Mittagsstunde von Dörte Hansen

Dörte Hansen Mittagsstunde

Der bewegende Bestseller von Dörte Hansen

Die Wolken hängen schwer über der Geest, als Ingwer Feddersen, 47, in sein Heimatdorf zurückkehrt. Er hat hier noch etwas gutzumachen. Großmutter Ella ist dabei, ihren Verstand zu verlieren, Großvater Sönke hält in seinem alten Dorfkrug stur die Stellung. Er hat die besten Zeiten hinter sich, genau wie das ganze Dorf. Wann hat dieser Niedergang begonnen? In den 1970ern, als nach der Flurbereinigung erst die Hecken und dann die Vögel verschwanden? Als die großen Höfe wuchsen und die kleinen starben? Als Ingwer zum Studium nach Kiel ging und den Alten mit dem Gasthof sitzen ließ? Mit großer Wärme erzählt Dörte Hansen vom Verschwinden einer bäuerlichen Welt, von Verlust, Abschied und von einem Neubeginn.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Elena_liest

    "Der Wind war immernoch der alte. Er schliff die Steine ab und knickte Bäume, beugte Rücken. Auch diesem alten Wind war es egal, was Menschen taten, ob sie blieben oder weiterwanderten. Es ging hier gar nicht um das bisschen Mensch." - Dörte Hansen, "Mittagsstunde" In der Mittagsstunde ist es ganz still in Brinkebüll. Das Dorf auf der schleswig-hosteinischen Geest hält Mittagsschlaf - und als es gemächlich wieder aufwacht, dreht die Welt sich in einem anderen Tempo und die Bewohner*innen müssen sich diesem anpassen - oder sie verschwinden. Von dieser Auflösung des Traditionellen, dem Verschwinden des fiktiven Dorfes zwischen Niebüll und Husum und der Menschen, die dort leben, erzählt Dörte Hansen in ihrem zweiten Roman "Mittagsstunde". Sie berichtet in zwei Zeitebenen, die eine ist in der Zeit nach der Flurbereinigung in den 60er Jahren angesiedelt, die andere heute. Dabei wählt sie auch zwei verschiedene Perspektiven. Im "Damals" kommt vor allem Sönke Feddersen, der Kröger des Dorfes, zu Wort. Das "Heute" wird aus der Sicht von Ingwer Feddersen, seinem Enkel, erzählt, der nach der Grundschule das Abitur machte und dann zum Studieren nach Kiel zog - weg von Brinkebüll, weg vom Dorfkrug, den er eigentlich hätte übernehmen sollen. Ingwer kümmert sich in seinem "Sabbatical" dann mit knapp 50 Jahren um seine beiden Großeltern - und erlebt sowohl deren Verfall, als auch das Abhandenkommen der Landwirtschaft, wie sie früher betrieben wurde, mit. Diese beiden Motive - das Dorf, das sich bis zur Unkenntlichkeit verändert und das Älter werden - wurden von der Autorin sehr, sehr gut umgesetzt. Unsentimental und ohne Kitsch erzählt sie die Geschichten der Feddersens und der anderen Dörfler*innen, man lernt sie alle nach und nach kennen - und schließt sie auch alle mit der Zeit ins Herz. Dörte Hansen stammt selbst aus Husum und lässt in ihren Roman viel Plattdeutsch mit einfließen, was alles noch authentischer macht. Ich hätte gerne noch viel mehr von diesem Dörfchen in Nordfriesland gelesen - und war daher meist etwas traurig, wenn es dann um Ingwers Zeit in Kiel ging oder um seine WG-Mitbewohner*innen. Mit diesem Erzählstrang bin ich leider nicht wirklich warm geworden, er hat für mich nicht ganz gepasst. Was auch ein wenig schade war: Eine Autorin, die so exzellent mit Worten umgehen kann, sollte für mein Empfinden keine rassistischen Ausdrücke verwenden - auch wenn sie zu der Zeit, zu der das Buch teilweise spielt, gängig waren. Hier wünsche ich mir einen sensibleren Umgang mit Sprache. Dörte Hansen kann es einfach, dieses Schreiben über ländliche Gegenden, kleine Dörfchen und deren Bewohner*innen. Ihr kauft man es ab, wenn sie über deren Feste schreibt, über die Beziehungen untereinander und das Zerren zwischen Traditionen, der Natur und dem Drang des Menschen zum Modernen. Auch "Mittagsstunde" konnte mich also wieder überzeugen - wenn auch nicht so sehr wie ihr Debütroman "Altes Land". Vor allem für Lesende, die - wie ich - sehr gerne Landromane wegschmökern, wieder ein besonderer Genuss!
  • Von: Frederike Köhl

    Ingwer Feddersen, der an der Uni in Kiel als Ärchologe arbeitet, kehrt in seinem Sabbatjahr in sein Heimatdorf Brinkebüll in Nordfriesland zurück. Dort wuchs er bei seinen Großeltern und seiner wahnsinnigen Mutter Marret auf, die, aufgrund ihrer ständigen Prophezeiungen des Untergangs, von den anderen Dorfbewohnern nur Marret Ünnergang genannt wurde. Seine Mutter ist mittlerweile tot und seine beiden Großeltern pflegebedürftig. Der prophezeite Ünnergang ist tatsächlich für das Dorf Brinkebüll ein wenig eingetreten. Die einst so romantische Dorfidylle musste der Flurbereinigung weichen, die zahlreiche Modernisierungsmaßnahmen mit sich zog. Ingwer schwelgt in Erinnerungen, arbeitet seine Vergangenheit auf, reflektiert seine ins Nichts führende Beziehung zu seiner Mitbewohnerin und kümmert sich liebevoll um seine Großeltern. Während seines Aufenthaltes macht er sich auf die Spuren seiner Vergangenheit und stößt dabei auf einige Überraschungen. Die Story klingt auf dem ersten Blick banal, aber der Dorf- und Familienroman zeichnet detaillierte Porträts der verschiedenen Figuren, die den Typus „Nordfriese“ in seiner Schnoddrigkeit und herzlichen aber immer leicht unterkühlten Art, so wunderbar widergibt. Als Nordfriesin kann ich nur sagen, dass das Lokalkolorit dieses einsamen und rauen Landkreises, der gleichzeitig aber mit seiner atemberaubend schönen Weite beeindruckt, nicht besser hätte in Worte gefasst werden können.
  • Von: Isabel (engi)

    Im ersten Moment war ich überrascht, als beim Starten dieses Hörbuchs die tiefe und eindringliche Stimme der bekannten Schauspielerin Hannelore Hoger erklang. Ich stellte mich innerlich schon auf anstrengende Hörstunden ein. Umso verwunderter war ich schließlich, als ich gar nicht genug kriegen konnte davon … vom platten Schnack, der mich über elf Stunden lang unterhielt … Auf Basis des Buches der Schriftstellerin Dörte Hansen, die ich schon aus ihrem ersten Roman „Altes Land“ kannte, erzählt Frau Hoger die Geschichte eines kleinen Dorfs im hohen Norden nahe Husum, wie es seinesgleichen in den 50er, 60er, 70er Jahren in ganz Deutschland zu finden gab. Die Dorfstraße war holperig, große Bäume spendeten im Sommer Schatten, es gab einen kleinen Laden, in dem man einkaufte und die Welt schien in Ordnung, denn alles ging seinen Gang und jeder wusste um seinen Platz im Leben. Es gab wenig Aufregendes zu erleben. Die Highlights im Jahr waren runde Geburtstage und Jubiläen, die im alten Dorfkrug bei Familie Feddersen gefeiert wurden. Ella und Sönke Feddersen, inzwischen beide in den Neunzigern, leben noch immer dort, unterstützt von ihrem Enkel Ingwer, der sie an den Wochenenden besuchen kommt. Um sie und das Dorf dreht sich der Roman. Und um das Erreichen der Gnadenhochzeit. Ach ja, und ein wenig auch um Ingwer, der sich mit seinen fast fünfzig Jahren fragt, ob er alles richtig gemacht hat im Leben … Der oft nüchterne und dennoch fast ein wenig magisch anmutende Rückblick auf ein dörfliches Leben, das immer mehr zu verschwinden droht, hat mich fasziniert. Es ist ein ruhiges Buch aber nie langweilig. Der starke Dialekt aus dem Norden weckte in mir so manche Erinnerung an Sommerurlaube an der Ostsee bei Oma und Opa in Friedrichsort an der Ostsee, wo für uns Kinder die Welt auch noch in Ordnung war. Ich sortiere dieses Hörbuch gedanklich in die Kategorie „Lieblingsbuch“ und vergebe hierfür die verdiente volle Punktzahl. Bin schon gespannt, was sich Dörte Hansen als nächstes ausdenken wird. Ich werde auf jeden Fall wieder dabei sein!
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