roman tatsächlich als Handbuch oder gar Anlass für die Reise dient, beschreibt eine Zugfahrt, an die zu diesem Zeitpunkt in Wirklichkeit bestenfalls zu denken gewesen sein mag: der Bau der Transsibirischen Eisenbahn begann erst 1891. Jener "unvorsichtige Reisende" namens Rostow kann dafür jedoch nicht mehr verantwortlich gemacht werden: Er verschwand nach Erscheinen seines Buches unter mysteriösen Umständen. Auch ein Grund dafür, warum von der Reise durch das Ödland so eine große Faszination ausgeht. Zudem ist die Fahrt nicht ganz risikolos: Die Passagiere müssen vor Antritt die Eisenbahngesellschaft (die "Kompanie") von aller Verantwortung für mögliche Unglücksfälle freisprechen. Der Roman von Sarah Brooks ist ein ganz und gar unmögliches Ding: die zeitlichen und räumlichen Daten geben den Rahmen für eine fiktive Abenteuererzählung, die einem Jules Verne gut zu Gesicht gestanden hätte, allzumal Brooks mit diesem gewaltigen Zug, der durch eine noch gewaltigere Wildnis rauscht, ein zentrales Thema des Klassikers aufgreift: die Faszination für Technik und Wissenschaft. Brooks aber verabschiedet allen Fortschrittsoptimismus des 19. Jahrhundert, indem sie die klassische Abenteuerreise in einem Genrestrudel aus Fantasy und Horror zermahlt. Gleich in Peking lernen wir die zentralen Figuren des Romans kennen: Den Forscher Henry Grey, der wie besessen ist von der fremdartigen und als gefährlich geltenden Natur im Ödland. Maria Petrowna, Frau mit geborgtem Namen, die Licht in die tragische Geschichte ihres Vaters bringen möchte. Und Zhang Weiwei, das "Zugkind", das in diesem monströsen Zug auf die Welt gekommen und für immer (seit 16 Jahren) geblieben ist. Jede*r von ihnen ist mit einer eigenen Mission unterwegs. Um sie herum eine illustre Gesellschaft aus Zugpersonal und Adligen, nicht zu vergessen die Vertreter der Eisenbahnkompanie, die für Ruhe und Ordnung sorgen sollen und scheinbar allgegenwärtig / allmächtig sind: die "Krähen". Schon bald passiert der Zug die erste Mauer. Dahinter wartet auf die Reisenden das gefürchtete und zugleich ersehnte Ödland. Eine Landschaft ungeheurer Ausmaße, die sich da zwischen China und Russland geklemmt hat und an die "Zone" aus Andrei Tarkowskis Stalker erinnert. "Die Landschaft scheint zu schwanken, schreibt Rostow, als wäre sie auf feinste Gaze gemalt und ein anderes, nicht ganz identisches Bild darübergelegt worden, und dann noch eines, und bisweilen meint man, alle zugleich sehen zu können, was eine höchst unglückselige Wirkung auf den Beobachter hat." Die Reisenden wurden vor dem "Ödlandweh" gewarnt, einer mit Halluzinationen einhergehenden Krankheit, und sind vor allen Dingen hermetisch von der sie umgebenden Landschaft abgeschirmt. Kontakt mit der als gefährlich geltenden Natur ist nicht vorgesehen. Was aber, wenn die Natur in ihrer ganzen Fremdartigkeit ihrerseits die Passage des Zugs behindert und den Zug buchstäblich vom Gleis abbringt? Natürlich wird es irgendwann zum Ausstieg einiger Personen aus dem Zug kommen, die sich einer völlig unbekannten Lebensform gegenübersehen werden. Und natürlich wird diese Lebensform den Zug auf ominöse Weise in Besitz nehmen. Brooks erzählt das Ganze mit schier unermesslichem Erfindungsreichtum – und ist dabei zum Glück so mutig, mit ihren surrealen Gemälden ganz auf die Phantasie der Leser*innen zu setzen, die sich in einem Reich überbordenden, grenzenlosen Lebens wiederfinden, während die Dinge an Bord aus dem Ruder laufen. Die Natur ist in diesem Werk anders furchterregend als von der Eisenbahn-Kompanie heraufbeschworen. Während das Unternehmen rücksichtslos seine Macht zu erhalten und den Profit zu maximieren versucht, ist sie vor allem eins: unschlagbar lebendig. Und immer für eine Überraschung gut – vorausgesetzt, man lässt alle Vorsicht fahren und vertraut der eigenen Wahrnehmung. So entpuppt sich dieser Grenemix aus Abenteuer und Fantasy als mitreißende Parabel über Macht und Rebellion.
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