Der Ernährungskompass ist wahrscheinlich im letzten Jahr an niemandem unbemerkt vorbeigegangen, behandelt er doch ein Thema welches in der heutigen Zeit kaum beliebter sein könnte: die gesunde Ernährung und die zahlreichen Mythen, die sich darum ranken.
Um ehrlich zu sein, hatte ich eigentlich längst schon genug von diesem Thema. Scheinbar kannte jeder das Allheilmittel. Ich könnte kaum eine Diät nennen, die niemand in meinem Umfeld bisher ausprobiert hat: Low-Carb/High Fat, High Protein, Low-Fat, Paleo, vegetarisch,vegan, pescetarisch, gluten- und/oder laktosefrei, weizenfrei, Heilfasten, Intervallfasten, Kalorienzählen, zuckerreduziert…alles schon gehört und natürlich ist jede dieser Ernährungsformen DIE EINZIG WAHRE…bis man dann eine neue ausprobiert…ich konnte es wirklich nicht mehr hören.
Ich denke, dass ich mich immer einigermaßen gesund ernährt habe (die McDonalds-Phase im Abi-Jahr, als wir alle endlich unseren Führerschein hatten und den natürlich irgendwie nutzen mussten – wo fahren wir hin? Mäcces?! – mal ausgenommen). Ich höre meistens auf meinen Körper, esse das, worauf ich Hunger habe und fahre damit – wenn er nicht gerade sagt: iss die ganze Tafel Schokolade! – glaube ich auch ganz gut.
Der Grund weshalb ich dieses Buch dann dennoch unbedingt lesen wollte, war der, dass Bas Kast behauptet, damit endlich mal mit den abertausenden Ernährungsmythen aufzuräumen, indem er sämtliche wissenschaftlichen Studien auswertet und vergleicht. Klingt nach einer richtigen Sisyphus-Arbeit, denn wenn man die Diätfanatiker so reden hört, scheint es ja für alle Ernährungsformen, geeignete wissenschaftliche Erkenntnisse zu geben, die diese stützen…
Aber genau da setzt der Autor an und sagt ganz einfach: Die EINE richtige Ernährungsform gibt es nicht. Und alleine damit ist Der Ernährungskompass schonmal etwas ganz anderes, als die meisten anderen Ernährungsbibeln. Ich sah darin eine Chance den Ernährungswissenschafts-Laien endlich mehr als nur ein Augenrollen entgegenbringen zu können: echte Argumente!
Das Buch ist sehr strukturiert aufgebaut. Zunächst erklärt der Autor, was ihn dazu verleitet hat, dieses Buch zu schreiben: Der sportliche Typ, der sich nie viel um seine Ernährung scherte, verspürte plötzlich bei seinem regelmäßigen Lauftraining ein starkes Herzstolpern und konnte als einzigen Grund dafür seine wirklich schlechte Ernährung ausmachen…und da fing er an zu recherchieren – er arbeitet übringens als Wissenschaftsjournalist!
Auf diese kurze Einleitung folgt dann die intensive Auseinandersetzung mit den drei Hauptnährstoffen: Proteine, Kolenhydrate, Fette. Die ja für sich genommen alle schonmal in irgendeiner Diät entweder verteufelt oder hochgelobt wurden.
Er geht jedoch anders heran, erklärt, die Funktionsweise, dieser Nährstoffe, was sie in unserem Körper machen, in welchen verschiedenen Formen sie in welchen Lebensmitteln vorkommen und was diese verschiedenen Formen wiederum ausmachen.
Ziemlich schnell stellt sich heraus, es kommt nicht darauf an, welche dieser Nährstoffe wir vorwiegend zu uns nehmen, sondern in welcher Form!
Dabei stehen immer die Fragen Wie nehme ich am besten ab? aber vor allem Was ist für mich gesund? also Was beugt vor allem den Altersleiden Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes, Krebs, Alzheimer und weiteren vor, wirkt also verjüngend auf den Körper? im Fokus.
Die gängigsten Diäten zieht Kast dabei immer wieder heran und erklärt, was daran richtig, was aber auch mit Vorsicht zu genießen ist. Denn – und das hebt er immer wieder hervor – jeder Körper ist anders und braucht entsprechend unterschiedliche Diäten. Man muss also ausprobieren und auf den eigenen Körper hören.
Obwohl alles, was der Autor zusammengetragen hat zum Teil sehr wissenschaftlich erläutert wird und zudem durchweg sehr fundiert erscheint (die Quellennnachweise alleine machen die letzten 30 Seiten des Buches aus – wer Lust hat, kann sich also noch deutlich intensiver einlesen!) ist das Buch sehr anschaulich und verständlich geschrieben. Einige besonders wichtige Erkenntnisse werden in Schaubildern dargestellt, die wiederum sehr gut erklärt sind. Zudem lässt sich das Buch trotz seiner wissenschaftlichen Thematik sehr leicht und flüssig lesen und macht zudem durch Kasts lockeren Schreibstil und die Tatsache, dass eben auf teils lustige Weise mit den sich nicht selten vollkommen widersprechenden Ernährungsmythen aufgeräumt wird, einfach Spaß.
Nach der eingehenden Untersuchung der Hauptnährstoffe geht Kast noch auf den Sinn von Vitaminpillen zur Nahrungsergänzung und das richtige Timing des Essens ein und rundet damit seinen allumfassenden Ernährungskompass ab.
Besonders gut hat mir gefallen, dass es am Ende jedes Kapitels eine kurze Zusammenfassung gibt, die dem Leser nochmal auf ein bis zwei Seiten das Wichtigste vor Augen führt. Zu den Hauptnährstoffen hat Kast zudem jeweils eine Kompassnadel entworfen, auf der die Lebensmittel, die besonders reich an dem jeweiligen Nährstoff sind von schützend bis schädigend aufgelistet sind. Am Ende des Buches fasst der Autor dann nochmal seine 12 wichtigsten Ernährungstipps kurz und knapp zusammen.
Der Ernährungskompass gibt dem Leser somit eine ziemlich fundierte und erstaunlich einfache Grundlage, sich möglichst gesund zu Ernähren. In den letzten Wochen habe ich angefangen meine Ernährung dementsprechend etwas anzupassen und gemerkt, dass es mir im Gegensatz zu den sonst so starren Diätregeln, gar nicht schwerfällt. Obwohl ich mich darin bestätigt gefühlt habe, dass meine Ernährung sowieso schon gar nicht sooo schlecht ist, gab es dennoch einige Überraschungen und Aha-Momente für mich. Zudem war es besonders interessant, Hintergundwissen dazu zu bekommen, warum denn nun ein Lebensmittel besonders gesund oder besonders schädlich ist. Meine Liebe zu Joghurt, Nüssen, Hülsenfrüchten und Vollkornbrot aber auch zu Kaffee und dunkler Schokolade (wer hätte das gedacht!) kann ich jetzt sogar wissenschaftlich stützen!
Ich kann wirklich nur eine klare Leseempfehlung aussprechen, sowohl für diejenigen, die sich wie ich eher vom Thema genervt fühlen, als auch – oder vor allem – für jene, die meinen, mit ihren tausenden Diätversuchen, alles sowieso schon hundertprozentig richtig zu machen.
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