Das relativ schlichte Cover gefällt mir. Auf einen Blick ist erkennbar, worum es in dem Buch geht und wer an dem Buch mitgewirkt hat. „Verbrechen von Nebenan“ ist mir ein Begriff, denn von Philipp Fleiter habe ich schon ein anderes True-Crime Buch gelesen. Den Podcast selbst kenne ich jedoch nur vom Hörensagen. Relevant ist dieses Unwissen aber nicht für das Buch, denn hauptsächlich sind die Rippermorde Dreh- und Angelpunkt des Buches.
Wer jetzt glaubt, dies ist hier das gefühlt millionste Buch über die Whitechapel-Morde von 1888 und thematisch ausgelutscht, hat auf der einen Seite sicherlich recht. Auf der anderen Seite liegt er aber total daneben.
Ja, über diese Verbrechen wurde schon wahnsinnig viel geschrieben und dennoch gelingt es Philipp Fleiter beinahe etwas völlig Neues zu erschaffen.
Insgesamt umfasst „Jack the Ripper – ein Fall für „Verbrechen von nebenan“: Das True-Crime-Rätsel-Buch“ zehn Kapitel, einen eigenen „Wer ist Jack“ Abschnitt und den Lösungsteil. Denn wer rätselt, der möchte am Ende auch wissen, ob er richtig gelegen hat.
Toll finde ich die Personenübersicht zu Beginn und auch, dass die späteren Opfer nicht als Prostituierte gebrandmarkt werden. Stattdessen werden jene Tätigkeiten angegeben, welche die Damen historisch belegt tatsächlich ausübten.
„Jack the Ripper – ein Fall für „Verbrechen von nebenan“: Das True-Crime-Rätsel-Buch“ ist eine faszinierende Mischung aus True Crime und Fiktion. Dem voran stellt der Autor eine starke Frau, die Reporterin Charlotte Frances Foster. Ihre Figur ist eine Erfindung von Philipp Fleiter, aber an eine der bekanntesten Journalistinnen jener Zeit angelehnt, Nellie Bly. Das macht das Buch so interessant. Denn der Fokus liegt auf der Recherchearbeit von Charlotte zu den grauenhaften Morden. Damit schlägt der Autor gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe.
Zum einen kann er die wahren Begebenheiten des Herbstes 1888 in eine fiktive Rahmenhandlung einbetten und somit einen spannenden Erzählton anschlagen. Dadurch entsteht ein Krimigefühl.
Zum anderen können nun die gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Umstände jener Zeit abgebildet werden, was die Lage extrem nahbar macht. Das historische Lokalkolorit wird so natürlich eingefangen, dass ich komplett in die Zeit abtauchen kann.
Kombiniert wird das Ganze nun mit passenden Rätseln, die sauber in den Kontext eingefügt werden. Der Schwierigkeitsgrad ist bunt gemischt, von sehr offensichtlich und damit einfach, bis hin zu kniffelig. Geübte Rätselprofis haben hier vielleicht nicht so harte Kopfnüsse, mir fielen jedenfalls nicht alle Rätsel leicht. Von geheimen Botschaften über Kombinationsgabe bis hin zum genauen Lesen ist Köpfchen gefragt.
Ein weiterer Pluspunkt: Die Rätsel lassen das Buch interaktiv werden, sodass ich eine sehr intensive Nähe besonders zu Charlotte aufbauen kann.
Mir gefällt, dass Philipp Fleiter eher unkonventionell die Morde beleuchtet. Weder Jack noch seine Opfer stehen im Mittelpunkt, sondern hauptsächlich Charlotte. Aus ihrer Sicht werden die Taten geschildert, sodass zwar die Grausamkeit der Morde verdeutlicht, aber nicht ausgeschlachtet werden. Zudem werden die Opfer menschlich dargestellt, jede Frau hatte ihr Leben mit seinen eigenen Höhen und Tiefen.
„Jack the Ripper – ein Fall für „Verbrechen von nebenan“: Das True-Crime-Rätsel-Buch“ lebt von den Perspektivwechseln, sodass ich neben Charlotte unter anderem auch Mary Jane Kelly und Inspector Abberline begleite. Dadurch wird das Ganze schön lebendig und greifbarer.
Abgerundet wird das Ganze durch kleine graue Infoboxen zu allen möglichen Themengebieten mitten im Kapitel. Das ist super, denn es erweitert mein Wissen und wirkt gleichzeitig auch er- sowie aufklärend.
Kleines Beispiel? Ein Infokasten erläutert die britischen Längenmaße, die anschließend konsequent in der Erzählung Erwähnung finden. So habe ich immer gleich im Hinterkopf, wie diese Angaben mit unseren Längenmaßen vereinbar sind.
Das Beste kommt am Schluss, so auch hier. Das letzte Rätsel ist auf den Täter konzipiert und ich darf entscheiden, welchen der vier präsentierten Verdächtigen Jack the Ripper sein könnte. Eine schöne Idee und ich muss sagen, dass ich Philipp Fleiters Mutmaßung, wer Jack the Ripper wirklich gewesen sein könnte, äußerst plausibel finde.
Für mich ein gelungenes Buch, dass sich dem ganzen Thema aus einem völlig anderen Blickwinkel nähert und damit nicht nur spannungsvoll unterhaltend, sondern auch informativ und interaktiv ist.
Fazit:
Eine absolute Leseempfehlung für alle, die mal eine gänzlich andere Sicht auf die Mordserie werfen möchten und sich weder an den Taten selbst noch an den Frauen, die ein grausames Ende ereilt hatte, ergötzen möchten. Interaktiv, spannungsvoll und authentisch geschrieben.
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