In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter von Wakayama Bokusui

Wakayama Bokusui In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter

31 Silben und 5 Zeilen, die die Welt anhalten

Tanka, diese älteste Gedichtform Japans, bannt den Augenblick zu einem lyrischen Schnappschuss des Lebens. Ursprung des Haiku, schließen sich auch beim Tanka Spontanität und tiefe Allgemeingültigkeit nicht aus, wie die vorliegende Auswahl eindrücklich beweist: Sie folgt in über 250 Fünfzeilern dem japanischen Tanka-Großmeister Wakayama Bokusui, zeugt von dessen intensiven Naturbegegnungen, von gelingender und vergehender Liebe und tiefen seelischen Krisen. Radikal subjektiv, doch angenehm unpathetisch im Ton, lassen seine 100 Jahre alten Gedichte einen modernen Zeitgenossen erkennen.

«Den Fluss hinunter
geht es zum Meer: blauwogende
Wellen – die Stadt
gefärbt von aufbrechenden
Knospen der Bergkirschbäume»

Jetzt bestellen

€ 16.00 [D] inkl. MwSt. | € 16.50 [A] | CHF 22.50 * (* empf. VK-Preis)

Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Bookerista

    Lyrische Momentaufnahmen 🗻🌸 🇯🇵 Mir war seit langer Zeit einmal wieder nach Lyrik. Und da ich mich mit japanischen Gedichten schon lange beschäftigen wollte, kam mir der Tanka-Band „In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter“ von Wakayama Bokusui gerade recht. Dieser Band umfasst etwa 205 Tanka aus verschiedenen Lebens- und Schaffensperioden Wakayamas. Eine gelungene Auswahl wie ich finde, denn sie führen uns durch Wakayamas Leben und lassen ihn als Mensch durch seine Poesie lebendig werden. Mal tauchen wir ein in äußerst bildhafte Naturbeschreibungen, mal in banale alltägliche Dinge. Immer greifbar dahinter das Ich von Wakayama. Auch oder gerade das Nachwort von Eduard Klopfenstein ist wunderbar gelungen. Es füttert uns mit Informationen zu Wakayama, zur Kunst des Tankaschreibens und gibt Kontext, sodass wir die Tankas einordnen und besser verstehen können. Wakayama zählt zu den berühmtesten Tankaschreibern Japans und ist ein Vertreter des Naturalismus. Ich verweilte gern in seinen Texten und fand es unheimlich interessant ihm als Person dadurch näher zu kommen. Die knappen Formulierungen sind zunächst gewöhnungsbedürftig, da sie sehr distanziert wirken, aber in ihrer Reduktion auf das Wesentlich beeindruckend. Man muss sich darauf einlassen. Besonders angetan haben es mir die schon fast sehnsuchtsvoll klingenden Naturbeschreibungen und Metaphern. Zwei Beispiele: „Wenn viele Berge Flüsse überschritten sind kommt wohl ein Land wo Einsamkeit ein Ende hat Auch heute geht die Reise weiter“ „Himmel und Erde das Herz der Welt liegt entblößt vor Augen: in seinem vollen Glanz der hohe Fuji-Gipfel“ Wenn ihr gerne poetische Texte lest, kann ich euch dieses Buch nur ans Herz legen. Es lädt zum Verweilen ein und dazu, immer mal wieder ein Tanka zu lesen und in sein Herz aufzunehmen.
  • Von: Naraya

    Das Tanka ist die älteste Gedichtform Japans, aus welchem das bekanntere Haiku hervorging. Es besteht in seiner Grundform aus einer Folge von 5-7-5-7-7 Moren, einer Einheit, die nicht mit Silben gleichzusetzen ist. Je nach Sprache besteht eine kurze Silbe aus einer More, eine lange aus zwei oder sogar drei. Ein Tanka fängt den Augenblick ein und hält ihn mit präzisen Worten und Rhythmus fest. Ein bekannter Großmeister des Tanka ist Wakayama Bokusui (1885-1928), dessen Originalwerk in 15 Bänden – teilweise posthum – erschienen ist. In der vorliegenden Ausgabe „In der Ferne der Fuji wolkenlos heiter“ wurden von Eduard Klopfenstein über 250 Fünfzeiler ausgewählt und übersetzt. Jedes Tanka ist so genau wie möglich datiert, hin und wieder ist auch der entsprechende Kontext vorangestellt, zum Beispiel eine Reise oder der Tod des Vaters. Zudem wird zu jedem Gedicht die Position innerhalb der großen Werkausgabe angegeben und vereinzelt sogar die originale Kalligrafie des Dichters abgedruckt. Wakayama Bokusui verfasste die Tanka über sein eigenes Leben, Klopfenstein nennt dies die „Entdeckung des modernen Ich“ (S. 133). Thema sind hauptsächlich Naturbegegnungen durch alle Jahreszeiten mit den unterschiedlichsten Pflanzen, Tieren, Landschaften und natürlich dem Fuji als Motiv. Doch der Dichter spricht auch von der Liebe, zum Beispiel zu seiner (verheirateten) Geliebten Sonoda Saeko, der späteren Trennung und seiner Heirat mit Ōta Kishiko. Seine Tankas handeln auch von tiefen seelischen Krisen, seiner Alkoholabhängigkeit und ständigen Geldsorgen. Die Tanka wirken ungemein zeitlos, der Zugang zu ihnen gelingt mühelos. Mal transportiert Wakayama Bokusui seine Gefühle beim Anblick der Natur, mal betrachtet er die eigene Person mit Ironie und Humor. Eduard Klopfensteins gelungenes Nachwort liefert den nötigen Kontext und teilt das Werk in fünf Lebensphasen ein. Den Vorwurf der Betroffenheitslyrik weist er zurück, denn der Dichter spricht zwar von sich selbst, reduziert und konzentriert aber seine Aussage durch das Tanka und macht sie so zu einer allgemeingültigen. Eine großartige Sammlung!
  • Von: Shades.of.paper

    "Mal was ganz anderes" Einen Gedichtband hatte ich in meiner kleinen Bücherei zuhause bisher nicht! 📖 Der Titel des Bandes hat es geschafft, mir direkt ein Bild vor Augen zu zaubern und konnte mich so gleich neugierig machen. Tanka sind eine sehr alte japanische Gedichtform, nur aus nur wenigen Zeilen besteht und stets reimlos ist. Ziel der Tanka ist es, den Augenblick zu beschwören und festzuhalten - mit Präzision und Musikalität. 🎶 Mir gefallen Gedichte oftmals nicht so sehr, da mir die Reime häufig zu gezwungen scheinen und die Sprache zu geschwollen ist. In der Anthologie von Wakayama Bokusui sind sehr viele kurze und schöne Momentaufnahmen enthalten. Natürlich gibt es auch hier solche, die mich mehr ansprachen als andere - die Wirkung eines Gedichts kann selbstverständlich sehr individuell sein. Für mich hatten die kleinen Gedichte manchmal fast eine meditative Wirkung, denn durch die präzisen Momente, die sie festhalten, regen sie seine Leser*innen dazu an, im Moment zu leben. Mich haben sie in einer für mich stressigen Zeit immer wieder geerdet. Wenn Gedichte so gar nichts für euch sind, wird dieser Band für euch nichts sein. Wer aber Lust hat, sich einfach mal darauf einzulassen oder interessiert ist an japanischer Literatur und Kultur, der ist hier genau richtig. 😊
Mehr laden