Tag der Befreiung von George Saunders

George Saunders Tag der Befreiung

George Saunders, der "König der Kurzgeschichte" (NZZ), erzählt einfühlsam und virtuos von den Gefängnissen, in denen wir stecken - den realen wie den eingebildeten.

"Tag der Befreiung" versammelt so virtuose wie einfühlsame Erzählungen über die Gefängnisse, in denen wir stecken, die ganz realen und die eingebildeten. Sie handeln von Macht und Moral, Liebe und Verlust, von der Sehnsucht nach menschlicher Verbindung und dem Versuch, sich von allem zu befreien. Und davon, dass die Befreiung manchmal die noch größere Katastrophe ist.

George Saunders erzählt mir großer Klarsicht von einer zutiefst verunsicherten Gesellschaft: Da ist der Großvater, der in einer nicht allzu fernen dystopischen Zukunft einen Brief mit einer zärtlichen Warnung an seinen Enkel schreibt. Oder die Mutter, die ein Unrecht an ihrem Sohn sühnen möchte, dabei jedoch nur noch größeres Unrecht verursacht. Oder der Obdachlose, der sich zu einer Gehirnwäsche bereiterklärt und doch eingeholt wird von seinem früheren Leben. Oder der unterirdische Vergnügungspark, in dem Hölle gespielt wird und der alles auf die Probe stellt, was wir für die Wirklichkeit halten...

Jetzt bestellen

€ 25.00 [D] inkl. MwSt. | € 25.70 [A] | CHF 34.50 * (* empf. VK-Preis)

Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Martina

    𝑮𝒆𝒐𝒓𝒈𝒆 𝑺𝒂𝒖𝒏𝒅𝒆𝒓𝒔, 𝑻𝒂𝒈 𝒅𝒆𝒓 𝑩𝒆𝒇𝒓𝒆𝒊𝒖𝒏𝒈: 𝑺𝒕𝒐𝒓𝒊𝒆𝒔, 𝑳𝒖𝒄𝒉𝒕𝒆𝒓𝒉𝒂𝒏𝒅 2024 In seinem neuesten Werk Tag der Befreiung entführt uns George Saunders, der Meister der literarischen Kurzform, in eine Welt, die ebenso vertraut wie verstörend ist. Mit einem scharfsinnigen Blick auf die menschliche Natur und die Strukturen, die uns umgeben, lotet Saunders die Tiefen der menschlichen Seele aus und lässt uns nachdenklich, beunruhigt und doch irgendwie getröstet zurück. Tag der Befreiung ist eine Sammlung von Geschichten, die mit einer düsteren, fast dystopischen Note versehen sind. Saunders' Figuren befinden sich in prekären Situationen, gefangen in Systemen der Unterdrückung und Manipulation, oft ohne es selbst zu erkennen. Diese Erzählungen sind nicht nur Parabeln über die Macht und ihre Missbräuche, sondern auch intime Studien über den menschlichen Geist und die Art und Weise, wie wir uns mit der Welt und uns selbst auseinandersetzen. Die titelgebende Geschichte Tag der Befreiung ist besonders eindrucksvoll. Hier schafft Saunders eine Atmosphäre von bedrückender Kontrolle, in der seine Charaktere gezwungen sind, ihre Rolle in einem systematischen Missbrauch der Macht zu spielen. Die Geschichte handelt von Figuren, die an eine Wand genagelt sind und darauf warten, bei einem abendlichen Konzert als orchestrierte Stimmen zu agieren. Diese surreale Szenerie steht beispielhaft für Saunders’ Fähigkeit, die Absurdität moderner Lebensumstände und die Gefangenschaft in Systemen zu inszenieren, die durch Hyperkapitalismus und eigene Unzulänglichkeiten erschaffen wurden. Saunders' Charaktere fühlen sich anfangs wohl in ihrer Misere, nehmen ihre bizarre Realität sogar als normal an, bevor sie erkennen, wie tief sie in ihrer eigenen Gefangenschaft stecken. Die literarische Qualität von Tag der Befreiung liegt in Saunders' meisterhafter Beherrschung der Form und seiner Fähigkeit, komplexe gesellschaftliche Themen mit einer fast spielerischen Leichtigkeit zu behandeln. Doch es ist genau diese Leichtigkeit, die die tiefere, oft düstere Bedeutung seiner Geschichten noch wirkungsvoller macht. Die Lektüre gleicht einer Achterbahnfahrt, die den Leser durch eine Reihe von Emotionen schleudert – von ungläubigem Staunen bis hin zu tiefer Nachdenklichkeit. Ein bemerkenswertes Zitat aus dem Buch, das die Essenz von Saunders' Werk auf den Punkt bringt, lautet: "Freiheit ist kein Zustand, sondern ein Prozess, der uns ständig entgleitet." Dieses Zitat verweist auf die flüchtige Natur der Freiheit und die ständige Gefahr, sie zu verlieren – sei es durch äußere Kräfte oder durch unsere eigene Nachlässigkeit. Persönlich hat mich Tag der Befreiung tief berührt. Saunders versteht es wie kaum ein anderer, den Leser mit einer subtilen, fast unsichtbaren Dringlichkeit in den Bann zu ziehen. Die Geschichten haben mich oft nachdenklich zurückgelassen, manchmal auch verstört, doch immer mit einem Gefühl der Bereicherung. Tag der Befreiung ist ein Werk von literarischer Brillanz, das uns zwingt, unsere eigene Position in der Welt zu hinterfragen. Saunders zeigt uns, dass die Suche nach Freiheit ein ständiger Kampf ist – ein Kampf, den wir sowohl gegen die äußeren Mächte als auch gegen uns selbst führen müssen. 📚
  • Von: Victory_of_Books

    „Der Tag der Befreiung“ ist eine Sammlung von neun Kurzgeschichten, die unterschiedliche Themen erkunden. Drei dieser Geschichten spielen in einer dystopischen Zukunft („Tag der Befreiung“, „Ghul“ und „Elliot Spencer“), während die anderen ebenfalls der spekulativen Fiktion zuzuordnen sind, auch wenn sie nicht dystopisch sind. Jede Geschichte ist auf ihre eigene Weise einzigartig, da George Saunders komplexe Themen wie Macht, Ungerechtigkeit, Unterdrückung, Revolution und Moral beleuchtet. Durch diese neun Kurzgeschichten demonstriert Saunders seine intellektuelle Tiefe. Meine Erwartungen waren hoch, insbesondere nachdem ich Kritiken gelesen hatte, die Saunders als „besten Kurzgeschichtenautor in Amerika“ lobten. Doch nach der Lektüre bin ich unschlüssig, da es meiner Meinung nach stärkere Kurzgeschichtensammlungen gibt. Vor diesem Hintergrund fällt es mir schwer, meine Lieblingsgeschichten aus dieser Sammlung zu benennen. Vielleicht würde ich die drei dystopischen Geschichten als Favoriten wählen. „Der Tag der Befreiung“ spielt in einer Gesellschaft, in der Ausgestoßene freiwillig ihre Erinnerungen löschen lassen und als Sprecher, oder eher als Unterhaltung für die Reichen, dienen. „Ghul“ ist in einem unterirdischen Vergnügungspark angesiedelt, wo Mitarbeiter ständig auf Besucher warten und für das Aussprechen einer Lüge von anderen Mitarbeitern zu Tode getreten werden. „Elliot Spencer“ handelt von einer Gesellschaft, in der die Erinnerungen schutzbedürftiger Menschen gelöscht werden, um sie als politische Demonstranten zu reprogrammieren. Obwohl mich die originelle dystopische Atmosphäre dieser drei Geschichten beeindruckt hat, bin ich unsicher, ob der Weltenbau und die Umsetzung der Konzepte wirklich gelungen sind. Möglicherweise könnten diese Geschichten besser als vollwertige Romane ausgearbeitet werden. Die anderen Kurzgeschichten konnten mich nicht überzeugen, obwohl ich auf einige beeindruckende Zitate gestoßen bin. Insgesamt bietet die Sammlung zwar einige humorvolle Momente und effektive satirische Kommentare über die heutige amerikanische Gesellschaft, doch bleibt sie für mich weder schlecht noch besonders beeindruckend.
  • Von: gosureviews

    George Saunders beweist mit seiner neuesten Sammlung von Kurzgeschichten "Tag der Befreiung" erneut, warum er als einer der talentiertesten zeitgenössischen Autoren gilt. Diese Sammlung, bestehend aus neun Geschichten, bietet eine tiefgründige und oft verstörende Erforschung der menschlichen Natur und gesellschaftlicher Strukturen. Thematische Vielfalt und stilistische Brillanz Saunders greift in seinen Geschichten eine breite Palette von Themen auf, darunter Armut, Ungleichheit, Macht, Klasse, Ausbeutung, Rache, Liebe und Enttäuschung. Mit seiner charakteristischen Mischung aus Scharfsinn, Humor und Satire führt er uns in dystopische Welten und fantasievolle Szenarien, die oft erschreckend nahe an unserer Realität liegen. In der Titelerzählung "Tag der Befreiung" etwa erleben wir eine Welt, in der die Armen als Unterhaltung für die Reichen versklavt werden, während in "Ghul" die bedrückende Existenz von Arbeitern in einem höllischen Vergnügungspark thematisiert wird. Unverwechselbare Charaktere und fesselnde Erzählweisen Ein zentrales Element in Saunders' Geschichten ist die präzise und empathische Darstellung seiner Charaktere. Ob es die unsichtbare Liebe eines unauffälligen Paares in "Spatz" oder die verzweifelten Rachegelüste einer überfürsorglichen Mutter in "Die Mom der kühnen Tat" sind – Saunders gelingt es meisterhaft, die Gedankenwelt und Handlungen seiner Figuren glaubhaft und berührend zu gestalten. Besonders hervorzuheben ist "Liebesbrief", eine politisch aufgeladene Geschichte, in der ein Großvater seinem Enkel von den Versäumnissen seiner Generation berichtet und zur Vorsicht mahnt. Ein Wechselspiel von Hoffnung und Desillusionierung Trotz der oft düsteren Thematik bleibt in Saunders' Geschichten immer ein Funken Hoffnung. Dies zeigt sich in der subtilen Menschlichkeit seiner Figuren und den gelegentlichen Momenten der Erlösung und Selbsterkenntnis. "Muttertag" beispielsweise schildert die bewegende Begegnung zweier rivalisierender Frauen, die trotz ihrer Unterschiede zu einem neuen Verständnis gelangen. Ein literarisches Meisterwerk "Tag der Befreiung" ist eine eindrucksvolle Demonstration von Saunders' Fähigkeit, komplexe moralische und soziale Fragen in packende und zugängliche Geschichten zu verpacken. Obwohl nicht jede Geschichte gleich stark ist, bietet die Sammlung insgesamt eine lohnende Lektüre. Sie fordert uns heraus, über unsere eigenen Werte und Überzeugungen nachzudenken und zeigt die Abgründe und Hoffnungen der menschlichen Existenz auf eine einzigartige Weise. Fazit George Saunders' "Tag der Befreiung" ist eine brillante Sammlung von Kurzgeschichten, die mit Tiefgang, Witz und literarischer Virtuosität überzeugt. Saunders gelingt es, die Leser zu berühren, zu beunruhigen und zum Nachdenken anzuregen. Für Fans von anspruchsvoller Literatur und sozialkritischen Erzählungen ist dieses Buch ein absolutes Muss.
Mehr laden