Nomaden der Arbeit von Jessica Bruder

Jessica Bruder Nomaden der Arbeit

Verfilmung »Nomadland« ausgezeichnet mit 3 Oscars, 2 Golden Globes und dem Goldenen Löwen

Zehntausende Menschen in Amerika sind unterwegs. Sie leben in Wohnmobilen, Vans, Anhängern. Übernachten auf Supermarkt-Parkplätzen, neben den Highways, in der Wüste. Sie schaufeln Zuckerrüben in North Dakota, reinigen Toiletten in den Nationalparks von Kalifornien, arbeiten Zwölf-Stunden-Schichten im Amazon-Versandzentrum im winterlichen Texas. Eines haben sie oft gemeinsam: Sie sind alt. Und im 21. Jahrhundert, erschüttert von der Finanzkrise der Zehnerjahre, ist ihnen der Boden für den sprichwörtlich wohlverdienten Ruhestand weggebrochen. Deshalb ziehen sie als Nomaden der Arbeit von einem saisonalen Tageslohnjob zum nächsten.



Jessica Bruder hat sich ihnen ein Jahr lang angeschlossen und ist diesem Treck durch ganz Amerika gefolgt. Eine nachhallende Reportage über Ausbeutung, Ungerechtigkeit und prekäre Lebensumstände, aber auch über altersweise Beharrlichkeit, Sinn für Gemeinschaft und Abenteuer, wie sie nur ein amerikanischer Highway versprechen kann.

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Leserstimmen Das sagen andere LeserInnen

  • Von: überalldiewörter

    Raus aus dem Alltagstrott und weg aus der Stadt, stattdessen mit dem Bus durchs Land fahren, unabhängig sein, selbstständig arbeiten. Klingt gut, oder? Auf Instagram steht das #vanlife für #freiheit und #happiness – für viele Menschen in den USA dagegen ist das Leben im Wohnwagen die letzte Rettung vor der Obdachlosigkeit. Jessica Bruder hat diese Menschen ein Jahr lang begleitet, ist dafür selbst in einen Wohnwagen gezogen und mit den Nomaden durch die USA gefahren. Es sind zehntausende Menschen, die eigentlich schon im Rentenalter sind, sich den Ruhestand aber nicht leisten können. Viele von ihnen haben in der Finanzkrise Geld oder Immobilien verloren und sich nie davon erholt, manche hangelten sich jahrelang von einem Job zum anderen und verdienten nie genug, um sich eine Altersversorgung anlegen zu können; andere sind aufgrund von Erkrankungen und daraus resultierenden hohen Arztrechnungen schwer verschuldet. Sie leben nun in Bussen, Wohnwagen und Anhängern und reisen für schlecht bezahlte Jobs durch das Land. Die Arbeit, die sie machen, ist hart: Viele verbringen die Tage als Erntehelfer auf den Feldern in der Hitze, andere verräumen für einen Hungerlohn nachts Produkte in Amazon-Lagern. Jessica Bruder beleuchtet in ihrem Buch meisterhaft nicht nur die Schicksale der einzelnen Senioren, sondern macht auch auf die menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen der temp jobs aufmerkam. Sie berichtet von bürokratischen Problemen und den Auseinandersetzungen, die insbesondere BPoC häufig mit der Polizei haben, wenn sie sich keinen Stellplatz leisten können und auf öffentlichem Grund campen; aber sie erzählt auch vom Optimismus der Arbeitenden, von der Abenteuerlust der Nomaden und der Lagerfeuergemeinschaft, in der sich die Reisenden bedingungslos unterstützen. Am Ende steht das großartig gezeichnete Bild einer Gesellschaftsgruppe, die sich durchbeißt, immer alles gibt und den Mut nicht verliert – die aber auch so viel Besseres verdient hätte. Eine Reportage, die bewegt und deutlich macht, dass sich dringend etwas ändern muss.
  • Von: Elke Heid-Paulus

    Sie haben ihr Leben lang gearbeitet, sind zu bescheidenem Wohlstand gelangt, haben sich ein geruhsames Rentenalter vorgestellt. Doch dann kommt die Finanzkrise – und Wusch…alles weg. Keinen Job mehr, kaum Ersparnisse, die Kredite können nicht mehr bedient werden, das Häuschen kommt unter den Hammer, erlöst aber weit weniger als erwartet, Pensionsfond futsch, die Taschen sind leer. Keine Krankenversicherung, die Sozialhilfe, ca. 500 Dollar im Monat, reicht hinten und vorne nicht. Was bleibt? Realität für Abertausende Amerikaner im Rentenalter, die nach dem Crash 2007 alles verloren haben. Das Wenige, das sie noch haben, stecken sie in einen (in den meisten Fällen betagten) Camper und gehen auf Tour, wie bereits ihre Vorfahren während der Großen Depression in den dreißiger Jahren. Von Ost nach West, von Nord nach Süd, aber im Zweifelsfall immer dahin, wo billige Saisonarbeitskräfte benötigt werden. Als Erntehelfer, Hilfskräfte bei sportlichen Großveranstaltungen, Mädchen-für-alles in den Nationalparks, Aushilfen im Weihnachtsgeschäft des größten Onlinehändlers. Eingestellt werden sie gerne, sind sie doch zuverlässig und gewissenhaft, stellen keine Ansprüche und schuften sprichwörtlich bis zum Umfallen. Und das alles für kleines Geld und einen freien Stellplatz. Freiheit und Abenteuer? Bei Weitem nicht. Die amerikanische Journalistin Jessica Bruder hat sich drei Jahre intensiv mit diesem Thema beschäftigt und auch über einen längeren Zeitraum einige dieser „Workamper“ im eigenen Camper begleitet und deren Leben geteilt. Ihre Erlebnisse hat sie in „Nomaden der Arbeit. Überleben in den USA im 21. Jahrhundert“ niedergeschrieben, einer entlarvenden und zu Herzen gehenden Sozialreportage. Mit großer Sympathie für ihre Reisegefährten seziert sie den „American dream“ und zeigt die Auswirkungen einer Politik, die sich nur Profitinteressen verpflichtet fühlt. Eine Entwicklung, die nicht nur die USA betrifft sondern auch hierzulande gilt. Deshalb: „Nomaden der Arbeit“ - Pflichtlektüre für all diejenigen „Volksvertreter“, die sowohl das soziale Netz beschneiden als auch die Altersvorsorge auf andere Füße stellen wollen