Sturmvögel von Einar Kárason

Einar Kárason Sturmvögel

Winter 1959, ein isländischer Trawler liegt vor Neufundland auf stiller See. Zweiunddreißig Mann sind an Bord, das Wetter ausgezeichnet. Keiner ahnt, dass die Harmonie innerhalb von Minuten in ein monströses, traumatisches Szenario umschlagen wird: Ein Sturm kommt auf, das schwere Schiff ist plötzlich von Eis überzogen, droht zu bersten und in den unbändigen Wellen zu versinken. Notrufe anderer Schiffe laufen ins Nichts, niemand scheint eine Chance zu haben. Es ist ein erbitterter Kampf um Leben und Tod.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Dajana

    🌊 Sturmvögel ~ Einar Kárason 🌊 Das Cover sieht düster und gefährlich aus. Der Klappentext hat mich richtig neugierig auf das Buch gemacht. Der Schreibstyle ist klar und Eintönig. Aber mir gefällt es wie Menschen in Notsituationen klar kommen und aus sich heraus wachsen. Im Buch beginnt es mit ein gemeinen Eissturm, der die Mannschaft Mávur viel abverlangt. Sie haben tonnenweise Fische eingefangen. Und müssen gleichzeitig bei eiskalter Seeluft das Deck von der Eisschicht befreien. Die immer wieder kehren. Das ist wirklich ein sehr harter und gefährlicher Job. Die Besatzung empfand Todesangst bei der unbarmherzig Kraft der Natur. Der Sturm wollte einfach nicht zu Ende gehen. Diese Geschichte wird mir noch lange im Gedächtnis bleiben. Dieses Buch bekommt von mir Vier Sterne.
  • Von: Sabine Ibing

    Der Anfang: «Auf den ersten Blick wirkt es wie ein aussichtsloses Unterfangen, ein Schiff in einem Wintersturm von Eis zu befreien. Das Eis sieht nicht nur aus wie Glas, es ist auch ebenso hart wie Glas, und wenn das Ganze erst mal so weit fortgeschritten ist wie auf unserem Schiff, dann reden wir nicht mehr über einen dünnen Eisüberzug, ... sondern über eine massive, bizarr geformte Skulptur aus Kristallglas, als hätte ein kunstsinniger Handwerker seiner Fantasie freien Lauf gelassen und sich nur noch lose an den wirklichen Umrissen eines Schiffes orientiert. « Im Februar 1956 kreuzt der isländische Trawler Mávur vor Neufundland auf Rotbarbenfang. Zweiunddreißig Männer holen den letzten Fang ein, der Schiffsbauch ist gefüllt mit 400 Tonnen Fisch und es herrscht gute Stimmung. Sie haben hart gearbeitet, sind erschöpft, müssen nur noch die letzten Fische vorbereiten und die Netze ordentlich zusammenfalten und vertauen, bevor es zurück nach Reykjavik geht. Doch der Kapitän gibt den Befehl, alles hastig festzuzurren, weil ein gewaltiger Sturm aufzieht. Das schwere Schiff ist innerhalb von Stunden mit einer dicken Eisschicht überzogen, daumendicke Seile haben nun die Größe von Abflussrohren. Haushohe Wellen krachen gegen den Bug, das Schiff droht zu versinken. Notrufe anderer Schiffe laufen ins Nichts, auch andere Schiffe ringen im Sturm ums Kentern. Es ist ein erbitterter Kampf um Leben und Tod. «Sie kannte sich aus mit der Seefahrt und ihren Gefahren. Sie selbst war nie zur See gefahren, hatte aber ihren eigenen Vater an das Meer verloren, ebenso ihren Bruder und ihren Großvater. Die Seefahrt war in Island so gefährlich wie in anderen Ländern das Soldatenleben in Kriegszeiten.» Einar Kárason beschreibt in dieser Novelle die harte Arbeit der Fischer an Bord. Es ist ein Zusammenspiel der Mannschaft, bei dem sich einer auf den anderen verlassen muss. Ein gefährlicher Job, jedes Mal die Ungewissheit im Bauch, ob man zurückkehren wird. In diesem Sturm wird der Zusammenhalt auf eine harte Probe gestellt – jeder gibt sein Letztes, um das Leben von alllen zu retten; an Ausruhen und Schlaf ist kaum zu denken. Eine Polarfront schafft eisige Temperaturen und hohen Wellengang. Mit Wucht hauen sich die Brecher gegen die Mávur, die immer wieder in Schieflage gerät. Oder sie überfluten das Deck, fressen sich als Eisschicht fest, «massive, bizarr geformte Skulpturen wie aus Kristallglas». Das Deck, Ankerwinden, Kräne, Rettungsboote, das Eis sitzt auf allem fest, erhöht das Gewicht des 700 Tonnen schweren, vollgeladenen Schiffs, drückt es ins Meer. Die Männer hauen das Eis ab, mit allem, was sie haben, bis hin zu Küchengeräten. Sind sie auf einer Seite fertig, ist die andere Seite wieder zugeeist. «Lárus stand wieder am Steuer. Er konnte sich weder richtig wachhalten, noch schlafen ... alle Stimmen und Geräusche vermischten sich in seinem Kopf zu einem sonderbar schrillen Klang.» Die Geschichte wird von Lárus erzählt, der damals als junger Mann an Bord war. Alle anderen Figuren sind namenlos, werden nach ihrer Aufgabe betitelt: Kapitän, Bootsmann, Maschinist. Ein Sturm hat selten mehr als zwölf Stunden, doch dieser tobt bereits den dritten Tag. Verletzte, die körperlichen Erschöpfung der Männer ist sichtbar, die ihr Ölzeug unter Deck schon gar nicht mehr ablegen, mit den Fingern alles herrunterschaufeln, was der Koch auf den Tisch stellt. Die Männer essen bergeweise Deftiges, Heißes, um neue Energie zu tanken. Der Smutje arbeitet auf Hochtouren, kocht, was das Zeug hält; heißer Kaffee steht literweise bereit. Die Maschinisten tun ihr Bestes, pumpen den Diesel von einem Tank in den nächsten, um Gewichte zu verlagern; der Kapitän steht im Führerhaus, weicht keinen Millimeter vom Platz, ruft seine Befehle. Es kommen immer mehr Meldungen von Schiffen in Seenot; das ein oder andere sei gesunken. Einar Kárason beschreibt sehr eindrucksvoll das Leben an Bord und den Kampf an Bord. Die Männer, irgendwann am Limit ihrer Kräfte, müssten durchdrehen – doch dazu haben sie keine Zeit. Eis hacken und navigieren, in der Hoffnung dem Tod ein Schnippchen zu schlagen. Überflüssiges wird über Bord geschmissen – aber der Fang, ihr Lohn, steht niemals zur Debatte. Der Überlebenskampf eines Teams, das zusammenhält wie Pech und Schwefel. «Erfahrene Seeleute spürten sofort, wenn etwas nicht stimmte, an der Art, wie das Schiff sich bewegt oder, wenn sie die Stahlseile anfassen, die dann anders vibrieren, obwohl zwischen dem Schiff und dem Schleppnetz oft mehr als hundert Meter lagen.» Nature Writing in Hochform. Ich sitze hier auf dem Balkon, bzw. am Fenster und lese, schaue auf eine stürmische See hinaus. Ein Trupp kleiner Fischerboot fährt auf den Hafen zu. Unser Stürmchen bei zwölf Grad hat nichts mit diesem Sturm im Eismeer zu tun. Und doch ist dieser kleine Roman, diese Novelle, ein Stellvertreter für alle Fischer, eine Huldigung für ihre harte Arbeit. Ein harter Job, Kameradschaft und Teamarbeit, immer den Tod vor Augen – eins sein mit der Natur, die Schonungslosigkeit der Naturgewalten. Den Himmel beobachten, die Vögel, die Temperatur ... wo sind die besten Fischgründe, wie wird sich das Wetter entwickeln? Erfolg und Enttäuschung wechseln sich ab; und reich wird ein Fischer niemals werden. Authentisch und präzise, gefüllt mit Fachjargon (was nicht störend ist) für Wetter, Schiff und Ausrüstung, beschreibt Einar Kárason sehr spannend diese Fahrt. Mit beeindruckender Intensität widmet er sich seinen Figuren, die sich am Limit durch den Sturm kämpfen. Der Stoff beruht auf eine wahre Begebenheit, ein Unwetter, in dem mehrere Schiffe sanken, 200 Männer ihr Leben ließen. Ein Roman für Meeresfreunde und Fans vom Nature Writing. Einar Kárason, geboren 1955, ist einer der wichtigsten Autoren der skandinavischen Gegenwart. Berühmt wurde er durch seine Trilogie »Die Teufelsinsel«, »Die Goldinsel« sowie »Das Gelobte Land«. Sein Roman »Sturmerprobt« stand auf der Shortlist des Nordischen sowie des Isländischen Literaturpreises. Für »Versöhnung und Groll« erhielt er den Isländischen Literaturpreis. Zuletzt erschien 2017 die imposante Isländer-Saga »Die Sturlungen«, an der der Autor über ein Jahrzehnt arbeitete, bei btb. Für seinen neuesten Roman »Sturmvögel« wurde er 2020 mit dem schwedischen Kulturhuset-Stadsteatern-Preis für internationale Literatur ausgezeichnet. Kárason lebt in Reykjavík.
  • Von: der Michi

    Beeindruckend, was der Autor auf kleinem Raum alles unterbringt: ein authentisches Porträt der Mannschaft, die mit jeder Fahrt in potenziell gefährliche Gewässer aufbricht, den gnadenlosen und oft aussichtslosen Kampf gegen die Elemente und eine Huldigung an seine Heimat Island, die immerhin einige der größten Seefahrer der Menschheitsgeschichte hervorgebracht hat. Der Leser ist dicht dran, keine störende Nebenhandlung und kein unnötiger Schauplatzwechsel nimmt dem Geschehen die Atemlosigkeit. Vereinzelte Einschübe über einzelne Mitglieder der Mannschaft bremsen die Handlung nie aus, im Gegenteil, sie zeigen, wer hier gegen die eisige See kämpft und was das mit den Seelen der Männer anstellt. Kárason beschönigt dabei nichts: Die Seefahrt ist für die "Sturmvögel" alles andere als romantisch, die Matrosen verfallen zuweilen dem Alkohol und kommen danach nie wieder auf die Beine. Die Unerschütterlichkeit, mit der die Fischer dem Meer ihren Fang abtrotzen und die Tatsache, dass sie wie die Möwen, nach denen ihr Schiff benannt wurde, längst ein Teil der See geworden sind, bildet einen kraftvollen Gegenpart zu dem wütenden Orkan. Ein packendes Leseabenteuer, prägnant und mitreißend geschrieben. Ein Muss für Fans von realistischer Abenteuerliteratur, in der Katastrophen nicht gleichbedeutend mit dem Weltuntergang sein müssen. Originaltitel: "Stormfuglar"
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