Regen von Ferdinand von Schirach

Ferdinand von Schirach Regen

Eine ebenso mutige wie sehr persönliche Erzählung, ein literarisches Spiel an der Grenze zwischen Bühnenfigur und Autor.

Ferdinand von Schirachs neues Buch »Regen« ist eine Erzählung in Form eines Theatermonologs, den Ferdinand von Schirach ab Herbst 2023 im Rahmen einer großen Premierentournee auf zahlreichen deutschen Bühnen selbst sprechen und aufführen wird: Ein Mann kommt durchnässt aus dem Regen in eine Bar – auf die Bühne – und denkt über Verbrechen und Strafen nach, über das Großartige und das Schreckliche unserer Zeit, über die Würde des Menschen, die Einsamkeit, die Liebe, den Verlust und das Scheitern.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: jensis_leseecke

    Ein Schriftsteller wird zum Schöffen in einem Strafprozess berufen. Nach dem regnerischen ersten Verhandlungstag setzt er sich in eine Bar und beginnt einen inneren Monolog. Er denkt über Verbrechen und Strafe, über das Dasein als Schriftsteller, über Einsamkeit und Verlust und über sein eigenes Leben nach. Er zieht ein Resümee und erklärt, warum er seit 17 Jahren nichts mehr geschrieben hat und im Prozess vielleicht befangen ist. Ferdinand von Schirach gilt als einer der einflussreichsten Schriftsteller unserer Zeit. Mit “Regen: Eine Liebeserklärung” legt er nun eine Art Theatermonolog vor, den er im Herbst 2023 auf zahlreichen deutschen Bühnen aufführen wird. Eines vorweg: Schirach schreibt wie kaum ein anderer. Seine Sprache besitzt eine schnörkellose Klarheit. Allerdings konnte mich das vorliegende Buch nicht ganz überzeugen. “Regen” ist ein Text, der 51 Seiten umfasst und dem meiner Meinung nach der erzählerische Fokus fehlt. Innerhalb kürzester Zeit springt der Ich-Erzähler von einem Themengebiet zum nächsten und scheint sich dabei in zu vielen Details zu verlieren. Die Grundidee ist jedoch wirklich interessant, vielleicht hätte der Text aber mehr Raum gebraucht. Der Rest des 112 Seiten zählenden Buches wird durch ein Interview mit Schirach aufgefüllt, welches 2022 in der Süddeutschen Zeitung erschienen ist. Dieses liefert durchaus spannende und kluge Einblicke in Leben und Denken des Autors. Das Interview zeigt dabei auch, wie persönlich der vorherige Text eigentlich ist.
  • Von: the_reading.readhead

    Bei Regen handelt es sich um eine Kurzgeschichte in Form eines Theatermonologs, den Ferdinand von Schirach bei seiner kommenden Tour auch selbst aufführt. An diese knapp 60 Seiten schließt sich ein Interview mit dem Autor an, welches 2022 bereits in gekürzter Form in der Süddeutschen Zeitung erschien. Wir begleiten einen namenlosen Mann, der vor dem Regen flieht, in eine Bar. Er ist ein Schriftsteller, nur, dass er seit 17 Jahren nichts veröffentlicht hat. In seinem Monolog reflektiert er Vergangenes, hadert aber auch mit seiner Zukunft. Auch in diesem recht kurzen Monolog schafft es von Schirach Leser:innen zum Nachdenken über existenzielle Themen anzuregen: Schuld, Vergebung, Reue, Scheitern, Verlust und den Tod. Ich habe das kleine Buch sehr gerne gelesen.
  • Von: ein.lesewesen

    »Sehen Sie, wir können jedem vergeben. Unseren Eltern, unseren Kindern, unseren Freunden und selbst unseren Feinden. Nur uns selbst können wir nicht vergeben, das ist nicht möglich. Niemand kann sich selbst seine Schuld erlassen, das kann nur der Gläubiger tun. Ihre eigene Schuld verjährt nicht. Damit müssen Sie leben. Oder auch nicht.« S.19 Wir begegnen einem namenlosen Mann an der Bar, der vor dem Regen geflüchtet ist. Als Schöffe hat er gerade seinen ersten Verhandlungstag hinter sich gebracht. Doch das Verbrechen ist nur der Auslöser für einen gedankenschweren Monolog, in dem er über Schuld und Vergebung sinniert, über den Menschen an sich. Eigentlich ist er Schriftsteller, zumindest hat er ein Buch geschrieben, für die Liebe seines Lebens. Doch alles lief anders als gedacht. »Seit 17 Jahren bin ich ein durch und durch lächerlicher Schriftsteller, der nicht mehr schreibt. Ich gehe trotzdem jeden Morgen rüber ins Schreibzimmer. Die Menschen wollen ja immer etwas sein, was sie nicht sind. Ich sitze dann am Schreibtisch und trinke Kaffee und rauche und schreibe nichts. Als das bei Hemingway so war, ging er nicht mehr in eine Bar. Er schoss sich den Kopf weg. Das kann ich verstehen, weil der Kopf ja sowieso schon weg ist.« S.28 Unser namenloser Protagonist hadert mit seinem hoffnungslosen Leben, mit seinem Scheitern, mit Verlust und Einsamkeit. Er reflektiert über Gutes und Schlechtes in unserer modernen Gesellschaft. Nun ist die Kurzgeschichte in Form eines Theatermonologs noch kein Buch, also bekommen wir noch ein Interview mit dem Autor, das zwar bereits in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht wurde, ich aber noch nicht kannte. Hier spricht von Schirach sehr offen über sein Leben als Schriftsteller, seine Depression und seinen Umgang damit. Die Themen aus dem Interview verbinden sich mit denen in der Geschichte und bilden für mich eine Einheit. Ich fand es sehr interessant, mehr über den Menschen hinter den Büchern zu erfahren. »Ich schreibe jeden Absatz 30-, 40-, 50-mal um. Es geht darum, dass am Ende der einfachste Satz übrig bleibt. Nur das, was man einfach sagen kann, ist wahr. Es geht um das einfachste, klarste Wort, das Sie finden können.« S.63 Genau das macht von Schirach für mich aus, die glasklare Reduktion, ein Text in seiner ganzen Schlichtheit, der Raum lässt für eigene Gedanken und Reflexionen. Das Büchlein – sei es auch noch so dünn – hat einige Gedankenanstöße in mir ausgelöst und ich werde es sicher noch ein zweites Mal lesen. Man darf gespannt sein, wenn von Schirach ab Oktober damit durch Deutschlands Theater tourt und seinen eigenen Protagonisten in persona auf der Bühne verkörpert. Meine Bewertung bezieht sich allein auf den Inhalt, nicht den Umfang des Buchs. Da es ein eigenständiges Theaterstück ist, lässt es sich sicher nicht in mit anderen Kurzgeschichten kombinieren und hat daher eine Daseinsberechtigung als eigenständiges Werk. Ob man bereit ist, dafür das Geld auszugeben, muss jeder selbst entscheiden, denn 20 Euro sind viel Geld. Mir ist es das auf jeden Fall wert.
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