Der Untergang der "Wager" von David Grann

David Grann Der Untergang der "Wager"

*Wochenlang auf Platz 1 der New-York-Times-Bestsellerliste
*Eines von Barack Obamas »Favorite Books of 2023«
*Auf der Longlist für den Baillie Gifford Prize für Non-Fiction 2023
*Vielfaches Buch des Jahres
*In 25 Sprachen übersetzt

»Die größte Seefahrtsgeschichte, die je erzählt wurde.« The Spectator

»Ein spannender Bericht … dramatisch und fesselnd.« The Economist

»Liest sich wie ein Thriller.« Time Magazine

Januar 1742. Ein windschiefes Segelboot strandet an der Küste Brasiliens, an Bord 30 Männer, die einzigen Überlebenden des königlichen Eroberungsschiffs »The Wager«, das in einem Sturm zerschellt ist. Sechs Monate später: Drei Schiffbrüchige werden in Chile an Land gespült und erklären die 30 Männer zu Meuterern, die skrupellos gemordet hätten … Wer lügt, wer sagt die Wahrheit? Das soll ein britisches Kriegsgericht entscheiden. Es geht um Leben oder Tod. David Grann spinnt aus dem Archivmaterial eines historischen Kriminalfalls eine packende und atmosphärisch dichte Abenteuererzählung. Schuld und Unschuld, Treue und Verrat liegen eng beieinander, und am Ende kommt eine schockierende Wahrheit zutage …

In hochwertiger Ausstattung mit Bildteilen, Karten und Lesebändchen

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Textopfer

    Welche Grenzen würden wir überschreiten? Wenn nicht noch etwas sensationelles passiert in diesem Jahr, dann kann ich an dieser Stelle behauten, dass ich mein Sachbuch 2024 gerade abgeschlossen habe. Schon nach der Vorstellung (und Begeisterung) von Denis Scheck, dessen Meinung ich oft so gut nachvollziehen kann – war mir klar - dass „Der Untergang der Wager“ ein mehr als passendes Buch für mich sein würde. Nun, nachdem ich das Buch in ca. 5 Tagen „durchgesuchtet“ habe, sitze ich hier und würde es am liebsten sofort noch einmal von vorne beginnen. Es gibt Geschichten, die sich kein Drehbuchautor erdenken könnte – es gib Geschichten, die nur das Leben, Zufall, Gott oder was es ist, schreiben kann (das dachte wohl auch Martin Scorsese, der das Buch als Film mit Leonardo DiCaprio im nächsten Jahr in die Kinos bringen wird). Hätte ein Drehbuchautor dies erdacht, so hätte er schwarz-weiß, vielleicht etwas grau schattierte Charaktere entworfen. In diesem Buch aber ist die gesamte Vielfalt menschlicher, zeitweise in sich widersprüchlicher, Charakter und ihrer Reaktionen, die sich in den Extremsituationen des Lebens nicht mehr verstecken lässt, so wunderbar klar. Es ging um Leben und Tod für die Besatzung der Wager! Wie würden wir reagieren? Wo wären unsere Grenzen? Welche würden wir überschreiten? Würden wir meutern gegen die Macht? Würden wir töten? Eine dramatische Geschichte von Lüge, Verrat, Meuterei, Zufällen und menschlichen Schwächen und vor allem ein Kampf für jeden einzelnen ums Überleben. Für die, die Menschen verstehen und über Menschen lernen wollen! David Grann hat ein fast übermenschliches Werk geschaffen, in dem er fabelhaft akribisch und umfassend recherchiert hat und uns nicht nur ein Geschichtsbuch präsentiert, sondern uns in eine wahre Geschichte der einstigen Welt des 18. Jahrhunderts, die wie ein Abenteuerroman ist, hineinzieht. Ein Buch, das nicht nur für Geschichtsfreaks ist! Nein, ein Buch für alle, die beim Lesen in ferne Welten getragen werden möchten und die viel über Menschen lernen und verstehen möchten. Grann ist aber vor allem ein grandioser Erzähler! Seite für Seite lernen wir zu Beginn des Buches fast schon persönlich die Protagonisten kennen, die auf verheerende Weise in der auch immer weiter aufheizenden Extremsituation der Mission, in Macht und Ohnmacht, sämtliche Masken des sozialen Verhaltens fallen lassen werden. Ein Schicksal aus "Not, Zwist, Hunger, Tod und Zerstörung". Autorität entsteht, wenn Rang, Charisma und Wissen zusammentreffen. Aber was geschieht mit einer sozialen Gruppe in einer lebensbedrohlichen Extremsituation, wenn diese Aspekte nicht bei einer Person liegen? Wenn Fehlentscheidungen der Autorität offensichtlich werden? Man merkt, wie die Besatzung auf eine Führung durch Vertrauen, Verständnis und Inspiration hoffte und Despoten, Tyrannen in den Offiziersreihen fürchtet. Klar ist, dass es selbst für geringe Verfehlungen, wie auch Kritik, schon diakonischen Strafen gab. Die Logik des menschlichen Untergangs Bei der Darstellung der dramatischen Geschichte, gibt Grann dem Leser auch die Möglichkeit die Funktionen an Bord eines Kriegsschiffs im 18. Jahrhundert zu verstehen. Denn man musste nicht nur wissen, wie man seine Bewaffnung einsetze, sondern auch ein Gefühl dafür erlangen, wann man bei einem durch Wind und Wellen ständig in Bewegung befindlichen Schiff diese einsetzte. Wir lernen aber auch das Netz der sozialen Klassen, Hackordnungen, Abgrenzungen, Verwobenheit und Abhängigkeiten zwischen allen Mitgliedern der Besatzung kennen. Ein weiterer Höhepunkt des erzählerischen Könnens Granns ist die faktische Zusammenstellung, was die ungezügelten, todbringen Naturkräfte des Meeres am Kap Horn für Konsequenzen haben. Allein diese Darstellung zeigt die wahnsinnige Angst, die die Gewalten bei den Matrosen ausgelöst haben müssen. Ein nicht endender Höllenritt durch Dantes Inferno. Was macht dies mit Menschen? Tiefste Einblicke über die menschliche Psyche erhalten wir, wenn es zur Meuterei kommt. David Grann schafft es, uns diese Handlungen bei jedem der führenden Besatzungsmitglieder in seiner Logik zu erklären. Wir schauen quasi zu, wie es zum Untergang des menschlichen Miteinanders kommt und sind uns bewusst, dass jeder aus seiner Perspektive nicht anders handeln kann. Das ist nicht nur Geschichtsschreibung, das ist Psychologie. Thema des Buches ist aber nicht nur die besondere Geschichte der Menschen auf der Wager, sondern auch die Geschichte des gesellschaftlichen Umgangs und somit der öffentlichen Darstellungen der Vorkommnisse in jener Zeit und die (etwas seltsame) juristische Aufarbeitung bei der Navy in England. Letztlich erfahren wir auch, aus welchen banalen Gründen Kriege durchgeführt wurden.
  • Von: JosefineS

    Mitte 1740 machen sich 6 Schiffe unter englischer Flagge auf, eine der gefährlichsten Fahrten dieser Zeit anzutreten. Der Krieg zwischen Spanien und England wurde nun auch zur See hinaus getragen. Für Ruhm, Ehre und Gold machen sich diese sechs Schiffe auf das gefährliche Kap Hoorn zu passieren. Diese Welten aus Holz trotzen Ozeanen, doch im unwirtlichsten Gewässer der Südhalbkugel wird das Geschwader getrennt und die Wager segelt alleine weiter, nach einem Navigationsfehler strandet diese weit vor dem heutigen Chile. Ein erbitterter Überlebenskampf beginnt. Wo Hunger, Angst und Kälte an einem zehren geraten Moral, Ethik und Regeln schnell in Vergessenheit und das „Recht“ des stärkeren rückt an vorderste Stelle. Die restlichen Überlebenden der Manschaft zerfallen in verschiedene Gruppen. Januar 1742 schaffen es 30 Menschen in einem völlig derangierten Segelboot an die brasilianische Küste. Die letzten Überlebenden des einst königlichen Eroberungsschiffes Wager. 6 Monate später erreichen drei weitere Schiffbrüchige mehr Tod als lebendig Chile. Auch Ihre Geschichte handelt von Schiffbruch, jedoch enthält diese den Vorwurf der Meuterei und Mord. David Grann hat sich viel mit der Geschichte und allen Artefakten, die es aus dieser Zeit zu finden gibt beschäftigt. Seine Nachforschungen umfassen unzählige Dokumente, Logbücher, Tagebücher der Besatzung, Briefe, Berichte der Überlebenden und Werke, die weit nach dem Tod aller Beteiligten verfasst wurden. Diese umfassende Recherche spürt man auf jeder Seite des Buches. Auch was die Beschaffenheit, den Aufbau der Schiffe und Hierarchien der Besatzung anbelangt gibt er uns einen Einblick. Sicherlich entwirrt das Buch diese dramatische Geschichte über Schiffbruch, Mord und Meuterei oder lässt uns zumindest deren Wahrscheinlichkeit gegenüberstellen. Dennoch fiel mir das Lesen schwer an manchen Stellen, denn die Vielfalt der gebräuchlichen Begriffe in der Schifffahrt, die benutz wurden hat mich förmlich erschlagen. Auch sein Schreibstil ist stellenweise sehr unflüssig, da ein „wusste XY über diese Begebenheit zu schreiben“ unfassbar oft das dominierende Ende seiner Passagen war. Auch die Unterbringung von Texten und Gedichten, die ein Verwandter weit nach dem Unglück schrieb oder Auszüge aus Tagebüchern stört regelmäßig die Erzählung und lädt bei der Fülle zum ignorieren ein. Was schade ist, denn in diesem Werk steckt unfassbar viel Arbeit. Selbst Bilder von Gemälden, Fotografien des Logbuches vom Flaggschiff und verschiedenster Darstellungen, sowie Karten der Routen im Einband erweitern das Buch. Ein sehr umfassendes Werk über eine der umstrittensten Seefahrt Überlieferungen des 18. Jahrhunderts, welchem man mit dem nötigen Respekt und Interesse begegnen sollte. Wer sich also darauf einlässt sollte sich im klaren sein, dass dies keine reine historische Erzählung ist und der Autor hier keine Tatsachen der Geschichte zuliebe verbiegt. Vielmehr ist es eine, in Zusammenhang gebrachte Erzählung der historisch belegten Ereignisse, deren Inhalt über Treue, Verrat, Schuld und Unschuld Wertungsfrei wiedergegeben und auf die Wahrscheinlichkeit ihrer Wahrheit hingewiesen wird. Fazit: Man sollte sich sehr für die Schifffahrt und historische Details interessieren. Wer rein eine flüssige Geschichte über ein Seeunglück lesen möchte sollte eher nicht anheuern.
  • Von: Fraggle

    Sich gelegentlich mal vorübergehend und unangekündigt aus der Blogosphäre zu entfernen, ist zuweilen nötig und kann allein deswegen als gute Idee angesehen werden. Dabei aber zu vergessen, dass es da ja aber noch ein Rezensionsexemplar gibt, über das es eigentlich zu schreiben galt, lässt obigen Entschluss zu einer ziemlich dummen Idee werden. Aber hey, Dinge passieren. Damit die Verzögerung nun aber nicht noch länger wird, schreiten wir umgehend zu Tat: Bei David Granns neuem Buch handelt es sich prinzipiell um ein Sachbuch, das, so viel kann vorweggenommen werden, in Sachen Spannung einem Roman jedoch in nichts nachsteht. In „Der Untergang der Wager“ befinden wir uns im Jahr 1739. Zwischen Spanien und England bricht der sogenannte „Krieg um Jenkins Ohr“ aus. Ja, der hieß wirklich so. Im Zuge dessen beschließen die Engländer, ein Geschwader aus einer Handvoll Schiffen auszuschicken, um ein Schiff der spanischen Silberflotte – Kenner der Historie oder von Sid Meiers „Pirates!“ werden nun wissend nicken – aufzubringen und die an Bord befindlichen Schätze zu erbeuten. Geplant ist die Route rund um Kap Hoorn. Und da der südliche Zipfel Südamerikas berühmt-berüchtigt für seine Stürme ist, wäre es eigentlich von im Wortsinne elementarer Bedeutung, zur richtigen Jahreszeit aufzubrechen. Allerdings scheint das Unternehmen von Beginn an nicht unter einem guten Stern zu stehen, denn die Vorbereitungen ziehen sich ewig hin, weil es gar nicht so leicht scheint, die passenden Schiffe zu finden, auszubessern und auszurüsten und selbige dann noch mit fähigen Mannschaften auszustatten. Denn insbesondere an Seeleuten herrscht in der Seefahrernation England zu dieser Zeit ein eklatanter Mangel. Nun, zur Not wird eben schanghait. Und kaum ist endlich alles beisammen, breiten sich Krankheiten unter den Mannschaften aus, noch bevor es überhaupt so richtig losgeht. Auch in späteren Verlauf bleibt das Pech dem Geschwader, insbesondere der „Wager“, hold, denn im Mai 1741 gerät diese vor Kap Hoorn in schwere Stürme und droht zu sinken. Die Überlebenden können sich mit Müh und Not auf eine Insel vor der Küste Chiles retten, heute noch bekannt als „Wager Island“. Damit beginnt der Überlebenskampf jedoch erst richtig, denn an Nahrungsmitteln gibt die Insel nicht viel her. Zudem gibt es voneinander abweichende Ansichten der Seeleute, wie es denn jetzt weitergehen soll, und Kapitän David Cheap hat alle Hände voll damit zu tun, seine Autorität auch nur im Ansatz aufrecht zu erhalten. Letztlich machen sich zwei Gruppen der Überlebenden in unterschiedliche Richtungen auf den Weg. Die eine landet in Brasilien, die andere möchte am ursprünglichen Plan festhalten und nach Norden zum vereinbarten Treffpunkt zu segeln, um dort idealerweise wieder auf das Geschwader zu treffen. Die Überlebenden der beiden Unternehmungen landen schließlich wieder in England – schildern die Gegebenheiten jedoch teilweise deutlich voneinander abweichend und bezichtigen sich gegenseitig zahlreicher Verbrechen. Letztlich kommt es zu einem Prozess vor dem Marinegericht. David Grann hat sich zur Schilderung der Begebenheiten in zahllose zeitgenössische Dokumente, Logbücher, Briefe, Zeitungsartikel, Unterlagen des Gerichtes und was auch immer eingelesen und daraus eine faszinierende Geschichte gemacht, die ihre Stärken aus meiner Sicht in erster Linie in ihrer Detailverliebtheit und ihrer Lebendigkeit hat. Egal, ob es sich um die Aufstellung des Geschwaders und den Aufbau der entsprechenden Schiffe, um die Schilderung der aus der Besatzung als Protagonisten herausgegriffenen Seeleute oder die dramatischen Ereignisse auf Wager Island handelt, ständig hat man das Gefühl, Grann wäre selbst dabei gewesen. Das ist dann natürlich nicht immer – eigentlich nie – eine wirklich reine Wohlfühlgeschichte, denn das Schicksal der Seeleute geht einem schon nahe, in meinem persönlich Fall beispielsweise immer besonders dann, wenn gerade mal wieder berichtet wurde, wann wo wie viele Seeleute an Land ausgesetzt wurden, um sie einfach einem ungewissen Schicksal zu überlassen und nie wieder von ihnen zu hören. Und auch das Leben, Leiden und Sterben an Bord und auf Wager Island ist nur bedingt zur Anhebung der Laune geeignet. Aber das wird nun auch nicht der Anspruch von „Der Untergang der Wager“ sein, dieser wird eher sein, eine faszinierende Mischung aus Sachbuch und Abenteuerroman zu sein. Und diesem kommt David Grann mit seinem Buch vollkommen nach. Wer sich auch nur im Ansatz für historische Romane begeistern kann, von denen es, wenn man mal ehrlich ist, heutzutage kaum noch wirklich gute gibt, der sollte einen Blick auf „Der Untergang der Wager“ riskieren. Klare Leseempfehlung!
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