Hundert Millionen Jahre und ein Tag von Jean-Baptiste Andrea

Jean-Baptiste Andrea Hundert Millionen Jahre und ein Tag

Prix Goncourt-Preisträger. »Jean-Baptiste Andrea gilt in Frankreich als einer der vielversprechendsten Autoren seiner Generation.« DER SPIEGEL

Jean-Baptiste Andrea erzählt eine unvergessliche Geschichte vom Lebenstraum eines Mannes, die in einem Dorf in den Pyrenäen beginnt und in die Bergwelt der französischen Seealpen führt. Ein zauberhaft schönes Buch über Freundschaft, Hoffnung und den Glauben an sich selbst.

Sommer 1954. Stan verfolgt eine unspektakuläre Karriere als Paläontologe an der Pariser Universität. Seit Kindertagen schon, als er vierzig Jahre zuvor in dem Dorf in den Pyrenäen ein Fossil fand, hofft er darauf, dass etwas Großes in seinem Leben geschieht. Nun hört er von einer Geschichte, die ihn nicht mehr loslässt: von einem »Drachen«, einem riesigen Dinosaurierskelett, das tief in einem Gletscher eingeschlossen sein soll. Was, wenn er endlich die Entdeckung seines Lebens macht? Und so fährt der Universitätsprofessor in die französischen Seealpen. Gemeinsam mit seinem Freund Umberto, dessen Assistenten sowie einem alten Bergführer bricht er an einem Sommertag auf. Aber Stan ist kein Bergsteiger. Und die Zeit drängt. Während Kälte, Höhe und Einsamkeit die Grenzen zwischen Entschlossenheit und Wahnsinn verschwimmen lassen, wird die gefährliche Suche nach den ausgelöschten Kreaturen der Erde immer mehr zu einer Reise in Stans eigene Vergangenheit.

Jetzt bestellen

€ 15.00 [D] inkl. MwSt. | € 15.50 [A] | CHF 21.50 * (* empf. VK-Preis)

Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Victory_of_Books

    Für einen kurzen Roman passiert sehr viel. Erstens gibt es die erhabene Darstellung der Bergkette in ihrer alten und gefährlichen Schönheit. Die Bergwelt in dieser Geschichte konkurriert um den Protagonisten und strahlt eine traurige, geheimnisvolle Atmosphäre aus. Stan erzählt allmählich seine Lebensgeschichte, und obwohl es scheint, dass er dabei kein völlig zuverlässiger Erzähler ist, wird klar, dass dies teilweise auch eine Geschichte über persönliche Dämonen ist. Er mag eine legendäre Kreatur suchen, aber die wahren Monster sind seine Einsamkeit, Trauer, sexuelle Verwirrung und Enttäuschungen. Während es viele Differenzen in der Handlung gibt (aber hier keine Spoiler), erinnert mich dies an den brillanten Film Everest, der auf wahren Ereignissen basiert. Beide porträtieren, wie blendend vereinnahmend und zerstörerisch Ehrgeiz sein kann. Außerdem sind es beide kraftvolle Geschichten von Freundschaft, Loyalität und Integrität. Ich würde „Hundert Millionen Jahre und ein Tag“ wahnsinnig gerne als Film adaptiert sehen, Jean-Baptiste Andrea schreibt unglaublich bildhaft!
  • Von: MarcoL

    Stan, Anfang 50, von Beruf und Berufung Paläontologe, führt ein unscheinbares Leben an der Universität in Paris. Seit seiner Kindheit in den Pyrenäen ist er fasziniert von Fossilien, und hat sich seinem ganzen Leben danach verschrieben. Was unter Umständen spannend und erfüllend zu sein verspricht, ist in Wahrheit ein unspektakulärer Institutsalltag. Dennoch träumt er davon, einmal im Leben einen wirklich großen Fund zu machen, und so greift er nach dem Strohhalm, der ihm wie eine langersehnte breite Brücke erscheint. In den Seealpen an der Grenze zwischen Italien und Frankreich habe jemand das Skelett eines Drachen gesehen. Es sind Gerüchte, kaum haltbar, und dennoch beginnt Stan zu recherchieren. Im Sommer 1954 ist es dann so weit, er startet eine Expedition mit seinem früheren Assistenten, dem sanften Hünen Umberto, der mittlerweile selbst Professor in Turin ist. Mit dabei sind der erfahrene Bergführer Gio, und zu Stans Missfallen Umbertos Universitätsgehilfe Peter, ein Deutscher. Es ist ein illustres Team, das sich auf beinahe 3000 Meter Seehöhe im unwegsamen Gelände für mehrere Wochen einrichtet, und versucht, der Gegend und dem Gletscher das Geheimnis, das mehr eine Hoffnung als eine Spur ist, abzuringen. Stan träumt vom Fund eines mehr als 30 Meter langen Sauropoden. In der Einsamkeit des Hochgebirges erzählt uns Stan nicht nur von dieser Expedition. So langsam legt er wie ein schmelzender Gletscher seine Vergangenheit frei. Seine Kindheit war nicht immer auf Rosen gebettet, seine Mutter starb früh, und sein Vater, den er nur den „Kommandant“ nennt, war ein Despot wie er im Buche steht. Umso mehr sehnt sich Stan nach Erfolg. Was sich zuerst wie eine Abenteuergeschichte sondergleichen anhört, ist so viel mehr als das. Es ist die Reise eines klugen Mannes an seine eigenen Grenzen, und zurück in seine Kindheit. Der Traum, sich endlich zu beweisen, wird zur Obsession. Mittendrin gibt es sehr viel Zwischenmenschliches, teils sehr berührend, wenn es um die tiefe Freundschaft zwischen Stan und Umberto geht. Es gibt aber auch Keile, die im Laufe der Zeit gewachsen sind, und vom Autor sehr gekonnt, meist in Form von anderen Personen, in die Geschichte getrieben werden. Verlust und Versagensängste kontra gesunden Menschenverstand. Entgegen jeder Ratio das Unmögliche erreichen zu wollen, spielt eine große Rolle. Und natürlich die Frage: wieviel haltet eine Freundschaft aus. Die Sprache ist einmalig, sehr bildhaft und poetisch. Manchmal fast schon zu überladen an Metaphern und blumiger Ausdrucksweise, und dennoch ein wahrer Lesegenuss. Es ist ein sehr ruhiges Buch, in dem viel Kraft steckt, und das noch lange nachhallen wird. Es entführt uns ein eine andere Welt, in der Menschen eigentlich nichts verloren haben. Die raue Bergwelt, der schier unbezwingbare Gletscher mit seinen Gefahren und Geheimnissen, die Höhen und Tiefen stehen alle symbolisch für den Kampf, der im Inneren von Stan tobt. Für mich genial umgesetzt und somit eine große Leseempfehlung.
  • Von: Wandern zwischen Büchern

    „Hundert Millionen Jahre und ein Tag“ von Jean-Baptiste Andrea, aus dem Französischen übersetzt von Thomas Brovot, ist auf den ersten Blick ein eher unscheinbares Buch mit einem stimmungsvollen Cover und einem vielleicht unspektakulären Klappentext. Auf den zweiten Blick aber verbirgt sich zwischen den Buchdeckeln eine ganz wundervolle, unvergleichliche Geschichte, die mich sehr bewegt und mir sogar das ein oder andere Mal das Herz gebrochen hat – in das sie sich zuvor ganz leise und ohne viel Aufhebens geschlichen hat. Stan, Anfang 50 und Professor für Paläontologie, führt ein unauffälliges Leben – ohne Familie, ohne spektakuläre Karriere, nur mit der Liebe zu Fossilien und dem Wunsch nach einer Entdeckung, die seinem Leben einen Wert gibt. Der führt ihn in ein kleines Dorf in den französischen Seealpen. In dem Gebirgsmassiv will ein Mann als Jugendlicher auf eine Höhle gestoßen sein, in der sich das Skelett eines Drachen befindet. Stan glaubt an das Skelett eines Dinosauriers und begibt sich gemeinsam mit seinem ehemaligen Assistenten und einem Bergführer auf eine gefährliche und dabei fast aussichtslose Expedition, die ihn nicht nur in die unbarmherzige Wildnis der Alpen entführt, sondern auch in seine eigene Vergangenheit. Stans Sehnsucht nach einer großen Entdeckung, sein verzweifeltes Streben nach dem einen Erfolg, der ihn berühmt macht, ist dabei fast greifbar. Ebenso wie die raue Bergwelt, die dem in die Jahre gekommenen Paläontologen alles abverlangt – und ihn dabei auch ein ums andere Mal dazu antreibt, all seine Kräfte zu mobilisieren, um sein Ziel zu erreichen. Hoch oben in den Bergen werden Stan und seine Begleiter zu einer eingeschworenen Gemeinschaft, die – isoliert von der Außenwelt – nur sich selbst und die sich stetig entwickelnde Freundschaft zwischen ihnen haben. Gleichzeitig ruft die Expedition ins Ungewisse in Stan auch immer wieder Erinnerungen an seine Kindheit wach. Eine Kindheit, die er als wunderlicher Außenseiter in einem kleinen Dorf in den Pyrenäen verbrachte und die von seinem cholerischen Vater dominiert wurde. So ist „Hundert Millionen Jahre und ein Tag“ nicht nur die Geschichte einer Obsession, sondern auch eine Geschichte vom Streben nach Aufmerksamkeit, nach Geborgenheit und Liebe. Mich hat dieser ruhige, melancholische und doch so kraftvolle Roman von Jean-Baptiste Andrea auf vielen Ebenen sehr berührt. Außerdem ist er in einer ganz wundervollen, poetischen Sprache verfasst und zeichnet ein ebenso erbarmungsloses wie sehnsuchtsvolles Bild von der rauen Gebirgswelt der Alpen. Für mich ist „Hundert Millionen Jahre und ein Tag“ daher auf jeden Fall ein Buch, das viel mehr Aufmerksamkeit verdient hat – definitiv ein Highlight, das mir lange im Gedächtnis bleiben wird.
Mehr laden