«Ich wünschte, du wärst hier» ist ein Covid-Roman. Während des Lockdowns in den USA schnell heruntergeschrieben und veröffentlicht, noch bevor die Pandemie zu Ende war. Da ich vom Thema Covid eigentlich mehr als gesättigt bin, hatte ich nicht unbedingt Lust, mit nun auch noch literarisch damit zu beschäftigen. Aber eben: Picoult. Eine der Autorinnen auf meiner Beobachtungsliste, von der ich alle Neuerscheinungen lese, bzw. so weit im Voraus vorbestelle, dass erst der Titel aber noch nicht der Inhalt bekannt ist.
Die Geschichte
Diana O’Toole, Kunsthistorikerin und aufstrebende Verkäuferin in einem Auktionshaus, und ihr Verlobter Finn, wollen gemeinsam ihren lange geplanten Urlaub auf den Galapagos-Inseln antreten. Ausgerechnet jetzt beginnt die Covid-Pandemie in New York um sich zu greifen und Finn ist in seinem Krankenhaus unabkömmlich. Diana lässt sich von Finn überreden, entgegen ihren Gewohnheiten allein zu fliegen. Als sie auf der Inselgruppe ankommt, erfährt sie, dass wegen der Pandemie ihr Hotel geschlossen ist, Ausgehsperre herrscht, und keine Schiffe oder Flüge mehr zurück in die USA gehen. Diana steckt für die nächsten Wochen – viel länger als ursprünglich geplant – auf den Galapagos fest, kann wegen des schlechten Internets kaum mit Finn kommunizieren und ist deshalb auf sich selbst zurückgeworfen.
Kein Hotel, kein Gepäck, keine Einkaufsmöglichkeiten – Abuela, eine Angestellte des Hotels ebarmt sich der gestrandeten Touristin und bringt sie in ihrem eigenen Gästezimmer unter. Dort lernt Diana Abuelas Sohn Gabriel und dessen Tochter Beatriz kennen. Insbesondere die mutterlose Beatriz, die sehr viel mit ihr selbst gemeinsam hat, hat es ihr angetan und sie entwickelt bald einmal freundschaftliche, um nicht zu sagen mütterliche Gefühle für das junge Mädchen.
Während sie darauf wartet, dass endlich wieder Schiffe fahren und der Flugbetrieb wiederaufgenommen wird, muss Diana zudem aushalten, was Finn in seinen E-Mails aus New York schreibt, sowie die Tatsache, dass ihre demente Mutter, eine ehemals berühmte und hoch dekorierte Fotografin, an Covid erkrankt ist und schliesslich stirbt. Immer noch in Trauer, weil sie sich nicht mit ihrer Mutter hatte versöhnen können, verunfallt Diana beim Tauchen. Nach diesem Tauchunfall ist nichts mehr wie vorher und Diana muss sich an ein neues Leben gewöhnen.
Mein Fazit
Wie schafft Jodi Picoult es nur immer wieder, ihre Leserinnen und Leser auf eine viele Hundert Seiten lange, atemberaubend spannende, emotionale Achterbahnfahrt zu schicken, die schwierige Themen und vielschichtige Charaktere und deren Beziehungen zueinander behandelt und trotzdem keine Sekunde langatmig oder –bewahre! – langweilig ist?
Alles an diesem Roman ist plausibel aufgebaut: die Charaktere, deren Geschichte(n), ihre Motive, ihr Handeln, ihr Denken, ihre Beziehungen und schliesslich ihre Entscheidungen und ihre Veränderungen. So plausibel, dass ich das Buch emotional extrem herausfordernd empfand und irgendwo in der Mitte hätte ich es fast an die Wand geworfen, weil ich die Autorin fast gehasst hätte für etwas, das sie ihrer Protagonistin angetan hat. Was das war, lasse ich Euch selbst herausfinden!
Wer noch nicht genug hat: Exklusive Bonusstory als E-Book
Wie schon bei „Kleine grosse Schritte“ und „Die Spuren meiner Mutter“ hat Jodi Picoult auch dem Roman „Ich wünschte du wärst hier“ eine kostenlose Kurzgeschichte vorausgeschickt. In der exklusiven Bonusstory (Werbelink) erzählt die Autorin, wie die neunjährige Diana O’Toole mit ihrem Vater die Mutter bei der Arbeit überraschen will und wir Leserinnen und Leser erfahren einiges über die komplizierte Beziehung zwischen Mutter und Tochter, die auch in „Ich wünschte, du wärst hier“ eine zentrale Rolle spielt.
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