Judenfetisch von Deborah Feldman

Deborah Feldman Judenfetisch

Von der Autorin des Weltbestsellers »Unorthodox«

Ja, Berlin war es, das neue Leben in Deutschland war es, der Grund, warum plötzlich all diese Fragen in mir aufzogen. Ich hatte mich vom Thema jüdischer Identität in der Gegenwart weitgehend verabschiedet, ich wollte nur Mensch unter Menschen sein, Berliner unter Berlinern. Wie weit ist mir das überhaupt gelungen? Wie habe ich es auszuwerten, dass dieses Deutschwerden, worum ich mich so fleißig bemüht habe, mich zu meinem Judentum wieder zurückschob wie zu einer unerfüllten Pflicht, die kein Vertagen mehr duldet?

Was bedeutet “Jüdischsein” heute? Deborah Feldman, von Holocaust-Überlebenden in den USA erzogen und ausgerechnet nach Deutschland emigriert, über einen Begriff, der immer auch eine Zuschreibung, eine Begrenzung, eine Projektion ist, im Negativen wie im Positiven. Ihre Auseinandersetzung mit ihrem kulturellen Erbe – und der damit verbundenen Last – beinhaltet auch das Bestreben, das Jüdischsein in etwas Größeres, Diverseres, Humaneres einzubinden. Es ist ein Plädoyer für mehr Gemeinsamkeit über Grenzen hinweg – und eine Ermutigung an alle jene, die sich aus der Falle von Gruppenzwängen befreien wollen, um ihre Identität frei und selbstbestimmt zu definieren.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: TextArt

    Im Oktober 2020 habe ich das Buch "Unorthodox" von Deborah Feldmann gelesen, in dem sie über ihren Ausstieg aus einer ultraorthodoxen Gemeinde in New York erzählt. Das Buch hat mich sehr bewegt. Im August 2023 ist nun ihr neues Buch "Judenfetisch" erschienen. Zwei Monate vor den Ereignissen in Israel und im Gaza. Die Arbeit an diesem Essay begann bereits Jahr zuvor. Auf Reisen nach Israel hat Feldmann bereits begonnen ihre Geschichte und ihre Sicht aufzuschreiben. Sie war auf der Suche nach der jüdischen Gegenwart und ihrer eigenen jüdischen Identität. Es ist ein sehr persönliches Buch geworden, das ihren Blickwinkel darlegt. Mit einer differenzierten Sicht auf Israel und jüdischer Identität, das anecken will und dies auch tut. Feldmann ist wie gewohnt kritisch, auch in Hinsicht auf ihre eigene Geschichte, ihrem Ausstieg aus der ultraorthodoxen Gemeinde und ihren Erfahrungen in Deutschland. So stehen beide Teile im krassen Gegensatz: In Amerika war ihr ihre jüdische Identität keine Hilfe mehr, sie versucht sie zu verstecken. In Deutschland hingegeben hat sie JudenInnen kennengelernt, die sich über ihr Jüdischsein definierten und es in den Vordergrund stellen. Feldmann fühlt sich als Jüdin entsprechend der Bezeichnung. Bezeichnungen, die sie für JüdInnen in Europa findet sollten dennoch kritisch hinterfragt werden. Feldmann's Essay ist aber nicht nur kritisch gegenüber den JüdInnen in Deutschland und Europa. Auch Israel steht sie differenziert gegenüber. Sie spricht über die Geschichte und die Entwicklungen in Israel seit dem zweiten Weltkrieg. Beleuchtet Israels Rechtspopulismus und beleuchtet unsere westliche Demokratie. Mit knapp 270 Seiten wirkt das Buch vergleichsweise kurz. Der Essay ist aber sehr informativ, wirft viele Fragen und neue Perspektiven auf und lädt ein sich selbst mehr mit dem Thema zu beschäftigen. Feldmann schreibt anschaulich und anekdotenhaft und erzählt ihre eigene Biografie weiter. Herausfordernd, unbequem und sehr persönlich.
  • Von: Bookfeminist

    (Rezensionsexemplar) „Judenfetisch“ von Deborah Feldmann ist ein sehr persönliches Buch, indem die Autorin sich mit ihrer Definition von (modernem) Jüdischsein auseinandersetzt. Es ist eine Sichtweise unter vielen. Ihr Blickwinkel ist geprägt von dem Vergleich ihres Lebens in den USA und seit 2014 in Deutschland sowie dem Vergleich zwischen liberalen und orthodoxen Jüdinnen und Juden. Wer bereits ihr Werk „Unorthodox“ gelesen hat, weiß das die Autorin in einer sehr orthodoxen Gemeinde in den USA aufgewachsen ist und entsprechend erzogen wurde. In den USA versuchte sie ihr Jüdischsein zu verstecken, deshalb kann sie zum Beispiel garnicht richtig nachvollziehen, wieso in Deutschland lebende Jüd*innen ihr Jüdischsein so in den Vordergrund rücken. Ob diese dann wirklich als „Bühnenjüdinnen“ bezeichnet werden müssen ist aber äußerst fraglich. Grundsätzlich ist sie in Deutschland lebenden Jüd*innen sehr kritisch gegenüber. Sie erzählt uns aber auch viel über ihre Israelreise, während der sie sich verstärkt mit jüdischer Identität auseinandersetze und letztlich diesen langen Essay darüber schrieb. Gegenüber Israel äußert sie sich kritisch und beleuchtet den bestehenden Rechtspopulismus in dem Land. Im Gesamten war es eine spannende Sichtweise, die sich durch die Ereignisse im Oktober nochmal anders liest, aber das Buch entstand bereits einige Jahre davor. Natürlich ist das Buch die subjektive Sichtweise der Autorin, aber sie erzählt darin eben auch ihre Geschichte und ihre Eindrücke. Für die 270 Seiten habe ich vergleichsweise echt lange gebraucht, weil ich über das Gelesen viel nachgedacht habe und nebenbei recherchiert habe. „Judenfetisch“ ist informativ und hat mir noch mal eine neue Perspektive aufgezeigt.
  • Von: Lust_auf_literatur

    Schon länger verfolge ich das Schreiben von Deborah Feldman, auf die ich durch ihr außerordentliches autobiografisches Buch „Unorthodox“ aufmerksam wurde. Darin beschreibt sie ihr Aufwachsen in einer ultraorthodoxen, abgeschlossen jüdischen Gemeinschaft in Williamsburg, USA, und ihren Ausstieg aus dieser Gemeinschaft. In „Überbitten“ setzt sie sich nach ihrer Flucht sehr intensiv mit der Vergangenheit ihrer Familie und ihrer jüdischen Identität auseinander. Dabei legt Feldman eine Gabe zur tiefen Reflexion und Abstraktion an den Tag, die ich sehr bewundere. Und dennoch hat Feldman mit „Judenfetisch“ ein unbequemes Buch geschrieben, das mir und uns allen als Gesellschaft den Spiegel vorhält. In „Judenfetisch“ analysiert Feldman einige Sachverhalte sehr tief und untermauert ihre gesellschaftspolitischen Aussagen mit eigenen Erlebnissen, Gesprächen und Erfahrungen. Feldman äußert sich in „Judenfetisch“ sehr israelkritisch und warnt eindringlich vor einem neuen radikalen orthodoxen Fundamentalismus in Israel. “Hier in Israel geht es aber längst nicht mehr um diesen Pragmatismus, hier fördert man keine gegenseitige Toleranz zwischen den Frommen und ihrer politischen Herrschaft. Diese Fraktion der Gesellschaft ist in einen Heiligen Krieg mit der Welt um sie herum verfangen, sie ist auf Mission, diesen Staat von innen auszuhöhlen. So lautet ihr religiöser Auftrag.” Dieses schon länger andauernde Erstarken der rechten Strömungen in Israel wirft Feldmann einer gewissen Blindheit und Beißhemmung des Westens vor, allen voran Deutschland. “Niemand ist eine größere Hilfe der Fundamentalisten als der aufgeklärte, emanzipierte, gebildete Westler, der ihnen den roten Teppich auslegt, um aus lauter Romantik seine zukünftigen Unterdrücker zu bejubeln.” Der Buchtitel „Judenfetisch“ bezieht sich eben auf dieses gestörte Verhältnis der Deutschen gegenüber Israel, dem Holocaust oder allem was in irgendeiner Weise als Jüdisch etikettiertet ist. „Nur in Deutschland gilt, anderes irgendwo im Ausland: “Dieses Israel ist kein Land als Fläche oder Gesellschaft, es ist Israel als Fata Morgana: es darf nicht näher betrachtet werden.” Ein ganzes Land als einzigartige Projektionsfläche für die deutsche Gesellschaft? Feldman selbst fühlt sich oft als Alibijüdin und sieht sich unter einem überdimensionalen Erwartungsdruck der deutschen Öffentlichkeit, sich zum Thema jüdischen Identität oder Antisemitismus zu äußern. Jüdisch sein als Begrenzung, als Zuschreibung und als Projektion, hinter dem der eigentliche Mensch verschwindet. Ich hatte erst gezögert, diese Rezension zu veröffentlichen, aus Angst mich falsch auszudrücken und Missverständnisse zu provozieren. Doch nachdem ich Deborah Feldmann so dezidiert und klar auf der Buchmesse sprechen hörte, will ich nicht mehr ausweichen. Ihre Worte und ihr Roman ermutigten mich, mich mit meinem eigenen Judenfetisch zu beschäftigen, der zweifellos vorhanden ist, was meine Vorliebe für Romane, die sich mit dem (oft chassidischen) Judentum beschäftigen, beweist. In „Judenfetisch“ finde ich interessante Beobachtungen, Gedankengänge und Erfahrungen zu Themen, mit denen ich mich als wenig informierte Atheist*in sonst recht wenig auseinandersetzte, die mich aber interessieren und die ich für wichtig und gesellschaftlich relevant halte. Ich würde sagen, einige Vorkenntnisse sind für die Lektüre des Buches von Vorteil, aber nicht unbedingt erforderlich, wenn mensch bereit ist, sich tiefer mit der Materie auseinanderzusetzen.
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