Middlemarch von George Eliot

George Eliot Middlemarch

George Eliots virtuos komponierter Roman »Middlemarch« ist ein Meisterwerk realistischer Literatur: Mit ungeheurer erzählerischer Finesse entwirft er ein ebenso getreues wie dichtes Gesellschafts- und Sittenporträt der englischen Provinz Ende des 19. Jahrhunderts. Dabei gelingt es Eliot auf spielerisch leichte und geradezu verblüffende Weise, ihren zahlreichen Haupt- und Nebenfiguren Leben einzuhauchen und den zeittypischen Kampf um Selbstbestimmung und soziale Teilhabe hautnah erfahrbar zu machen. Die stoffliche und stilistische Vielfalt von Eliots 1871/72 erschienenem Monumentalroman faszinieren bis heute.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Maily

    „Middlemarch“ ist ein viktorianischer Gesellschaftsroman über das Leben der Bewohner der fiktiven englischen Provinzstadt Middlemarch. Geschrieben wurde das Buch von Mary Anne Evans, die unter dem Pseudonym George Eliot ihre Romane veröffentlicht hat. Die Geschichte spielt im 19. Jahrhundert und ist eine soziologische Gesellschaftsstudie zur Zeit der industriellen Revolution, einer Zeit des Umbruchs. In dem Buch geht es um den Status der Frauen, Heirat, Idealismus, Religion, politische Reformen und Bildung. Man bekommt hier einen sehr komplexen Eindruck über das Leben in der damaligen Zeit. In der Geschichte gibt es mehrere Handlungsstränge, die mit der Zeit ineinander verlaufen. Zum einen geht es um das Leben von Dorothea Brooke, den jungen Arzt Tertius Lydgate, Fred Vincy sowie um Mary Garth. Aber es gibt noch zahlreiche weitere Charaktere, die in diesem Buch eine (große) Rolle spielen. Ich fand die ganzen Charaktere im Buch sehr vielschichtig und authentisch dargestellt. Allerdings muss ich gestehen, dass ich bei fast keinem der Charaktere in dieser Geschichte eine emotionale Bindung aufbauen konnte und ich deren Verhalten manchmal wirklich schrecklich fand. Die Ausnahmen hierbei sind Dorothea, Will Ladislaw und Lydgate. Der Schreibstil der Autorin ist angenehm zu lesen und ich konnte mir durch den bildhaften Schreibstil alles ganz genau vorstellen. Die Geschichte beinhaltet humorvolle, spannende sowie sarkastische Stellen, aber auch traurige und tragische. Es gibt unerwartete Wendungen und besonders die Dialoge haben mir sehr gefallen. Die Autorin geht in diesem Buch auch auf die politischen Ereignisse der damaligen Zeit ein, wie beispielsweise den Reform Act. Außerdem zeigt Eliot eine realistische Darstellung menschlichen Verhaltens. Mit seinen über 1185 Seiten ist das Buch ein echter Wälzer. Ich habe einige Zeit gebraucht, bis ich das Buch komplett durchgelesen habe. Obwohl einige Passagen wirklich sehr ausschweifend sowie langatmig waren und die Autorin an manchen Stellen sehr ins Detail gegangen ist, habe ich die Geschichte gerne gelesen. Bewertung: 3/5 ⭐️
  • Von: petraellen

    Inhalt Ort der Handlung ist die fiktive Provinzstadt Middlemarch in Anlehnung an Eliots Heimatstadt Coventy. Der Untertitel „Studie über das Leben in der Provinz“ trifft genau die Handlung, die ein weitgespanntes Panorama einer kleinstädtischen Gesellschaft, ein Leben nach Klassen getrennt um 1830 repräsentiert. Die Schicksale dieser Kleinstadt sind eng miteinander verflochten. Im Zentrum stehen die junge Landadlige Dorothea Brooke und der aufstrebende Arzt Tertius Lydgate. Dorothea Brooke, belesen und idealistisch, heiratet den wesentlich älteren Gelehrten Casaubon. Sie wünscht sich einen Gatten, der ihr „an Verstand und jeder Art von Wissen überlegen ist“ (S. 38). Schnell erkennt sie, dass ihre Vorstellung von einer Ehe mit Casaubon ein Trugschluss ist. Er ist mehr an ihren haushälterischen Fähigkeiten interessiert als an ihrem Intellekt. Seine Aufgabe sieht er darin, sein Buch fertigzustellen, das er als sein Lebenswerk betrachtet. Dorothea lernt Will Ladislaw kennen, ein junger Künstler, dessen freigeistiges Denken und sonniges Gemüt im krassen Gegensatz zu ihrem Mann steht, dem der Lebensstil Ladislaws ohne „ehrbaren Beruf“ ein Dorn im Auge ist. Der junge Arzt, Tertius Lydgate, hat Interesse an modernen medizinischen Methoden und wissenschaftlichem Fortschritt. Sein Mut, neue wissenschaftliche Erkenntnisse umzusetzen, wird von den alteingesessenen Ärzten misstrauisch verfolgt. Die kokette und standesbewusste Bürgermeistertochter Rosamunde Vincy hingegen entflammt für ihn und erhofft sich den ersehnten gesellschaftlichen Aufstieg. Ihr Bruder Fred liebt die bodenständige Mary Garth, die er schon von Kindesbeine auf kennt. Doch eine Eignung zur Ehe muss er erst beweisen. Sprache und Stil Der Roman entsteht in einer Zeit, die noch von Klassenverhältnissen beherrscht wird, der betuchte Landadel, der mit Gutsherrenwillkür Pächter unterdrückt und sie ins soziale Elend zurückdrängt. Gleichzeitig entwickelt sich eine Bourgeoisie aus Fabrikanten, Ärzten und Bankiers. Erste Anzeichen der „industriellen Revolution“ werden spürbar. Die Angst vor der Industrialisierung und die damit verbundene drohende Existenzangst der Bauern, deren Land dafür benötigt wird und dampfbetriebene Webstühle, die Arbeiter um ihren Arbeitsplatz fürchten lassen, nimmt zu. Politische Veränderungen stehen an. Eine bevorstehende Parlamentsreform, -1832, Änderung der Wahlkreiseinteilung - wird „im Unterhaus debattiert und das politische Leben erhält in Middlemarch einen neuen Aufschwung“ (vgl. S. 651). Vor diesem Hintergrund verbindet George Eliot in ihrem Roman „Middlemarch“ Einzelschicksale in acht Episoden, umgeben von der viktorianischen Doppelmoral, Klatsch und Tratsch, Ausgrenzung und Anerkennung in dem Mikrokosmos einer Provinzstadt. Dorothea Brooke lebt mit ihrer Schwester Celia seit dem Tod ihrer Eltern bei ihrem Onkel Arthur Brooke auf dessen Gut Tipton Grange. Dorothea zeichnet sich durch Schönheit und schlichte Kleidung aus. Das Außergewöhnliche an ihr ist ihre Klugheit. Sie möchte ihre Zeit nicht mit Müßiggang der Wohlhabenden vergeuden. Ihr religiöser Idealismus zusammen mit ihrem Bildungshunger lassen sich nur schwer mit der viktorianischen Frauenrolle vereinbaren. „Man pflegte von ihr zu sagen, sie sei bemerkenswert klug […]“ (S. 11). Dorothea heiratet den viel älteren Reverend Edward Casaubon, der seit Jahren an seinem Werk „Schlüssel zu allen Mythologien“ (S. 90) mit „labyrinthischen Ausmaß“ (S. 34) arbeitet. Dorothea glaubt, dass sie in ihm einen Lehrmeister für ihren Bildungseifer gefunden hat und als ebenbürtige gebildete Partnerin bei seinen Studien unterstützen kann. „»Ich kann mir ein Leben ohne eigene Meinung nicht vorstellen, aber ich möchte sie richtig begründen können, und ein kluger Mann könnte mir dabei helfen, daß ich erkenne, welche Meinungen am besten begründet sind, und mein Leben nach ihnen einrichte.«“ (S. 59) Bereits in den Flitterwochen in Rom begreift sie, dass sie für Casaubon nur die Verkörperung der Jugend darstellt, eine hingebungsvolle Zuhörerin und eine aufblickende Bewunderin, die Trost spendet, wenn ihm das Alter zu schaffen macht. Mit seinen endlosen Notizen befindet er sich in einer Sackgasse und seine Studien bringen ihn nicht weiter. Dorothea merkt, dass ihr Ehemann starr seiner Arbeit nachgeht, sie aber nicht wie erhofft daran teilhaben lässt, sondern sie sogar als Last empfindet. Eine Abwendung oder Trennung von Casaubon steht außer Frage. Dorothea lernt bei ihrem Aufenthalt in Rom den eigenwilligen Maler Will Ladislaw kennen. Will Ladislaw ist ein Verwandter Casaubons und wird von diesen finanziell unterstützt. Will Ladislaw und Edward Casaubon hegen gegenseitige Abneigung, Casaubon betrachtet die Kunst Ladislaws als nutzlos, er besuchte nie eine Universität und lehnte es ab, einen Beruf zu wählen, Casaubon missbilligt seinen Weg, den er eingeschlagen hat. Ladislaw sieht in Casaubon einen „vertrockneten Pedanten, der einer gelehrten Fledermaus gleicht“. (vgl. S. 295) Casaubon innerlich isoliert, misstrauisch und selbstzweifelnd betrachtet die Freundschaft zwischen Dorothea und Will Ladislaw mit Missfallen und Eifersucht. Heimlich ändert er sein Testament und ergänzt es um ein Kodizill, dass Dorothea, die bisher sein Vermögen erben wird, im Falle einer Heirat mit Ladislaw das Erbe abgeben muss. Kurz vor seinem Tod bittet Causaubon Dorothea ihm einen Wunsch im Falle seines Todes zu erfüllen. Dorothea weigert sich zunächst ein Versprechen zu geben, da sie mutmaßt, dass Casaubon ihr Pflichten auferlegen könnte, die ihr weiteres Leben nach seinem Tod bestimmen würde. Sie bittet um Bedenkzeit bis zum nächsten Morgen. Am nächsten Morgen sucht sie ihren Mann auf und ist bereit, das Versprechen zu geben. Doch sie findet ihn leblos im Garten auf der Bank am steinernen Tisch sitzen. „Doch die Stille in ihres Gatten Ohr wurde nie mehr unterbrochen.“ (S. 685) Als Gegenpol zu Dorothea Brooke steht der Arzt Tertius Lydgate, der hochambitioniert wissenschaftliche und medizinische Fortschritte verfolgt. Mit ähnlichen Ambitionen und dem Wunsch nach Selbstverwirklichung scheitern beide mit ihren hochfliegenden Plänen an dem zähen Widerstand der Provinzgesellschaft. Obwohl Lydgate keine Heiratsambitionen hat, verliebt er sich in Rosamond Vincy. Rosamond Vincy ist die Tochter eines Fabrikanten und die zweite weibliche Hauptperson im Roman „Middlemarch“. Sie ist das Gegenteil von Dorothea Brooke, als das schönste Mädchen der Stadt bezaubert sie durch ihre elegante Garderobe und Sangeskunst. „Jeder Nerv und Muskel Rosamonds war nach dem Bewusstsein ausgerichtet, daß sie angeblickt wurde. Sie war von Natur aus eine Darstellerin von Rollen, die ihrer Physis entsprachen, spielte sogar ihren eigenen Character, und zwar so gut, daß sie nicht einmal merkte, wie genau er mit ihrem eignen übereinstimmte.“ (S. 168 f.) Rosamond lernt den Arzt Tertius Lydgate kennen, der zwar nicht vermögend ist, aber zumindest sein Onkel von Adel über Reichtum verfügt. Gegen den Willen von Rosamonds Vater heiraten beide. Doch der aufwendige Lebensstil der beiden und Lydgates Verwicklung in einen Fall von Erbschleicherei treibt ihn in den Ruin und seine Ehe droht zu zerbrechen. George Eliot zeigt in beiden Handlungssträngen zwei Ehen, die zum Scheitern verurteilt sind und gegensätzlicher nicht sein können in der viktorianischen Zeit. Dorothea und Casaubon finden nicht zueinander, Tertius und Rosamond enttäuschen einander. Dorothea vermisst die lehrreiche Unterstützung und Rosamond hintergeht die Pläne ihres Mannes, der versucht, ihre finanzielle Lage zu retten. Die dritte weibliche Figur ist Mary Garth. Sie ist keine Schönheit, arm und bodenständig. Mit Witz und Optimismus und vor allem Fleiß und Tatkraft stößt sie überall auf Sympathie, besonders bei Fred Vincy. „«Ich gebe allerdings viel auf das, was Mary sagt. Sie ist das beste Mädchen, das ich kenne.»“ (S. 173) Fred ist ein Spieler und hat Schulden. Er muss Mary erst beweisen, dass er sein Leben in den Griff bekommt, bevor sie bereit ist, ihn zu heiraten. Um diese Personen herum und ein Geflecht aus weiteren Nebenfiguren entsteht ein Panorama von Verwicklungen, Enttäuschungen, Schicksalen, Moralvorstellungen, Liebe, Ehe, Ruhm und Geld, die eng mit der bürgerlichen Gesellschaft verwoben sind. Die einzelnen Charaktere werden klar herausgearbeitet und bekommen Konturen, je weiter die Handlung fortschreitet. Die Erzählstimme legt Gedankengänge Schicht für Schicht frei, bis die tiefer liegenden Erkenntnisse zum Vorschein treten. „Wir sind alle in seelischer Stumpfheit geboren und nehmen die Welt als ein Euter, um unser erhabenes Selbst zu nähren.“ (S. 304) Das Geschehen wird kommentiert und mit Ironie nicht gespart. Eliots Satzkonstruktionen sind lang, manchmal humorvoll, und immer wieder erstaunlich, welche Weisheiten in ihnen stecken. Es entsteht eine Sprachbrillanz, als ob der/die Leser*in sich mittendrin im Geschehen befindet. Fazit Innerhalb von drei Jahren entstand der Roman „Middlemarch“. George Elite schrieb ihn von August 1869 bis Oktober 1872. Noch bevor der Roman beendet war, erschienen die ersten Teile in zweimonatigen Abständen als Fortsetzungsroman. Im Jahr 1872 lag das Werk als vierbändiger Roman bei Blackwood in London vor. vgl. Quelle: https://www.getabstract.com/de/zusammenfassung/middlemarch/6174, 11.08.2022. „Middlemarch“ ist ein hervorragender Roman um die viktorianische Zeit einer Provinzstadt „zu erleben“. Aktuelle Themen um 1830 werden facettenreich auf verschiedene Ebenen präsentiert. Das Leben der Frauen in der Gesellschaft, Politik, Theologie, mit gescheiterte Lebensplänen bewegen auch unsere heutige Zeit. Virgina Woolf bezeichnete den Roman „einen der wenigen englischen Romane für Erwachsene“. Wie wahr!