Vladimir von Julia May Jonas

Julia May Jonas Vladimir

Sie ist Ende fünfzig, Literaturprofessorin an einem kleinen College an der amerikanischen Ostküste und beliebt bei ihren Studentinnen. Seit dreißig Jahren ist sie mit John verheiratet, der am selben College unterrichtet. Sie war immer stolz darauf, mit John eine offene Beziehung zu führen, intellektuell, finanziell und emotional unabhängig zu sein. Als John jedoch seine Suspendierung fürchten muss, weil eine der vielen Studentinnen, mit denen er im Laufe der Jahre eine Affäre hatte, ein Verfahren gegen ihn angestrengt hat, gerät das Wertesystem der Ich-Erzählerin ins Wanken: Ihre Studentinnen und ihre Tochter fordern sie auf, sich zu trennen, die Fakultät möchte sie beurlauben. In dieser Situation trifft sie Vladimir Vladinski - ein 20 Jahre jüngerer Kollege und gefeierter Romanautor - und entwickelt für ihn eine folgenschwere Obsession.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Feinstebuecher

    Die Protagonistin dieses Romans ist Ende 50 und geht ihrer Arbeit als Literaturprofessorin mehr oder weniger gerne nach. Doch dann wird ein Verfahren gegen ihren Mann, der am gleichen College lehrt, eingeleitet, da dieser in der Vergangenheit immer wieder Affären mit Studentinnen hatte. Dies hat enormen Einfluss auf das Leben der beiden. Und als wäre dies nicht genug, beginnt sie eine Obsession für ihren deutlich jüngeren Kollegen Vladimir zu entwickeln. Ihr Verhalten wird immer ungesünder, vor allem für sie selbst. Beim Lesen erfahren wir viel über ihr bisheriges Leben und ihr Hadern mit dem Älterwerden. So geht es zum Beispiel auch viel um die Ansichten junger Frauen in ihren früheren Jahren und derer heute. Die Themen Frausein, Erwartungen an Frauen, Fremd- und Selbstwahrnehmung spielen eine zentrale Rolle und haben die Lektüre für mich besonders spannend gemacht. Die Geschichte selbst fand ich wirklich gut, doch die Erzählweise und der Einblick in die Gedanken der Protagonistin haben mich besonders gefesselt. Ein wirklich gelungener Debütroman!
  • Von: floskel

    2022 hat mich ein Buch besonders überrascht: „Vladimir“ von Julia May Jonas, da einen wilden Ritt durch ein breites Spektrum an modernen Themen (wie MeToo, Macht, Feminismus, Ehe und sexuelles Begehren) bietet. Damit ist „Vladimir“ aber nicht nur am Puls der Zeit, sondern dabei auch spritzig, humorvoll und moralisch – aber nicht moralisierend. Wir begleiten eine Frau Ende 50, die Autorin zweier mäßig erfolgreicher Romane, Literaturprofessorin sowie Ehefrau und Mutter ist. Ihr Mann John ist an demselben College wie sie tätig, die beiden führen eine offene Ehe und John hat immer mal wieder Affären mit Studentinnen. Als John jedoch – und später auch seine Frau, die Ich-Erzählerin – mit einer Reihe von Vorwürfen des (Macht-)Missbrauchs konfrontiert werden, die von (ehemaligen) Studentinnen geäußert werden, kommen Scham und Schuld(-zuweisungen) ins Spiel, die zu einer Reihe von komplizierten Dynamiken in ihrem Privatleben, aber auch ihrem Berufsleben führen. In dieser äußerst angespannten Situation trifft die Ich-Erzählerin auf den neuen jungen, erfolgreichen und attraktiven Kollegen Vladimir Vladinski und verfällt ihm zugleich. Die Anziehung entwickelt sich immer mehr zur Obsession. Tatsächlich galoppiert die Handlung irgendwann ein wenig davon, die Ereignisse überschlagen sich regelrecht; einige von euch hier auf #bookstagram hat das gestört – für mich hat es sich aber nicht nur stimmig und glaubwürdig angefühlt, mehr noch: es war angenehm überraschend, stimulierend und packend. „Vladimir“ ist für mich somit ein moderner, äußerst erfrischender, politischer und unterhaltsamer Roman.
  • Von: Kalliopeia

    Leute, ich habe Redebedarf. Habt ihr schon »Vladimir« von Julia May Jonas gelesen? Wenn ja, was sagt ihr dazu? Besonders zu dem Ende? Ich fand es ja mega spannend und habe es in den letzten paar Tagen inhaliert. Schon mal ein gutes Zeichen. Jedoch hätte ich irgendwie mit einem anderen Ende gerechnet, vielleicht auch gehofft. Aber jetzt frage ich mich, ist es so realistischer und damit vielleicht auch besser? Puh. Aber mal von vorne: Den Namen der Hauptprotagonistin, aus deren Perspektive der Roman geschrieben ist, kennen wir nicht. Sie ist 58 Jahre alt und Professorin an der Uni. Ihr Mann, John, ist ebenfalls Professor an der gleichen Uni. Die beiden haben eine Tochter, die bereits erwachsen und Anwältin ist. Sie führen seit jeher eine offene Ehe, wobei John hauptsächlich Affären mit seinen um die 20-jährigen Studentinnen hat. Sieben von ihnen haben sich nun zusammen geschlossen und eine eidesstattliche Erklärung abgegeben, die an eine Petition angehangen wurde, die Johns Entlassung fordert und woraufhin die Uni ein Verfahren gegen ihn eingeleitet hat. Die Hauptprotagonistin findet sich zwischen Mitleidsbekundungen, die sie bescheuert findet und später, da sie sich nicht von ihm scheiden lässt, Rücktrittsaufforderungen wieder. Sie selber erkennt Johns Schuld nicht an und ist der Meinung, die Frauen seien alt genug gewesen, sie haben die Entscheidung, mit John zu schlafen, eigens getroffen, früher war das auch kein Problem. Sie findet, die Frauen sprechen sich damit ihre Mündigkeit selbst ab. Dabei wird klar, dass sie auch ein Opfer des patriarchalen Systems ist. Sie erwähnt beiläufig, dass John sie einmal (nur dieses eine Mal) geschlagen hat. Sie erzählt von ihren ersten sexuellen Erfahrungen als 14-jährige mit dem 30-jährigen Kollegen ihrer Mutter. Etwas an das sie sich nur voller Scham zurückerinnert, Scham vor sich selbst. Dass ihr Unrecht widerfahren ist, kommt ihr dabei nicht in den Sinn. Zudem steckt sie in zwanghaften Gedanken über ihr Aussehen fest. Ihre größte Angst ist alt, bzw. ihrem Alter entsprechend, auszusehen. Diese Gedankengänge spitzen sich immer weiter zu, als sie Vladimir, den neuen Juniorprofessor an der Uni, kennenlernt und ihn als den vollkommenen Mann idealisiert. Sie verliert sich in Tagträumereien und Sexfantasien. Zwischen alldem ist sie aber unglaublich lustig und in anderen Situationen auch wieder super reflektiert und aufmerksam über den in der Gesellschaft herrschenden Sexismus. Meine Sympathie ihr gegenüber war sehr wechselhaft, doch abschließend finde ich es hauptsächlich beeindruckend, wie die Autorin es geschafft hat, einen so komplexen und echten Charakter zu zeichnen. Kleiner Spoiler: Wer hier auf ein Happy End bzw. Aufklärung hofft, wartet vergeblich. Es gibt lediglich ein End.
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