HIGHLIGHT
Zeitreisen- was es bedeutet mit den Konsequenzen der Vergangenheit leben zu müssen und deshalb die Verantwortung der Zukunft zu tragen.
+ wundervolle Charaktere, plausible wissenschaftliche Grundlagen zum Zeitreisen, unfassbar viel Spaß beim Lesen, Spannung & Twists, Lust auf mehr!
-(fehlende) Eingriffe der Regierung etwas unrealistisch, erschütternder und alles verändernder Plottwist für mich leider vorhersehbar :(
Der Grundkonflikt des Buches ist genial: was wäre, wenn Zeitreisen möglich wären und man allen Zeitparadoxa zuwider die Vergangenheit und somit die Zukunft ändern könnte? Was wäre, wenn man mit einem Eingriff in der Zeit die Welt und Tausende von Menschenleben retten könnte? Tja, was wäre wenn… Denn der Wissenschaftler, der all dies möglich machen würde ist spurlos verschwunden.
2077: Die Menschen in Seattle sind nach wiederholten verheerenden Erdbeben und den darauffolgenden Tsunamis in einer Geisterstadt gefangen. Die Stadt ist überschwemmt und versinkt in Wasser, nur noch bewohnt von toten Bäumen und sich fürchtenden Menschen. Die Landesgrenzen wurden verschoben, die Regierung ist mit dem Zustand überfordert. Die Menschen kämpfen ums Überleben und in der nun gesetzlosen Zone hat sich eine skrupellose Gang breitgemacht… die Antagonisten dieser Geschichte, genannt Black Cirkus. "Die Vergangenheit gehört uns"- so fordern sie dazu auf mit Zeitreisen die Vergangenheit ungeschehen zu machen.
Das dies nicht so einfach möglich ist, ist dem Love Interest dieser Geschichte mehr als nur bewusst. Ash, der dem Team des verschwundenen Professors angehört hatte, sucht vergeblich nach seinem ehemaligen Mentor und ist dabei gleichzeitig mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert. Bei einer seiner vergeblichen Suchen in der Vergangenheit trifft er auf Dorothy- unsere Protagonistin.
Sie stammt aus dem Jahr 1913 und könnte nicht gerissener und vielseitiger sein. Ich habe sie wahrhaftig geliebt, weil naja drei Fakten zu dieser Dame: sie flieht von ihrer eigenen Hochzeit im Brautkleid in die Zukunft, stürzt sich nicht einmal 24 h später freiwillig aus dem 8. Stock eines Hochhauses und erlebt anschließend das wildeste Zeitreiseabenteuer, das man sich nur denken kann. Dabei bleibt sie nach außen hin gelassen, weil andere sie brauchen, während ihre eigene Welt in so viele Teile zusammengebrochen ist, sodass sie nur noch in Pulverform existieren kann. Dorothy erhält als Protagonistin außerdem meinen größten Respekt, weil sie sich nicht blindlings in eine Romanze stürzt, sondern abwartet und beobachtet. Auch ihr Konflikt gefällt mir unheimlich gut: es geht ihr darum, nicht nur auf ihre Schönheit reduziert zu werden und mehr zu SEIN als das- "schön". Durch ihre Reise in die Zukunft wird ihr ebenfalls das erste Mal so wirklich bewusst, was ihr in ihrer mickrigen Lebenszeit von 16 Jahren gefehlt hat: Vertrauen. Das Bedürfnis wirklich Teil eines Teams sein zu dürfen treibt sie durch die gesamte Geschichte und macht es erst möglich, dass sie sich in dem verwirrenden Abenteuer in der Suche nach dem Professor an der Seite seines alten Teams wiederfindet.
Dieses Team besteht aus 4 sehr vielseitigen Charakteren, die ich nicht nur wirklich liebevoll und glaubwürdig gezeichnet finde, sondern die für die Geschichte auch wirklich Sinn ergeben. Es gibt in meinen Augen nichts schöneres als das Gefühl, dass das, was man liest, auch wirklich plausibel ist und nicht willkürlich niedergeschrieben wurde. Die Nebencharaktere haben alle ihre Daseinsberechtigung und lassen einen guten Einblick in ihre Gedankenwelt zu, obwohl das Buch im Grunde genommen nur aus drei Perspektiven geschrieben ist. Die erste gehört der Protagonistin Dorothy, auf der Suche nach wahrer Zugehörigkeit, die Zweite dem Love Interest Ash auf der verzweifelten Suche nach dem Professor während er mit seiner eigenen Sterblichkeit konfrontiert wird, die Dritte gehört dem Professor selbst. Jedenfalls so halb. Das Buch würde ohne seine Perspektive tatsächlich auch Sinn ergeben, in meinen Augen sind seine Kapitel aber eine absolute Bereicherung für dieses Werk. Es handelt sich nämlich um Tagebucheinträge, die näheren Aufschluss übers Zeitreisen, die Vergangenheit und naturwissenschaftliche Gegebenheiten bieten.
Der Schreibstil war im Allgemeinen sehr flüssig, schlicht und kaum annotierungswürdig (keine Kritik, nur eine Bemerkung am Rande), in meinen Augen zeugte er aber durchgehend von einer sehr talentierten Autorin, die viel von ihrem Handwerk, also dem wie, versteht. Ab Seite 200 konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, was wirklich für den Spannungsaufbau spricht. Noch viel wichtiger ist aber das "was" und ich bin wirklich positiv überrascht, wie viel Aufschluss dieser Roman in einem Band einer Trilogie gibt, wie viel er schon verrät und gleichzeitig auch nicht. Nach dem Beenden dieses Buches war ich unfassbar glücklich, elektrisiert von dem grandiosen Finale und gleichzeitig auch erschüttert weil ich nun die Folgebände sofort benötige. Sofort!
Der durchgehende Scharfsinn der Autorin und der einzelnen Charaktere hat mich allerdings sehr aufmerksam werden lassen- Verrat und Betrug sind tatsächlich ein weiterer grundlegender Aspekt dieses Werkes. Kein Wunder, schließlich ist Protagonistin Dorothy leidenschaftliche Diebin und durch ihre Mutter Teil eines nicht wirklich erfüllenden Trickbetrügerduos. (Falls jemand Beautiful Liars und Calliope kennt, die Dynamik ist vergleichbar) Durch meine erhöhte Aufmerksamkeit kam es bedauerlicherweise dazu, dass ich mir schon ab Seite 100 von 460 Gedanken um den möglichen Plottwist gemacht habe. Lange Zeit wurde ich nicht bestätigt, was in Ordnung ist. Ich habe meine Vermutung fallen lassen. Doch im letzten Kapitel: bäm. Ich war wirklich baff, habe rumgeschrien weil der Twist tatsächlich genial ist und die gesamte zukünftige Handlung komplett auf den Kopf stellt und vermutlich dafür sorgen wird, dass die Folgebände noch besser sein könnten als der Auftakt. Ich habe mich aber auch ein wenig geärgert… weil ich mich mal wieder quasi selber gespoilert habe. Ich bin mir aber ziemlich sicher, dass es den meisten Lesern nicht so wie mir ergehen wird: der Twist ist wirklich gut versteckt, am Ende sehr plausibel und auch nicht unglaubwürdig, da es genügend Futter gibt, damit der Twist auch nicht aus dem Nichts gibt.
Nur ich habe leider diese Krankheit, dass ich nach dem Klappentext teilweise schon den Twist ahne (Midnight Chronicles) oder bei der Einführung gewisser Charaktere direkt weiß, was sie für eine Funktion erfüllen (Throne of Glass). Und obwohl ich so aufmerksam war und den wohl größten Twist vor Enthüllung wusste, hat es das Buch durchgehend geschafft mich zu überraschen, zu erstaunen und mir eine spannende Handlung zu liefern. Das einzige, was mir bislang noch fehlt ist die plausible Erklärung dafür, weshalb die Regierung in dieser zukünftigen Welt einen Teil seiner Welt einfach hilflos zurücklässt. Katastrophen hin oder her, das ist in meinen Augen bislang noch zu grundlagenlos aufgearbeitet worden. Ebenfalls finde ich das fehlende Interesse der Regierung an Zeitreisen etwas unglaubwürdig. Jedenfalls würde ich behaupten, dass das Interesse über die Landesgrenzen hinaus gigantisch sein müsste und das Thema wurde bislang noch nicht einmal angekratzt. Dafür wird aber wohl noch genügend Zeit in den kommenden Büchern sein- hoffe ich jedenfalls.
Mein Fazit: wow. Das Buch war wundervoll und ich will mehr von Dorothy, Zeitreisen, dem Black Cirkus und der Gerissenheit dieser Autorin lesen. Ich empfehle dieses Buch jedem, der Interesse an dystopisch angehauchten Geschichten hat und gerne in Zeitreisen eingeführt werden möchte- für Zeitreisefans führt hier nämlich überhaupt kein Weg vorbei. Hiermit bedanke ich mich auch beim @bloggerportal und bei @hey_reader für dieses tolle Rezensionsexemplar! Immer wieder eine Bereicherung für mein Bücherregal.
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