Es war eine dieser personalisierten Werbungen, die mich auf die „Belleadaire-Academy“-Reihe aufmerksam gemacht hat. Eine Sportelite-Schule? Und dann auch noch Tennis? Her damit! Aber wie das so bei Werbung ist, scrollte ich weiter und vergaß dann irgendwann den Titel. Erst, als nun Band drei „Misfits“ herauskam, erinnerte ich mich wieder. Da aber jeder Reihenteil an sich abgeschlossen ist, dachte ich mir, beginne ich eben mit dem dritten Band. An sich war die Idee vielleicht nicht verkehrt. Aber leider hat mich „Misfits“ als Hörbuch doch über weite Strecken sehr enttäuscht und das lag vor allem an einem Punkt: der Synchronsprecherin.
Klappentext
Delphine Fleury galt schon immer als Ausnahmetalent im Turnen. Doch kaum jemand weiß, was sie aufgeben musste, um so stark und grazil zu wirken - und dass alles nur Fassade ist und sie in Wahrheit ihr eigenes Spiegelbild hasst. Covey Jenkins ist seit jeher fasziniert von der Schauspielerei. Für eine Rolle in einer Sportler-Biopic soll er einige Wochen an der Belladaire Academy trainieren, um seine Stunts zu perfektionieren. Delphine soll ihn dabei unterstützen. Schnell merkt Covey, dass es eigentlich Delphine ist, die Hilfe benötigt, um ihrem dunklen Geheimnis zu entfliehen - doch dafür muss er erst das Vertrauen der kühlen Schönheit gewinnen...
Meinung
Lese ich den Klappentext nun noch einmal, frage ich mich wirklich, warum der Funke nicht überspringen wollte. Sport, Liebesgeschichte und ernste Themen als Mix sprechen mich so sehr an. Doch leider hat „Belleadaire Academy – Misfits“ bei mir vor allem einen schwachen Eindruck hinterlassen.
Ich glaube, wir brauchen nicht wirklich über Logik zu sprechen, wenn man sich die Story etwas genauer ansieht. Und das stört mich tatsächlich auch gar nicht. Wenn das Setting schön ist, kann ich schnell vergessen, dass niemals ein Schauspieler an einer solchen Schule trainieren würde, um im Film mehr glänzen zu können. Oder dass die Schüler und Schülerinnen auf einer solchen Schule ja eigentlich die Elite ihrer Sportart sind und somit schon wirkliche Stars sein müssten. Aber das konnte ich in diesem Fall eben nicht vergessen. Denn irgendwie war mir vieles einfach zu unlogisch. Und weil mich die Chemie zwischen den beiden Protagonisten nicht richtig catchen wollte, bemerkte ich diese – in meinen Augen – Logikfehler eben doch. So waren viele Teile der Handlung für mich oberflächlich und viele Plottwists habe ich auch einfach nicht verstanden. Delphine macht sich unglaublich viele Sorgen, überhaupt in der Presse zu landen, und als sie dann aber eine Szene auf dem roten Teppich macht, ist das plötzlich gar kein Skandal in den Medien…Najaaaa….
Aber kommen wir mal zu den Charakteren. Delphine Fleury lebt für ihren Sport. Und sie ist großartig darin. So gut, dass sie auf Weltniveau turnt. Nur mit der Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit hat sie es nicht so. Da musste ich mich dann eben wirklich fragen: Jemand, der zu Weltmeisterschaften fährt, muss doch Interviews geben? Wie kann es sein, dass sie das nicht muss? Kann man sich dem in der realen Welt wirklich entziehen? Aber gut. Auf mich hat Delphine leider nie einen sympathischen Eindruck gemacht. Ich wusste nicht, wofür sie wirklich steht. Anders als das männliche Pendant, Covey. Der großspurige Schauspieler hat eine ganz wundervolle weiche Seite, die auch authentisch dargestellt wird. Ich mochte Covey nach einer Weile wirklich gern und mochte auch die Kapitel aus seiner Sicht viel lieber. Ich konnte verstehen, warum man mit ihm befreundet sein wollte – anders als bei Delphine. Dabei gibt es Menschen, die genau das wollen. Delphine lässt allerdings niemanden an sich heran. Lova und Nika (die beiden Protas der ersten beiden Bände) bemühen sich um Delphine und stehen ihr bei. Warum genau, kann ich leider nicht sagen. Und ehrlich gesagt konnte ich auch beide Mädels nicht wirklich voneinander unterscheiden, so unbedeutend sind ihre Rollen im Gesamtbild. Hat man die beiden Vorgänger gelesen, ist das sicher anders. Ich verband aber mit ihnen eben nichts. Das einzige, was ich wirklich loben muss und was super authentisch geschildert ist, ist Delphine Essstörung und ihr negatives Body-Image. Ich glaube sofort, dass die Elitesportwelt und vor allem Turnerinnen mit diesen Themen Probleme haben. Man empfindet sich selbst als zu dick und will immer dünner werden. Delphine hat ein krankhaftes Verhältnis zu Essen und wird in diesem Aspekt stark von ihrer Mutter beeinflusst. Nebenbei bemerkt ist sie der schlimmste Charakter des ganzen Buches. Da ich selbst Mutter bin, war ich so schockiert über ihr Verhalten, dass ich mich wirklich fragte, ob es solche Mütter gibt. Aber vermutlich ist das leider so. Zurück zur Problematik: Dieser Aspekt des Buches baut sich lange auf und wird immer wieder aufgegriffen. Das fand ich sehr logisch und hat mich auch wirklich bewegt. Ein solches Problem zu lösen, ist sicher alles andere als leicht! Dieser Handlungsstrang gefiel mir also sehr gut.
Auch die eigentliche Liebesgeschichte an sich fand ich nicht schlecht. Sie war vorhersehbar, ja. Aber eben auch ganz nett. Für mich war eben nur Covey derjenige, der sie trug, denn mit Delphine wurde ich einfach nicht warm. Möglicherweise lag das aber auch an einem anderen Punkt, den ich schon angesprochen habe: der Sprecherin.
Das hatte ich wirklich, wirklich noch nie. Ich höre viele Hörbücher und muss die Sprecher meistens loben. Die Verlage sind gut darin, authentische und passende Stimmen auszusuchen, die die Geschichte gut transportieren. Bei dem männlichen Part der Geschichte, der von Nicolás Artajo gesprochen wird, ist das auch gelungen! Er hat eine sehr angenehme Stimme, die toll zu Covey gepasst hat. Ich habe seine Betonung geliebt, denn er verleiht dem Charakter richtig Leben und damit verbundene Sympathie. Und genau das schafft die weibliche Stimme von Tanya Kahana absolut nicht. Schon die allerersten Sätze, als ich mit dem Hören begann, ließen mich absolut sprachlos zurück. Leider hat sich das auch in den nächsten zwölf Stunden nicht geändert. Sie liest VIEL zu langsam, völlig monoton und in manchen Szenen einfach nur stumpf. Letzteres tut sie leider auch bei den Sexszenen, was ihnen leider den gesamten Zauber nimmt. Das Ganze war dadurch ziemlich merkwürdig und gar nicht sexy. Jedes Mal, wenn wieder ein Kapitel aus Delphines Sicht kam, dachte ich, es würde besser werden. Aber das tat es nie. Mir tut es total leid, das so offen zu sagen, aber Kahana ist für mich eine Fehlbesetzung, die das Hörbuch wirklich um ein Vielfaches verschlechtert hat. Ist die Stimme nicht passend, leidet eben das gesamte Buch. Das war hier definitiv der Fall und das ist auch der Grund, warum ich die ganze Zeit über nicht in die Geschichte gefunden habe.
Fazit
So schön die Idee und das Setting sind, konnte „Belleadaire-Academy of Athletes– Misfits“ mich leider gar nicht abholen. Es gibt gute Handlungsstränge und auch einige interessante Charaktere. Die vorhersehbare und oberflächliche Geschichte war mir an vielen Stellen trotzdem zu viel. Am ausschlaggebendsten war aber leider die schlechte Sprecherin, die durch falsches Tempo und fehlende Betonung dafür sorgt, dass die Protagonistin blass und unsympathisch bleibt. Da kann dann auch der tolle männliche Sprecher nicht mehr viel retten. Insgesamt vergebe ich schwache drei Sterne.
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