Eine Odyssee von Daniel Mendelsohn

Daniel Mendelsohn Eine Odyssee

Eine berührende Vater-Sohn-Geschichte auf den Spuren des homerischen Epos

Als Jay Mendelsohn, pensionierter Mathematiker und 81 Jahre alt, eines Tages spontan beschließt, den Uni-Grundkurs seines Sohnes Daniel zum Thema „Odyssee“ zu besuchen, ahnen beide Männer nicht, dass dies der Beginn einer ganz eigenen Familien-Reise ist. Vater und Sohn folgen auf einer Schiffsroute den Spuren des homerischen Epos – und im Angesicht der eigenen Sterblichkeit überwinden sie ihr gegenseitiges Schweigen.

Ein 3000 Jahre alter Mythos behandelt all die Menschheitsthemen, die uns noch immer bewegen: Familie, Identität, Heimat. Und zugleich weist er einem Vater und einem Sohn den Weg, wieder zueinander zu finden.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Literatouristik

    Ein Buch voller Weisheiten und tiefgründiger Aussagen, das einen zum Nachdenken bringen kann und dabei immer wieder Parallelen zum weltbekannten Epos von Homer aufzeigt.
  • Von: Endlose Seiten

    Als ich zum ersten Mal »Eine Odyssee. Mein Vater, ein Epos und ich« von Daniel Mendelsohn in meinen Händen hielt, glaubte ich ungefähr zu wissen, was auf mich zukommen würde. Ich habe zwar die „Original“ - »Odyssee« von Homer nicht gelesen, nichtsdestotrotz habe ich vor einigen Jahren den Film »Die Fahrten des Odysseus« mit Kirk Douglas gesehen und erst vor kurzem das Videospiel »Assassin’s Creed Odyssey« beendet, die ebenfalls Homers Epos aufgreifen. So war ich erstaunt, dass Mendelsohns Buch viel mehr als nur eine weitere Interpretation von Homers Werk ist, denn es hat meine Erwartungen bei Weitem übertroffen. Zu Beginn lernt man die beiden Protagonisten Daniel und seinen Vater Jay Mendelsohn kennen. Schnell wird klar, dass Vater und Sohn nicht besonders gut miteinander auskommen und dass sie diesbezüglich einiges nachholen müssen. Als Jay beschließt an einem Uni-Kurs seines Sohnes teilzunehmen, lässt er keine Gelegenheit aus, Daniel zu kritisieren. Und Jay macht es Daniel wirklich nicht leicht, obwohl er sein Sohn ist. Diese schwierige Vater-Sohn-Beziehung ist eins der Schwerpunkte des Buches. Zwischendurch bezieht sich der Autor auf Homers »Odyssee«, die er sogar für Leute wie mich, die die „Original-Geschichte“ nicht kennen, verständlich herüberbringt. Er schafft es sogar, mein aufrichtiges Interesse dafür zu wecken, weshalb es nun auf meiner Wunschliste steht. „Manche Geschichten brauchen einfach ihre Zeit.“ – Zitat (Seite 214) Doch wer denkt, dass hier Homers »Odyssee« nacherzählt wird, irrt sich gewaltig. Die vielen Diskussionen um das Epos werden von persönlichen Geschichten sowohl aus Daniels als auch aus Jays Leben abgerundet. Dieser Aspekt macht den Inhalt lebendig und verflechtet ihn im Laufe der Geschichte immer mehr mit Homers Werk. Die scharfsinnigen und diskussionsreichen Dialoge sind mit der richtigen Portion Humor ausgeschmückt, sodass zu keinem Zeitpunkt Langeweile auftritt. Fazit Man lernt nicht nur viel über Homers »Odyssee«, sondern auch über Väter und deren Söhne. Ich denke, Mendelsohns Buch kann gelesen werden auch, ohne Homers Werk zu kennen (so wie ich), aber ich könnte mir trotzdem vorstellen, dass das Buch noch mehr Spaß machen würde, wenn man die „Original“ - »Odyssee« bereits kennt.
  • Von: Atalante

    „Die Odyssee selbst bewegt sich durch die Zeit in der gleichen gewundenen Weise, wie sich Odysseus durch den Raum bewegt.“ Wie die beiden zuvor besprochenen Bücher handelt es sich auch bei „Eine Odyssee“ von Daniel Mendelsohn um ein Vaterbuch. „Mein Vater, ein Epos und ich“, so der Untertitel, wurde jedoch nicht von mir gewählt, sondern von unserem Literaturkreis. Bereut habe ich es nicht, was ich nicht von jeder unserer Lektüren behaupten kann. Nicht nur mir, auch den anderen Teilnehmern, zumindest den Anwesenden, hat Mendelsohns „Odyssee“ sehr gut gefallen. Vordergründig erzählt der Altphilologe und Uni-Dozent Daniel Mendelsohn von einem Odyssee-Seminar und dem Wunsch seines Vaters Jay daran teilzunehmen. Im Laufe der Geschichte wird das Seminar für Vater und Sohn zum Anlass und Vehikel über Gemeinsames nachzudenken. Mit dem Epos als Schatzkarte gräbt Mendelsohn in der Vergangenheit und bringt Geschichten zu Tage, die er mit den Ereignissen der Odyssee in Verbindung bringt. Schon beim Aufbau seines Buchs dient ihm das Epos als Vorbild. Wie in diesem und anderen Epen der Antike steht zu Beginn das Proömium, welches die wichtigsten Ereignisse der nachfolgenden Handlung vorausschauend benennt. Wir erfahren von Mendelsohns Uni-Seminar, der Teilnahme des Vaters, dessen Weigerung Odysseus als Held zu betrachten, hören von dem aus einem Türblatt gebauten Bett, der Kreuzfahrt auf Odysseus' Spuren, die ausgerechnet um Ithaka einen Bogen macht, schließlich vom Sturz des Vaters, der letztendlich zu dessen Tod führt. Wenn man dies alles bereits zu Beginn erfährt, sollte man dann überhaupt noch die restlichen Seiten lesen? Unbedingt! Schließlich will man erfahren, wie dies alles geschieht und vor allem, wie es erzählt wird. Dies gilt für Mendelsohns „Odyssee“ und erst recht für das Original, dessen kunstvolle Erzählkonstruktion Mendelsohn nicht minder kunstvoll adaptiert. Es handelt sich um die Ringkomposition, eine in der antiken griechischen Literatur gepflegten Erzähltechnik. Eine Erzählung beginnt, schweift, um etwas zu erklären, auf eine zurückliegende Episode ab, wählt einen weiteren Umweg und vielleicht noch einen, um schließlich wieder zur eigentlichen Geschichte zurück zu kehren. Solche Assoziationsspiralen kennen wir aus dem Alltag, sie unterlaufen beim mündlichen Erzählen und führen bisweilen „vom Hölzchen aufs Stöckchen“. Mendelsohn hingegen kriegt immer die Kurve, er beherrscht dieses Konstruktionsprinzip perfekt. In diesen Kurven führt er uns durch sein Buch. Seine „Telemachie“ beispielsweise beginnt mit der Kindheitserinnerung des Vaters an den Lateinunterricht, greift dann mit einer Kreuzfahrt-Episode Künftiges vor, schwenkt auf ein weit zurückliegendes Gespräch, um erneut in der Vergangenheit des Vaters zu landen, die den Erzähler an Telemachos‘ Erstaunen über Menelaos‘ Palast erinnert, und mit einem erneuten Einschub führt sie schließlich wieder zum Lateinlehrer des Vaters. Doch die Leserin folgt nicht nur diesem Geflecht, das in der Analyse komplizierter klingt, als es zu lesen ist, sie sitzt auch im Seminar. Dort hört sie von den Ereignissen des Epos, folgt den Interpretationen des Dozenten und den Diskussionen mit den Studenten. Geschickt bindet Mendelsohn dabei Philologisches ein. Die verschiedenen Theorien zur Entstehung des Epos, aus einem Guss oder ein Konglomerat, fehlen ebenso wenig wie die Fragen zur Identität seines Verfassers, war Homer einer oder viele. Es wird ein wenig konjugiert, sogar eine Seite in altgriechischer Schrift fehlt nicht. Erhellend sind Mendelsohns Wortanalysen. Wer weiß schon, daß Odysseus‘ schlaue Wahl des Namens „Niemand“, die ihn aus der Kyklopen-Höhle entkommen lässt, im Original durch doppelte Doppeldeutigkeit an Raffinesse übertroffen wird? Die Diskussionen mit den Studenten, unter denen Vater Jay als besonders kritisch hervortritt, verlaufen anders als es Dozent Mendelsohn plant. Es tauchen unerwartete Fragen auf. Ist Odysseus ein Held, wenn er unablässig die Hilfe der Götter erhält? Hofft Telemachos unbewusst auf den Tod seines Vaters? Und sind all‘ die Abenteuer, die Odysseus den Phaiaken berichtet, nichts anderes als Lügengeschichten? Gerade die letzte Frage erzeugt beim Blick auf das stete Hin- und Herschwenken zwischen den Erzählebenen, eine Frage an Mendelsohns „Odyssee“. Ist die Geschichte, die der Autor uns von einem Reisebegleiter der Kreuzfahrt berichtet, nicht auch eine erfundene? „Niemand wird dir glauben“, lautet jedenfalls Jays Prophezeiung. Die Erfahrungen im Seminar stellen Mendelsohns Herangehensweise an das Epos ebenso in Frage, wie seine Sicht auf den Vater. So wie seine Studenten ihm neue Blickweisen auf die Odyssee vermitteln, lehrt die Odyssee ihn neue Facetten des Vaters. Diese werden während der Kreuzfahrt ganz real greifbar. Bisweilen werden die alten Konflikte zwischen Vater und Sohn ein wenig melodramatisch geklärt. Dies sei meine einzige Kritik an dem Buch, das für mich tatsächlich die Entdeckung des Jahres ist. Es motivierte mich, die Odyssee zu hören, einen meiner Literaturkreis-Kollegen sogar seine Ehe auf Homophrosyne abzuklopfen. So wird Daniel Mendelsohn, indem er in seiner „Odyssee“ von Vätern und Söhnen, von Lehrern und Schülern erzählt, auf unterhaltsame Weise zum Lehrer seiner Leser.
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