Zeit der Schuld von Deepti Kapoor

Deepti Kapoor Zeit der Schuld

Geboren in einem kleinen Dorf im nördlichen Indien wird Ajay als Kind seiner Familie entrissen und an ein kinderloses Ehepaar verkauft. Von früh bis spät arbeitet er in der Landwirtschaft des Ehepaars, er lernt lesen und schreiben, lernt zu beobachten – und er lernt zu dienen.

Als sein Dienstherr stirbt, findet Ajay Arbeit in einem Café – und dort macht er eine schicksalsweisende Bekanntschaft: Sunny Wadia, Abkömmling des einflussreichen Wadia-Clans, verbringt dort mit seinen Freunden das Wochenende.

Ajay wird Sunnys rechte Hand und nicht nur in die politischen Machenschaften der Wadias, sondern auch in die verbotene Liebesbeziehung zwischen Sunny und der Journalistin Neda hineingezogen. Er würde für Sunny alles tun - ohne zu ahnen, dass sein größter Loyalitätsbeweis Sunny, Neda und ihn selbst in eine Spirale der Gewalt verstricken wird ...

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Gedankenlabor

    >>Niemand bekommt es je zurück. Das Leben entflieht einem einfach nur. Es kommt nie zurück, wie sehr man sich auch bemüht, wie sehr man sich das auch wünscht. Das sollte man begreifen. Man muss sich anpassen oder sterben.<< "Zeit der Schuld" von Deepti Kapoor, aus dem Englischen von Astrid Finke übersetzt, ist das erste Buch in diesem Jahr, das mich sehr aus der Komfortzone geholt und bewegt hat! Wir begleiten hier den Jungen Ajay, der als Kind verkauft wird und begleiten ihn auf seinem Weg und seinem Werdegang als "Diener" der indischen Clans... Thematisch ist schon klar, denke ich, dass es keine leichte Kost ist und der Einblick in sein Leben war für mich beim Lesen wirklich bedrückend, sehr bewegend und durch Deepti Kapoor's Art in kurzen Sätzen vieles wirklich gnadenlos auf den Punkt zu bringen ließ mein Herz oft klopfen. "Zeit der Schuld" ist zwar ein Roman, dennoch kann ich mir vorstellen, dass vieles innerhalb von kriminellen Clans etc. wirklich so ablaufen könnte und das macht es einfach noch bedrückender und rüttelt einen förmlich für die Grausamkeit die im Menschen liegt wach. Ajay als Charakter ging mir sehr nah, sein Weg schein so oft so ausweglos und immer wenn es Hoffnung gab, dann wurde diese jäh zertrümmert. Ob er es aus diesem Teufelskreis schafft und wie er seine Jahre verlebt, das müsst ihr selbst lesen. Wen die Thematik interessiert, dem kann ich das Buch sehr ans Herz legen! Für mein Empfinden hat Deepti Kapoor eine sehr kraftvolle Art diese Geschichte zu erzählen und in der Hauptrolle (zumindest für mich) mit Ajay einen Charakter, mit dem man eine sehr intensive Zeit beim Lesen dieses Buches verbringt.
  • Von: Sabine Ibing

    Der erste Satz: «Fünf Obdachlose liegen tot am Rande von Delhis Inner Ring Road.» Es beginnt mit einem schrecklichen Unfall in Delhi. Ein Raser überfährt mit seinem Mercedes fünf Obdachlose, die allesamt sterben. Ajay ist stockbetrunken gefahren, wird verurteilt, und er geht dafür ins Gefängnis. Doch saß Ajay am Steuer, oder jemand anderes, für den er den Kopf hinhält. Wenn ja, wer? Diese Frage durchzieht den gesamten Roman; und die Schlüsselszene wird gelöst. «Ja, er ist ein Dienstbote, ein Chauffeur, ein Fahrer, ein ‹Boy›. Eine wohlgenährte, stubenreine Version dessen, was da tot auf der Straße liegt. Und der Mercedes gehört ihm nicht. Man kann also mit ihm machen, was man will.» Ajay wird in einem kleinen Dorf im nördlichen Indien im Uttar Pradesh geboren, in einer Familie, die zur Kaste der Unberührbaren gehört, deren Job das Säubern der Trockentoiletten ist. Täglich schöpfen sie die Sch… aus. Die Latrinenputzer haben sogar Schutzpatrone. «Latrinenputzer, die mit Schiefer und Händen Sch… aus den Trockenklos der Dörfler kratzen.» Eigentlich sind heute in Indien diese Toiletten verboten, doch in der Realität hat sich hierzu und zum Kastensystem nicht viel geändert. Es sind die rechlosesten Menschen in Indien. Eines Tages hat Ajay die Ziege der Familie nicht ordentlich angebunden, die sich darauf im Nachbargarten genüsslich zu schaffen macht. Sein Vater wird vom Nachbarn halb zu Tode geprügelt, worauf die Mutter wütend den achtjährigen Ajay an einen wohlhabenden Bauern verkauft. Ein Sklave von nun an, immerhin sehr freundlich gehalten, und er lernt in dieser Familie Lesen und Schreiben, erreicht ein wenig Bildung. Als der Bauer nach Jahren verstirbt, ist Ajay frei und bekommt in einem Café im Touristengebiet einen Job als Kellner. Hier lernt er Sunny Wadia kennen, der aus einer der angesehensten Familien Indiens stammt, ein charismatischer junger Mann, der in den Tag hinein lebt. Sunny gefällt der fleißige Ajay. Er nimmt ihn mit nach Deli, macht ihn zu seinem Assistenten, später, im Nahkampf ausgebildet, wird er sein Leibwächter. «Es war alles gelogen… ich liebe Schönheit. Ich möchte schöne Dinge schaffen. Aber das ist das Letzte, was die kapieren. Sie wollen, dass ich an der Oberfläche schön und innen völlig verdorben bin, so wie sie.» Sunny soll später die Geschäfte seines Vaters übernehmen, denn er ist der einzige Sohn. Aber er hasst den gewissenlosen Padron, der zwielichtige Geschäften macht, alles aus dem Weg räumt, was sich ihm entgegenstellt. So will Sunny nicht werden, träumt stattdessen von einer gerechten Gesellschaft und der Modernisierung der Slums mit modernen sauberen, hygienischen Häusern; Wohnungen,. die letztendlich diese Armen nicht bezahlen können. Sunny lehnt sich auf gegen die Härte des Vaters, der aus ihm einen Mann machen will, den Sohn für einen Waschlappen hält. Sunny verliebt sich in die Journalistin Neda, wünscht sich eine Zukunft mit ihr – auch das ein Traum, den sein Vater zertreten würde. Vielleicht einfach abhauen mit Neda, sein eigenes Ding aufziehen! Ein verschwenderischer Lebensstil im Rausch von Luxus, Gewissenlosigkeit, Alkohol und Drogen. Hier ist niemand gut – einige sind richtig böse, wobei manche Charaktere Opfer ihrer Verhältnisse sind. Neda und Sunny trennen sich, Sunny rutscht immer weiter in Drogen und Depression ab. Ajays Loyalität ist bedingungslos. Er muss ihn beschützen, vorbehaltlos! Er muss tun, was man ihm sagt. Das ist sein Job; rückhaltlos! Es gibt eine Reihe Nebengeschichten: Verbrechergeschichten, Misogynie, eine Tüte prallvoll mit Crime – Gewalt, die die auf Indiens Straßen herrscht. Der gesamtee Wadia-Clan ist so etwas wie ein indischer Mafia-Clan, und fast alle Familienmitglieder und wichtige Angestellte sind gnadenlose Gangster. Ajay als Hauptprotagonist, dazu Sunny und Nadia als Hauptpersonen dieser Geschichte, die uns die sozialen Verhältnisse in Indien schildern, die Machtstrukturen zwischen arm und reich und bitterarm, eine frauenfeindliche Gesellschaft im Kasten- und Klassendenken – Korruption von Politik und Wirtschaft, des gesamten Rechtssystems. Und es geht um Tradition und Moderne, Metropole und Land, extreme Gegensätze in Indien – und um Liebe und Verrat. Indische Literatur, spannend geschrieben, stilistisch beeindruckend mit einem Füllhorn von atmosphärischen Strängen und schuldigen Protagonist:innen. Caligula oder der Pate? Na eben so was auf Indisch. Zeit der Schuld ist der erste Teil einer Trilogie. Ich freue mich auf den nächsten Teil! Empfehlung! Diesen Noir-Thriller habe ich halb gelesen, halb gehört, dabei die ein oder andere Stelle doppelt genossen. Daher Buch und Hörbuch, die ich beide empfehlen kann.
  • Von: nil_liest

    Wie konnte dieses Buch in den Neuerscheinungen untergehen? Was ein tolles Buch, dass in keine Schublade passt, es steht Roman drauf, ist aber auch spannend, denn der Auftakt ist kriminell! Im Mittelpunkt stehen die drei Protagonisten Sunny Wadia, der Leibeigene Ajay und Sunnys Freundin Neda, die sich das barbarische Verhalten ihres Freundes nicht gutheißen kann. Sunny, der unerschöpflich Reiche Erbe eines indischen Imperiums rast in der Nacht mit seinem Mercedes über Menschen, die keine Bleibe haben und unter der Brücke hausen. Viele Tode und wer wird als Schuldiger deklariert? Sein Bediensteter Ajay. Schon hier schlägt die indischstämmige Autorin Deepti Kapoor die erste Brücke zwischen ganz unten und ganz oben. Sie zeigt uns die krasse Verteilung des Geldes über die Schichten und Kasten hinweg. Wie erbarmungslos die Oberschicht das Fußvolk behandelt. Die Autorin zeigt Missstände auf und verarbeitet spannend ihre Erfahrungen als Journalistin. Der Roman mit seinen gut 700 Seiten bezieht sich auf die Zeit von ca 1990 bis 2008. Das Buch wurde sehr gut aus dem Englischen ins Deutsche übertrage von Astrid Finke. Für Geografie-Liebhaber ist vorne auch eine kleine Karte abgedruckt um die Orte des Romans besser einordnen zu können. Ich kann es euch nur sehr ans Herz legen, wer sich für Indien und die sozialen Verhältnisse dort interessiert macht mit diesem Roman einen guten Fang!
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