Schaut, wie wir tanzen von Leïla Slimani

Leïla Slimani Schaut, wie wir tanzen

Die faszinierende Fortsetzung des SPIEGEL-Bestsellers »Das Land der Anderen«.
»Leïla Slimanis bislang bestes Buch.« Berliner Zeitung

Im Sommer 1968 kehrt Aïcha Belhaj nach vier Jahren Medizinstudium in Straßburg nach Marokko zurück. In Frankreich gehen die Studenten auf die Straße, von den Barrikaden tönt der Ruf nach gesellschaftlicher Veränderung. Doch in ihrer Heimat trifft die angehende Ärztin auf eine erstarrte Welt. Die Farm von Aïchas Vater floriert zwar, die Familie allerdings ist zerrissen. Ihr Bruder Selim verschwindet in einer Hippiekommune an der Küste und versinkt im psychodelischen Drogenrausch. Wie soll Aïcha sich behaupten in einem Land, in dem bisher nur Männer Ärzte sind und das von einem autoritären König regiert wird? Am Abend der Mondlandung begegnet sie in einer Strandbar bei Casablanca einem Wirtschaftsstudenten, den alle nur »Karl Marx« nennen. Er ist Teil einer intellektuellen Jugend, die das Land erneuern möchte. Kann Aïcha mit ihm ihren Traum von einem unabhängigen Leben verwirklichen?

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Bookfeminist

    (Rezensionsexemplar) Leïla Silmanis Werke habe ich tatsächlich erst sehr spät in meiner feministischen Lesereise entdeckt. Dafür schätze ich ihre Bücher sehr und bin immer wieder erfreut, wenn etwas Neues von ihr erscheint. „Schaut wie wir tanzen“ ist Band 2 der Triologie und folgt auf ihr Werk „Das Land der anderen“. Wir tauchen ein in das Marokko der 70er Jahre. In Straßburg ist alles im Umbruch und als Äicha nach ihrem Studium dort zurück nach Marokko kommt, merkt sie wie unterschiedlich sie in den beiden Ländern wahrgenommen wird. Kann sie als Ärztin in einem Land arbeiten, in dem es bislang nur Ärzte gab? Und dann ist da noch ihr Bruder, der einen komplett gegenteiligen Weg einschlagen hat als sie selbst. Die Kinder der Familie stehen im zweiten Band verstärkt im Fokus der Erzählung. Aber Sïlma widmet sich auch dem Verfall der Familie. Es ist eine (Familien)Geschichte über Beziehungen, soziale Ungleichheit, Traditionen und politischen Kämpfen. Auf den fast 400 Seiten behandelt die Autorin viele verschiedene Themen, ohne das der Tiefgang fehlt oder die Geschichte überladen wirkt. Im Fokus stehen die Wünsche, Hoffnungen und Hindernisse der weiblichen Hauptfigur, die wohl auch stellvertretend für eine Generation von Frauen in Marokko steht. Ein starkes Stück Lektüre! Aus dem Französischen von Amelie Thoma.
  • Von: buecherundschokolade

    Leïla Slimani gehört schon länger zu unseren absoluten Lieblingsautorinnen und daher waren wir auch sehr gespannt auf ihren 2022 erschienen Roman Schau, wie wir tanzen. In diesem beschwört Slimani das Schicksal der Familie Belhaj im gerade unabhängig gewordenen Marokko der 60er und 70er Jahre des letzten Jahrhunderts. Aus armen Verhältnissen hat Vater Amine mit seiner elsässischen Ehefrau Mathilde den Aufstieg geschafft. Er betreibt eine florierende Großfarm, man verkehrt mit den Honoratioren der Stadt und trifft sich im Rotary-Club. Der Stolz der Familie ist Tochter Aïcha, die in Straßburg Medizin studiert und sich von der 68er Bewegung fernzuhalten versucht. Außerdem gibt es noch Selim, der blond wie seine Mutter ist, aber als schwarzes Schaf der Familie gilt. Oder Amines Geschwister Selma und Omar. Während Selma einen zweifelhaften Ruf genießt und von ihrem Bruder zur Abwendung von Schande verheiratet wird, steigt Omar in der Polizei auf als Folterknecht Hassans II. Dessen Parole „Es gibt keine größere Gefahr für einen Staat als die vermeintlichen Intellektuellen. Es wäre besser gewesen, ihr wärt alle Analphabeten geblieben“ setzt den Ton für die Jahre der Verfolgung alles Linken und Kritischen. Es ist eine Zeit, in der der Totengräber „gegen eine Handvoll Dirhams vergaß, dass er Gruben für ermordete Kinder geschaufelt hatte“. Die moderne marokkanische Politik und Geschichte sind verwoben mit den Erfahrungen der Protagonisten. In einer Zeit zwischen Rebellion und Repression suchen sie ihren Platz im Leben: Aïcha versucht sich in einer autoritären Macho-Gesellschaft als Frau zu behaupten und begegnet dabei in Casablanca dem Wirtschaftsstudenten Mehdi, den alle nur Kar Marx nennen… Währenddessen schließt sich ihr Bruder den Hippies von Essaouira. Und dann gibt es plötzlich ein Attentat auf den König… Leïla Slimani schafft es auf die ihr eigene Art eine sehr spannende Geschichte multiperspektivisch und stilistisch schön zu erzählen. Das Buch fesselt und hat uns viel Lesevergnügen bereitet. Daher eine klare Leseempfehlung.
  • Von: Marina Büttner

    Nun ist er da, der zweite Band der biographischen Romantrilogie von Leïla Slimani. Hier erzählt sie die Geschichte ihrer Familie, die im ersten Teil „Das Land der Anderen“ in Frankreich begann, als ihre Großeltern sich nach Ende des zweiten Weltkriegs in Straßburg begegneten, heirateten und in die Heimat des Großvaters Amine, nach Marokko zogen. Zu Beginn wird Aischa Belhaj von ihren Eltern nach Marokko zurückgerufen. Sie ist zum Medizin-Studium in Straßburg, im Elsass, der Heimat ihrer Mutter Mathilde. Doch es ist Sommer 1968 und die Studentenunruhen in Frankreich machen der Familie Angst. Sie wollen ihre Tochter in Sicherheit wissen. Für Aischa ändert sich dadurch vieles. Sie trifft ihre alten Freundinnen wieder. Besonders mit Monette versteht sie sich wunderbar. Bei ihr und ihrem Freund verbringt sie dann auch den Sommer. Sie haben ein kleines Haus am Meer. Hier lernt sie Mehdi kennen, den man Karl Marx nennt. Er studiert Ökonomie und ist sofort von Aischa gebannt. Bevor die beiden sich wirklich näher kommen können, rufen die Eltern wieder um Hilfe. Diesmal ist es der Bruder Selim, der verschwunden scheint. Mehdi fährt sie mit seinem Auto zur Farm, doch dann begeht er eine Dummheit, die die beiden wieder voneinander trennt. Aischas Bruder Selim spielt in diesem Band auch eine Rolle. Zunächst geht er eine Liebesbeziehung mit seiner verheirateten Tante Selma ein, später verlässt er die Familie und gerät in Essaouira in eine Kommune, die aus europäischen Hippies besteht und beginnt Drogen zu konsumieren. Hier hält man ihn aufgrund seiner blonden Haare ebenso für einen Europäer. Wie sich später zeigt, schreibt er Selmas Tochter Sabah regelmäßig Briefe. Während man versucht mehr zahlungskräftige Touristen ins Land zu locken, sind Hippies nicht mehr gern gesehen. Selims Schicksal bleibt lange Zeit ungewiss, bis es aus unerwarteter Richtung ein Lebenszeichen gibt. Mehdi wird nach dem Studium ein höherer Beamte im Steuerministerium, er schreibt nicht mehr und kehrt sich ab von marxistischen Lehren, wird sogar aufgrund seiner Position und seinen Kontakten zur Geburtstagsfeier des Königs eingeladen. Wie es das Schicksal will, begegnet er an genau diesem Tag Aischa wieder, die für den Sommer aus Frankreich zurückkehrt. Und bleibt dadurch am Leben, da er nicht in den Putsch gerät, den die Militärs genau an diesem Tag anzetteln. Auch einen zweiten Anschlag überlebt der König später. Nach ihrer erneuten Begegnung und Versöhnung feiern Mehdi und Aischa ihre Hochzeit auf dem Hof ihrer Eltern. Mathilde plant die Hochzeit akribisch und es wird exklusiv und teuer. Die beiden ziehen in ein Haus in der Hauptstadt. Aischa spezialisiert sich als Ärztin auf Gynäkologie, Mehdi entpuppt sich als wenig emanzipierter Ehemann. „Und was Aischa ihm erzählte, wenn sie aus dem Krankenhaus kam, erschien ihm nicht nur uninteressant, sondern sogar unappetitlich. Sein Leben lang hatte er gehört, was Mädchen zu tun oder zu lassen hatten, worin tugendhaftes Benehmen bestand, und er fühlte sich berechtigt, über jene die Nase zu rümpfen, die zu laut redeten oder sich aufreizend benahmen. Und alles, was die Geheimnisse des weiblichen Körpers betraf, fand er zutiefst abstoßend.“ Doch beide sind von ihrer Tätigkeit erfüllt und gehen in ihrer Arbeit auf. Bei Aischa zeigt sich manchmal das Balancieren zwischen zwei unterschiedlichen Kulturen – durch das Studium ist sie eben auch von Frankreich geprägt. Die Geschichte endet 1972 mit der Geburt einer Tochter … Dieser zweite Band bleibt, wie ich finde, etwas hinter dem ersten zurück. Ein Grund ist für mich, dass zu viel von männlichen Figuren die Rede ist und Aischa, die ich als Hauptfigur sehe, zu sehr im Hintergrund steht. Mitunter ist mir auch der Ton, wie manchmal im ersten Band etwas zu pathetisch, bei Liebesszenen blumig bis kitschig. Mal sehen, wie es im dritten Teil weitergeht und ob sich dann ein gutes Ganzes daraus formt.
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