Im August habe ich einen wunderschönen Ausflug an den Starnberger See gemacht. Mein Ziel war das Buchheim-Museum der Fantasie, in dem es noch bis zum 5. November eine Ausstellung mit Werken von Otto Waalkes zu sehen gibt. Mit Otto als Komiker bin ich gewissermaßen groß geworden: Ich habe als Kind und Teenie seine Platten gehört, über seine Witze im TV gelacht und ihn später auch mal live bei einem Konzert erlebt.
Was ich aber bis vor kurzem nicht wusste: Otto Waalkes ist auch ein sehr begabter Maler, hat seinerzeit sogar Kunst studiert. Auf die aktuelle Ausstellung wurde ich durch einen Zeitungsbericht aufmerksam. Das Besondere an den gezeigten Werken: Otto hat sich dabei bekannte Gemälde von der Antike bis zur Moderne vorgenommen und ihnen gewissermaßen den letzten Schliff verpasst. In einem Interview bezeichnete er selbst seine Werke als Hommage an die Originale. Mir persönlich gefällt der Humor, der in Ottos Werken zum Ausdruck kommt. Von der Ausstellung war ich so begeistert, dass ich, kaum zurück zuhause, gleich eine Anfrage an den Heyne-Verlag bezüglich eines Rezensionsexemplares schickte, die dankenswerterweise auch bestätigt wurde.
Das vorliegende Buch ist erst Mitte Oktober erschienen und gleich in die Spiegel-Bestsellerliste geschossen. Es zeigt auf 75 Doppelseiten jeweils rechts eines von Ottos Gemälden, links die Erklärung, nach welchem Original es entstanden ist, und einige Erläuterungen dazu. Diese Texte sind sehr unterschiedlich: Mal sind es humorige Gedichte, mal ganz ernste Betrachtungen. Die Originale, von denen Otto sich inspirieren ließ, stammen von so renommierten Künstlern wie Sandro Botticelli, Leonardo da Vinci, Albrecht Dürer, Michelangelo, Raffael, Caravaggio, Peter Paul Rubens, Rembrandt, Jan Vermeer, Caspar David Friedrich, William Turner, Carl Spitzweg, Auguste Rodin, Vincent van Gogh, Paul Cézanne, Claude Monet, Gustav Klimt, August Macke, Franz Marc, Egon Schiele, Piet Mondrian, Salvador Dali, Pablo Picasso, Frida Kahlo, Edward Hopper und und und … es ist wirklich so ziemlich jeder namhafte Künstler quer durch alle Epochen vertreten, von der Antike bis Banksy.
Dabei hat mich nicht nur der Humor beeindruckt, mit dem Otto Waalkes seine Ottifanten (und oft auch den Pilsumer Leuchtturm) in die Bilder integriert, sondern auch seine ungeheure Bandbreite, was die verschiedenen Malstile angeht – da kann ich, die ich selbst nicht mal ein ordentliches Strichmännchen zeichnen kann, nur staunend meinen imaginären Hut ziehen. Grundiert werden Ottos Bilder übrigens immer stilecht mit Ostfriesentee.
Ergänzt wird das Buch mit einigen Fotos, die Otto bei der Arbeit zeigen, von 1970 als Kunststudent bis heute. Außerdem gibt es ein Vorwort von Denis Scheck – auf das ich persönlich allerdings gut hätte verzichten können, weil der Autor meiner Meinung nach sich selbst und sein ungeheures Wissen zu sehr in den Vordergrund stellt und dadurch dem Buchthema nicht wirklich gerecht wird. Aber das ist sicherlich Geschmackssache, zumal man das Vorwort ja auch getrost ignorieren und sich ganz auf die Bilder konzentrieren kann.
Das Buch zeigt zwar natürlich längst nicht alle Werke, die in der Ausstellung präsentiert wurden, dafür aber auch einige, die ich im Buchheim-Museum nicht entdeckt habe. Unterschiede gibt es auch im Format: Während in der Ausstellung Bilder in ganz unterschiedlichen Hoch- und Querformaten hingen, sind die Bilder im Buch ausnahmslos quadratisch, was an sich eher ungewöhnlich ist, aber auch irgendwie gut zu Otto passt, wie ich finde.
Das kartonierte Buch wird inzwischen nachgedruckt, weil es aufgrund der großen Nachfrage flugs vergriffen war. Es soll wohl auch noch eine Hardcover-Ausgabe erscheinen, die ist aber bis dato nicht lieferbar, vielleicht kommt sie noch vor Weihnachten, denn das Buch ist meiner Meinung nach ein hervorragendes Geschenk, nicht nur für Otto-Fans. Weitere Motive kann man auf der Webseite Otto-Kunst bewundern und auch kaufen, falls man das nötige Kleingeld hat 😉 Fotos von der Ausstellung im Buchheim-Museum gibt's auf meinem Blog.
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