Mit dem Roman von Nicholas Sparks taucht man eigentlich gleich zu Beginn in zwei verschiedene Romane ein. Die beiden Geschichten werden abwechselnd präsentiert und jeweils mit den Namen ihrer Protagonisten übertitelt.
In der ersten Geschichte geht es um Colby, einem Farmer aus North Carolina. Nach vielen Jahren hat er das erste Mal Gelegenheit, etwas Urlaub zu machen. Doch dieser Urlaub ist auch mit vergnüglicher Arbeit verbunden, denn in seiner knappen Freizeit schreibt er gerne Songs. Und der Zufall hat ihn in ein Restaurant nach Florida geführt, wo er drei Wochen lang auftreten und Musik machen soll. Dabei erzählt Colby seine Lebensgeschichte von Kindheit an und lernt ein Mädchen aus der Großstadt mit ihren drei Freundinnen kennen, die gerade das College beendet haben. Diese Geschichte ist eine sich aufbauende Liebesgeschichte zwischen Colby und dem Mädchen.
Die zweite Geschichte ist das krasse Gegenteil von der ersten. Wir erfahren von Beverly, die mit Ihrem sechsjährigen Sohn Tommy vor ihrem Mann flüchtet. Ihr Mann ist ein Ehemann mit zwei Gesichtern. Er schlägt sie an Stellen, wo die blauen Flecke nicht so auffallen. Er ist sehr jähzornig auch gegenüber dem Sohn. Beverly hat schon lange den Entschluss gefasst, ihr Zuhause zu verlassen und mit dem Jungen woanders hinzugehen. Sie hat einen detaillierten Plan für ihre Flucht und ist mittlerweile an einem neuen Ort angekommen. Man spürt Beverlys Angst und ihren Verfolgungswahn.
Um zu erfahren, wie diese beiden Geschichten zusammenhängen, müsst ihr den Roman lesen. Er bietet ein unfassbares Ende.
Nicholas Sparks ist bekannt für seine Liebesromane mit einem gehörigen Touch an krimineller Spannung. Vordergründig sind seine Romane, genauso wie dieser, romantisch, aber im Hintergrund läuft oft eine perfide Geschichte ab, die sehr nah an einen Thriller herankommt.
Von der Erzählweise her ist die der Roman umgangssprachlich und unterhaltsam aufgearbeitet. Es ist erstaunlich, wie scheinbar problemlos herkömmliche und alltägliche Sachen beschrieben werden. An vielen Stellen erkennt man Gedanken, Überlegungen und Herangehensweisen wieder, wie man sie selbst haben würde, obwohl die Geschichte aus dem Amerikanischen kommt.
Zu Beginn des Romans wurde viel wiederholt, was mir nicht ganz so gut gefallen hat. Beispielsweise erzählt Colby seine Lebensgeschichte als Ich-Erzähler und einige Kapitel später, nachdem er das Mädchen aus der Großstadt kennengelernt hat, werden genau dieselben Ereignisse erneut in der wörtlichen Rede erzählt, weil er auch dem Mädchen aus seinem Leben berichtet. Damit gab es viele Informationen gleich zu Beginn doppelt.
Der Roman mit seinen zwei Geschichten ist nichtsdestotrotz unterhaltsam und sorgt dafür, dass man in jeder Geschichte wissen möchte, wie es weitergeht. Da man als Leser aber auch weiß, dass beide Geschichten irgendwie zusammengehören müssen, bildet dies den Bogen, mit dem man bis zum Ende sehr gut durchkommt. Ein bisschen Florida, ein bisschen Nashville, ein bisschen Song Writing, ein bisschen Musik und schließlich paranoider Thrill. Durchaus zu empfehlen!
© Detlef Knut, Düsseldorf 2022
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