Bei Regen in einem Teich schwimmen von George Saunders

George Saunders Bei Regen in einem Teich schwimmen

Wie funktionieren gute Geschichten, wie schreibt man sie und was erzählen sie uns über unsere Welt: George Saunders führt den Leser durch sieben klassische Kurzgeschichten der russischen Meister Tschechow, Turgenjew, Tolstoi und Gogol, so wie er es zwanzig Jahre lang mit seinen Studenten im Creative-Writing-Programm machte. Und es ist unglaublich, wie unterhaltsam, witzig und erhellend Lernen bei George Saunders ist. Während er uns erklärt, wie Literatur funktioniert, fangen wir an, die Welt mit anderen Augen zu sehen, erkennen, dass gute Literatur moralische und ethische Vorstellungen beeinflussen, ja Leben verändern kann.

Die Geschichten sind in voller Länge abgedruckt: Anton Tschechow, Auf dem Wagen, Herzchen, Die Stachelbeeren; Iwan Turgenjew, Die Sänger; Leo Tolstoi, Herr und Knecht, Aljoscha der Topf; Nikolai Gogol, Die Nase.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: Marianne

    Der Autor dieses Buchs gilt in Amerika als einer der besten Autoren von Kurzgeschichten unserer Zeit. In diesem Buch untersucht er erfolgreiche Erzählungen und zeigt auf, was uns beim Verfassen eigener Geschichten helfen kann. Sieben Geschichten russischer Dichter, die im neunzehnten und Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben wurden, werden in diesem Buch vorgestellt; drei von Anton Tschechow, zwei von Leo Tolstoi, und jeweils eine von Iwan Turgenjew und Nikolai Gogol. Der Autor empfiehlt beim Lesen dieser Erzählungen immer wieder innezuhalten und zu überlegen, welche Informationen mitgeteilt werden, was neugierig macht, und in welche Richtung die Handlung führen könnte. Besonders hilfreich ist die Art und Weise, wie der Autor die erste Geschichte immer wieder unterbricht, um Hinweise zum Text zu geben. Dies fördert die aufmerksame Lektüre und verdeutlicht, worauf es ankommt. Die ausführlichen Kommentare zu den anderen Geschichten finden sich erst am Ende der Erzählungen. Diese Vorgehensweise ist perfekt, so wird der Lesespaß bei den Geschichten nicht getrübt, und durch die Hinweise bei der ersten Geschichte ist das Lesen fruchtbarer. Die Erklärungen sind äußerst hilfreich für das Verständnis der Geschichten. Zudem lenkt der Autor mehrfach die Aufmerksamkeit auf Methoden und Gedanken, die beim Verfassen eigener Geschichten sehr nützlich sein können. Im Mittelpunkt steht seine Ermutigung, die eigene Stimme zu finden. Er meint, die Geschichte nimmt ein eigenes Leben an, entsteht mehr oder weniger von alleine, wenn Autoren das Selbstvertrauen haben einfach drauflos zu schreiben und die Erzählung dann durch wiederholtes Redigieren zu perfektionieren. Dieses Buch ist gut geschrieben, und es macht Spaß, es zu lesen. Teilweise sind die Kommentare ein wenig lang, doch meistens sind sie so gut nachvollziehbar, dass man das beim Lesen gern in Kauf nimmt. Das Gendern und einige ungeschickte Formulierungen stören ein wenig, aber sie mindern nicht den Wert dieses lesenswerten Buches. Fazit: Für Autoren und alle, die sich an guten Geschichten erfreuen, ist dieses Buch eine Bereicherung. Es bietet wertvolle Einblicke in bekannte Kurzgeschichten und verdeutlicht, wie eine Geschichte den Leser dazu motivieren kann, stets weiterzulesen. Sehr empfehlenswert!
  • Von: Myriade

    George Saunders ist ein in den USA sehr bekannter amerikanischer Autor von Kurzgeschichten und hat 2017 seinen Erstlingsroman „Lincoln im Bardo“ herausgebracht. Nach einem sehr abwechslungsreichen Weg (Studium der Geophysik, Jobs in allen möglichen Bereichen) wurde er 1985 in das Programm für kreatives Schreiben der Syracuse University aufgenommen, das er 1988 mit dem Master abschloss. Nach einigen Zwischenstationen lehrt er seit 1997 selbst kreatives Schreiben im Programm der Syracuse University. Die deutsche Übersetzung dieses Buchs ist 2021 im vorzüglichen Münchner Luchterhand Literaturverlag herausgekommen. ISBN 978-3-630-87697-9. Es ist eigentlich so etwas wie ein unsystematisches Lehrbuch des Schreibens, eine schriftliche Fassung einer seiner Lehrveranstaltungen an der Syracuse University. Am Beispiel von sieben Kurzgeschichten russischer Autoren des 19. Jahrhunderts erläutert er wichtige Regeln und Prinzipien kreativen Schreibens. „Wenn wir diese Erzählungen, die meistenteils still, häuslich und unpolitisch sind, zu lesen beginnen, mag der Gedanke vielleicht seltsam erscheinen, aber dies ist eine Literatur des Widerstands, geschrieben von progressiven Reformern in einer repressiven Kultur, unter ständiger Bedrohung durch die Zensur, in einer Zeit, da die politische Haltung eines Schriftstellers zu Exil, Haft, ja Todesstrafe führen konnte. Der Widerstand in diesen Erzählungen ist still, eher nicht geradeheraus, und er erwächst aus dem vielleicht radikalsten Gedanken, den es gibt: dass jedes Menschenwesen Aufmerksamkeit verdient und dass man den Ursprüngen allen guten und bösen Potentials im Universum auf die Spur kommen kann, indem man eine einzige Person, auch eine ganz bescheidene, und die Windungen und Wendungen ihres Innenlebens genau betrachtet“ S13 Folgende Erzählungen werden analysiert: Anton Tschechow „auf dem Wagen“ (1897) Iwan Turgenjew „Die Sänger“ (1852) Anton Tschechow „Herzchen“ (1899) Leo Tolstoi „Herr und Knecht“ (1895) Nikolai Gogol „Die Nase“ (1836) Anton Tschechow „Stachelbeeren“ (1898) Leo Tolstoi „Aljoscha der Topf“ (1905) Saunders hat nicht etwa die gleichen Maßstäbe an alle Texte angelegt sondern hat an verschiedenen Geschichten verschiedene Dinge erläutert. Er ist dabei nicht von Prinzipien des Schreibens sondern von den jeweiligen Texten selbst ausgegangen. „Im Buddhismus heißt es , jegliches Leben sei wie „ein Finger, der auf den Mond zeigt“. Der Mond (die Erkenntnis) ist das wesentliche und der zeigende Finger versucht, darauf hinzuweisen, aber wir dürfen Finger und Mond nicht miteinander verwechseln. Wer von uns schreibt, wer davon träumt, eines Tages eine Erzählung zu schreiben wie diejenigen, die wir gelesen und geliebt haben, in denen wir lustvoll verschwunden sind und die uns für kurze Zeit wirklicher erschienen als die sogenannte Wirklichkeit, dessen Ziel (der Mond) ist ein Zustand des Geistes, aus dem heraus wir vielleicht so eine Erzählung schreiben können. All das Werkstattgerede und die Erzähltheorie, und die aphoristischen, cleveren, handwerklich ermutigenden Parolen sind nichts weiter als Finger, die auf diesen Mond zeigen, um uns zu diesem Zustand des Geistes zu führen. Und das Kriterium, nach dem wir einen angebotenen Finger annehmen oder verwerfen, lautet „ist das hilfreich? „ In diesem Sinne biete ich alles Folgende an.“ S 19 Und er bietet eine Menge an. Zunächst eine ganz grundsätzliche Überlegung, was wohl den Leser/die Leserin dazu bringt, nach einer Zeile auch die nächste, übernächste ….. zu lesen. „Gibt es Gesetze der Literatur, so wie es Gesetze der Physik gibt? Funktionieren manche Dinge einfach besser als andere? Was schmiedet die Verbindung zwischen Autor und Leser, was zerstört sie? Und wie finden wir das heraus? S 24 Die Aufzählung sämtlicher Fragen und Antworten zum Thema „Schreiben“, die Saunders aufwirft, sprengen eindeutig den Rahmen einer Buchbesprechung. Sie sind auch auf die jeweiligen Texte bezogen und können meist nicht sehr aufschlussreich sein, wenn man die Texte nicht gelesen hat. Saunders abschließende Bemerkungen haben mir auch sehr gut gefallen: „Nach meiner Erfahrung funktioniert ein künstlerisches Mentorat im besten Fall ungefähr so: der Mentor äußert meinungsstark seine Ansicht, so als wäre sie die einzig mögliche und richtige. Der Studierende gibt vor, diese Haltung zu übernehmen. Er glaubt dem Lehrer einfach ( probiert seine ästhetischen Prinzipien versuchsweise an, wie ein Kleidungsstück, beugt sich seinem Ansatz), um herauszufinden, ob da was dran sein könnte. Am Ende der Mentorszeit klinkt die Studierende sich wieder aus, distanziert sich von der Ansicht des Lehrers, die sich sowieso inzwischen anfühlt wie schlecht sitzende Kleidung, und kehrt zu ihrer eigenen Denkweise zurück. Aber vielleicht hat sie ja unterwegs ein paar Erkenntnise mitnehmen können. Wahrscheinlich waren ihr die gar nicht ganz neu, die Lehrerin hat sie nur daran erinnert“ S 508 Am Ende des Buchs bietet der Autor drei praktische Übungen an, die ich sehr interessant finde: 1. Übung im Streichen – sukzessive soll ein Text von 600 Wörtern auf die Hälfte zusammengestrichen werden. Es wird ein geeigneter Text angeboten und Möglichkeiten diskutiert. 2. Übung im Steigern – Es soll eine Geschichte von 200 Wörtern geschrieben werden, es dürfen aber nur 50 verschiedene Wörter verwendet werden. „Die meisten Autor:innen neigen dazu, Erzählungen mit langen Expositionen zu schreiben, kommen aber nie in die ansteigende Handlung hinein.Ich habe schon ganze Romane von Studierenden gelesen, die so liefen – Seiten über Seiten brillianter Exposition, ohne dass die Spannung anstieg. (…) Aus Gründen, die mir verschlossen bleiben, enthalten Erzählungen, die bei dieser Übung zustande kommen fast immer Ansteigende Handlung. Manche Studierende werden eher witziger und unterhaltsamer und dramatischer als in ihren „echten“ Texten. S 527 3. Übung mit Übersetzungen – Das ist eine Übung, die nur mit Texten von bekannten Autoren möglich ist, da nur sie in verschiedenen Übersetzungen in verschiedenen Sprachen zur Verfügung stehen und auch recht aufwändig in der Beschaffung der Beispiele. Alles in allem ein sehr empfehlenswertes Buch für alle, die sich fürs Schreiben interessieren oder auch für analytisches Lesen und Literatur im Allgemeinen.
  • Von: Cool Cats Cologne

    Es ist kein Buch, dass man schnell weg liest; wer sich das zur Hand nimmt, muss auch ein klein wenig mitarbeiten. George Saunders hat nicht nur das wunderbare „Lincoln im Bardo“ geschrieben, er lehrt vor allem Kreatives Schreiben an der Syracuse University in den USA. Das hier ist so etwas wie die Niederschrift eines Kurses. Anhand von sieben klassischen, russischen Kurzgeschichten von z.B. Tschechow, Gogol oder Tolstoi zeigt er uns, wie gute Geschichten funktionieren. Wie sind die Texte aufgebaut? Welche Perspektiven werden eingenommen? Wohin führt die Handlung und wie? Ich schreibe selbst nicht, liebe aber gute Bücher. Wer also im Deutschunterricht gerne über Texte geredet hat, wird das hier lieben.
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