Über Menschen von Juli Zeh

Juli Zeh Über Menschen

Trauen wir uns, Mensch zu sein?

Dora ist mit ihrer kleinen Hündin aufs Land gezogen. Sie musste dringend raus aus der Stadt, auch wenn sie nicht genau weiß, wovor sie auf der Flucht ist. Großstadt, Lockdown, stressiger Job, ein übereifriger Freund, dazu Donald Trump, Brexit und Rechtspopulismus – wann ist die Welt eigentlich dermaßen durcheinandergeraten? Dass Bracken, dieses kleine Dorf im brandenburgischen Nirgendwo, nicht die ländliche Idylle ist, von der manche Städter träumen, war Dora klar. Alle haben sie vor der Provinz gewarnt. Jetzt sitzt sie trotzdem hier, in einem alten Haus auf einem verwilderten Grundstück, mit einem kahlrasierten Nachbarn hinter der Gartenmauer, der sämtlichen Vorurteilen zu entsprechen scheint. Doch dann passieren Dinge, die ihr Weltbild ins Wanken bringen. Sie trifft Menschen, die in kein Raster passen, und steht vor einer Herausforderung, die Antwort auf die große Frage verlangt, worauf es im Leben eigentlich ankommt.

Juli Zehs neuer großer Roman erzählt von unserer unmittelbaren Gegenwart und den Menschen, die sie hervorbringt. Von ihren Befangenheiten, Schwächen und Ängsten. Und von ihren Stärken, die zum Vorschein kommen, wenn sie sich trauen, Mensch zu sein.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: birdies_buecherwelt

    Als die erste Welle der Corona-Pandemie Deutschland überrollt, flieht Dora nicht nur vor Lockdown und Kontaktbeschränkungen, sondern auch vor ihrer Beziehung mit Robert. Im brandenburgischen Dorf Bracken hat sie sich wenige Monate zuvor ein Grundstück mit Haus gekauft. Schicksalshaft, so erscheint ihr die Situation. Gemeinsam mit ihrer Hündin "Jochen-der-Rochen", versucht Dora herauszufinden, ob ihr das Leben auf dem Land eine Zukunft bietet. Schnell muss sie feststellen, dass das Landleben nicht nur Idylle und Ruhe zu bieten hat. Der Nahverkehr ist quasi nicht vorhanden, der Anbau von Kartoffeln alles andere als leicht und der Nachbar stellt sich mit den Worten "Ich bin hier der Dorfnazi." vor. Ich habe bereits mehrere Romane von Juli Zeh gelesen und bin auch hier wieder begeistert von ihrer Gesellschaftskritik. Ganz gleich, welche politische Einstellung, welche Meinung man zum Lockdown, Klimaschutz oder ganz anderen Dingen vertritt: Juli Zeh schafft es, mit der Präzision eines Brennglases und doch mit viel Humor, jeden von uns abzubilden, die breite Gesellschaft! Dabei gibt es nicht nur Schwarz und Weiß, das muss auch Dora in ihrem neuen Alltag erkennen. Wie sich die Dinge dann aber entwickeln, wohin Doras Entscheidungen und neue Einstellungen sie führen, hat mir persönlich nicht gefallen. Zu unrealistisch und konstruiert habe ich den Verlauf der Handlung empfunden. Die Erfahrung habe ich bereits bei anderen Romanen der Autorin gemacht. Vom Grundsatz her und bis zu einem gewissen Punkt bin ich begeistert, vom Ende dann aber nicht selten enttäuscht. Dennoch: Ein lesenswerter Roman, der uns den Spiegel vorhält und keine Tabus kennt.
  • Von: Naja

    Naja
  • Von: Pseudokultiviert

    Dora hat genug von Berlin, der Wokeness und ihren Freund. Sie kauft sich während Corona ein Haus im ländlichen Bracken und hofft ihr Glück auf dem Land zu finden. Was sie aber zunächst findet ist ihr Nachbar Gote, selbsternannter Dorf-Nazi. Aber auch die anderen Dorfbewohner sparen nicht mit latent rassistischen und AfD-mäßigen „die da oben“ Bemerkungen. Über Menschen polarisiert. Ich weiß noch wie das Buch hier diskutiert wurde. Denn während man dieses Buch liest, muss man sich vom schwarz-weiß denken verabschieden. Der hilfsbereite, Horst-Wessel-Lied singende Nazi-Nachbar, der homosexuelle AfD-Wähler… Juli Zeh weiß (mal wieder) wie sie die Wunde der Gesellschaft trifft. Und genau damit hadert auch Dora. Vor allem bzgl Gote: je mehr sie über ihn erfährt desto mehr fragt sie sich, ob sie ihn mögen kann/darf oder geschweige denn helfen. Und als Leser:in hadert man mit Dora. Ich weiß noch wie Zeh vorgeworfen wurde mit diesem Buch Neonazis zu verharmlosen. Denn man fragt sich irgendwie ob man Gote nun sympathisch finden soll? Ist der Mensch mehr als die politische Einstellung? Und ist die politische Einstellung überhaupt mehr als ein „Dagegensein“? Denn Dora wird mit plötzlich mit dörflichen Problemen konfrontiert und kann nun die ein oder andere (Anti-)Haltung nachvollziehen. Über Menschen will sicher nicht Rechte verharmlosen. Aber beleuchtet eben auch die menschliche Seite von („Pseudo“-)Rechten, die man diesen in der eigenen Bubble gerne abspricht. Denn klar, auch der Neo-Nazi kann zu Menschen (die in seine Ideologie passen) nett sein. Interessant ist hier wie Dora selbst nicht weiß wie sie damit umgehen soll und wie es sich entwickelt. Dass hier aber jede:r anders handeln und denken würde: klar. Je nach der eigenen (konsequenten) politischen Haltung variiert dieses extrem. „Es geht nicht darum, Widersprüche aufzulösen“, sagt Steffen, „sondern sie auszuhalten.“ (S. 162) Das Buch ist definitiv eine durchgehende Gratwanderung, stößt (bei manchen ggf sauer) auf und regt zum Denken an.
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