Es gibt Bücher die machen mich glücklich, nur alleine wenn ich sie anschaue, wenn ich weiß, dass sie mir gehören, in der Gewissheit lebe sie jederzeit lesen zu können. Einmal, zweimal und immer wieder. „Weihnachten in Prag“ von Jaroslav Rudis ist so ein Buch. Schon alleine die Haptik ist ein Genuss, dazu die Illustrationen von Jaromir 99 und natürlich der Text.
Jaroslav Rudis kommt am heiligen Abend mit dem Zug in Prag an, um den Weihnachtsabend mit seinen Freunden zu verbringen. Er ruft sie an. Keiner meldet sich. Jaroslav erinnert sich, wie er als Kind auf dem Prager Hauptbahnhof verloren ging, wie sein Vater ihn damals suchte. Die Geschichte ist durchzogen von Erinnerungen an das Prag von früher, während der Leser durch das Prag von heute spaziert. Dabei in verschiedenen Kneipen einkehrt, zusammen mit Jaroslav und Menschen begegnet. Einem Mann der Kavka heißt, aber Kafka genannt wird und immer am heiligen Abend leuchtet, dem König von Prag, einer Italienerin, die ihre große Liebe verloren hat. Ich hatte das Gefühl, dass all diese Menschen ein Hauch von Einsamkeit umweht, wie sie alleine und dann zusammen durch Prag ziehen. Und sie kamen mir surreal vor. Vielleicht ist „Weihnachten in Prag“ auch so etwas wie ein modernen Weihnachtsmärchen, dass uns mitnimmt auf eine kurze, aber intensive Reise. So begegnen wir auf dieser Reise auch Karpfen in Gurkengläsern, die vielleicht einmal Dichter waren und Ertrunkenen, die vielleicht noch leben.
Wer schon einmal in Prag war, wird in dieser Geschichte das Flair Prags nacherleben können, die Historie spüren, die Gegenwart und das vielleicht auch das Wunderbare.
Die Illustrationen runden das Leseerlebnis ab, begleiten und intensivieren es. So kann man dieses Büchlein nicht nur lesen, sondern auch einfach nur durchblättern und sich an den Illustrationen erfreuen.
Ich hatte mir vorgenommen dieses Büchlein am 1. Advent zu lesen und es auch geschafft. Draußen schneite es, ich saß eingekuschelt in eine Decke auf dem Sofa, trank Tee, aß Stollen und reiste nach Prag. Niemand störte, niemand wollte etwas von mir, nur ich und dieses Büchlein. Perfekt. Und wieder einmal habe ich gemerkt, wie tröstend Literatur, wie intensiv eine literarische Reise sein kann, wie beruhigend es alleine ist, ein Buch in den Händen zu halten. Und dann noch so ein wundervolles Buch. Vielleicht wird es für mich ein Ritual werden, dieses Büchlein von nun an, an jedem ersten Advent zu lesen. Ein Ritual ganz für mich alleine. Ich fände es schön, denn ich mag Rituale und literarische Rituale um so mehr.
„Weihnachten in Prag“ ist ein schönes Geschenk und vielleicht auch ein Buch, dass man sich nicht unbedingt alleine kauft. Man nimmt es vielleicht in einem Buchladen in die Hand, blättert darin herum, findet es ansprechend und legt es dann doch wieder zurück. Warum sich also nicht selber beschenken, nicht darauf warten, dass jemand auf die Idee kommt, es einem zu schenken.
In diesem Sinne wünsche ich euch eine entspannte Adventszeit und denkt vielleicht auch einmal daran, dass diese Zeit nicht für jeden Menschen nur schön und harmonisch ist, dass es Menschen gibt, die keine angenehmen Kindheitserinnerungen an die Adventszeit und Weihnachten haben, dass für viele Menschen diese Zeit mit Trauer und Verlust zusammenhängt, ja die sogar erleichtert sind, wenn diese Zeit wieder einmal hinter ihnen liegt. Macht euch keinen Weihnachtsstress und bleibt oder werdet gesund.
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